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Vor 30 Jahren bekam der „Eiserne Vorhang“ erste Löcher

Am 2. Mai 2019 ist es genau drei Jahrzehnte her, dass sich Ungarn zum Abbau der Grenzsicherungsanlagen zum Nachbarland Österreich entschloss. Es war der erste Stein, der zum Auslöser eines „Domino-Days“ in gigantischem Ausmaß wurde.

Die Entscheidung der ungarischen Regierung führte dazu, dass der ungarische Außerminister Gyula Horn zusammen mit dem österreichischen Außenminister Alois Mock Ende Juni 1989 in einem Festakt symbolisch ein Zaunsfeld aus dem „Eisernen Vorhang“ entfernen ließ. Das erste Grenztor öffnete am 19. August 1989 seine Pforten. Diese drei Ereignisse wurden zu den Auslösern einer Ausreisewelle in der ehemaligen DDR und gipfelten letztendlich in der Wiedervereinigung Deutschlands.

Wie aus den Friedensgebeten die Montagsdemos wurden

Die Anfänge der Montagsdemonstrationen in Leipzig finden sich bereits im Jahr 1988. Sie fanden sporadisch nach den Friedensgebeten in der Nikolaikirche in Leipzig statt. Das war ein Grund, dass der Bereich um die Nikolaikirche immer stärker von der Polizei und der Stasi kontrolliert wurde. Diese Kontrollen wurden zeitgleich mit der Grenzöffnung in Ungarn verstärkt. Beide Faktoren zusammen potenzierten den Unmut vieler DDR-Bürger gegenüber der Politik der Honecker-Regierung. Viele DDR-Bürger reisten ab August 1989 nach Ungarn in der Hoffnung, von dort aus über Österreich nach Westdeutschland zu gelangen. Parallel dazu verzeichneten die Montagsdemos einen immer größeren Zulauf. Im September 1989 starteten die Sicherheitskräfte der ehemaligen DDR in Leipzig eine massive Verhaftungswelle, die allerdings die Wut der Bürger weiter forcierte. Die Montagsdemonstrationen erhielten schlagartig immer mehr Zulauf. Binnen einer Woche verzehnfachte sich die Teilnehmerzahl und überschritt am 9. Oktober 1989 erstmals die 100.000.

Der 9. Oktober 1989 war der kritischste Tag in Leipzig

Noch war die Zeit nicht ganz reif dafür, dass auch die DDR-Regierung eine Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ beschlossen hätte. Das erfolgte erst am 9. November 1989, nachdem in dieser Woche die Zahl der Teilnehmer der Montagsdemo in Leipzig auf rund eine halbe Million angestiegen war. Trotz dieses Anstiegs war keiner der Montage von der Stimmung her so kurz vor einer gewaltsamen Auseinandersetzung wie der 9. Oktober 1989. Bis heute konnte nicht mit hundertprozentiger Sicherheit geklärt werden, wie es zum Abzug der Sicherheitskräfte kam. Perfiderweise hatte die DDR-Regierung die Armee als dritten Ring rund um die Innenstadt von Leipzig platziert. Den inneren Ring und damit die direkten Gegenüber der Demonstranten bildeten die Mitglieder der Kampfgruppen. Sie weigerten sich, die Waffen auf ihre Familienangehörigen, Freunde und Kollegen zu richten. Das ist wahrscheinlich der Hauptgrund, dass es an diesem Tag in Leipzig keine Toten gab. Eine Eskalation an diesem Tag konnte auch der sogenannte „Aufruf der Sechs“ verhindern, der an diesem Abend über den Stadtfunk übertragen wurde. Verlesen wurde er von Kurt Masur.

Quelle: Augenzeugenberichte

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