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US-Erdbebenkonferenz: San-Andreas-Verwerfung ist ein Pulverfass

In der erste Maiwoche 2016 fand die National Earthquake Conference im kalifornischen Long Beach statt. Die Ergebnisse der Wissenschaftler sind ein Anlass zur Sorge: Sie schätzen den in Südkalifornien liegenden Teil der San-Andreas-Verwerfung mittlerweile als unberechenbares Pulverfass ein. „Verhakt, mit Energie aufgeladen und bereit zu rollen“ – so lautete das wörtliche Urteil eines der Teilnehmer der Fachkonferenz, der als weltweit führende Experte bei der Beurteilung der Erdbebengefahr gilt. Diese Meinung äußerte auch Thomas Jordan, der aktuelle Chef des Southern California Earthquake Centers, in seiner Keynote zur Fachkonferenz.

Thomas Jordan liefert nachvollziehbare Erklärung

Die San-Andreas-Verwerfung gilt als eine der gefährlichsten Plattengrenzen in den ganzen USA. Forschungen haben ergeben, dass sich die angestaute Energie in der Vergangenheit in einem bestimmten Turnus in schweren Erdbeben entladen hat. Dieses Intervall durchschnittlich 100 Jahre. Das bisher letzte große Erdbeben an den nördlich von Los Angeles gelegenen Teilen der San-Andreas-Verwerfung hat es 1857 mit einer Stärke von 7,9 auf der Richter-Skala gegeben. Damals wurde der San-Andreas-Graben auf einer Länge von fast 300 Kilometern aufgerissen. Das ist inzwischen 159 Jahre her. Im Abschnitt, der in Richtung Süden auf der Höhe von Los Angeles beginnt, liegt das letzte große Erdbeben bereits 204 Jahre zurück. Noch kritischer ist die Situation auf der Höhe von San Diego. Dort ist das durchschnittliche Intervall bereits um 226 Jahre überschritten.

Welche Konsequenzen müssen aus der Erdbebengefahr gezogen werden?

Die „normale“ Entlastung der alle rund 100 Jahre auftretenden Erdbeben verschiebt die Plattengrenzen durchschnittlich um 16 Meter gegeneinander. Den auf der National Earthquake Conference geäußerten aktuellen Prognosen der Wissenschaftler zufolge müsste das nächste große Erdbeben in Kalifornien mindestens die Stärke 8 auf der nach oben offenen Richter-Skala erreichen. Sie gehen davon aus, dass das nächste Erdbeben noch schlimmere Verwüstungen hinterlassen könnte als das Fort Tejon Erdbeben aus dem Jahr 1857.

Als besonders verwundbar werden trotz der von Eric Garcetti (Bürgermeister von Los Angeles) vorangetriebenen Nachrüstungen die Äquadukte der Stadt eingeschätzt. Schon 2008 hatten die Wissenschaftler gewarnt, dass die Wasserversorgung von Los Angeles für bis zu einem halben Jahr schwer gestört werden könnte. Los Angeles gilt deshalb als besonders stark gefährdet, weil die Innenstadt gerade einmal knapp fünfzig Kilometer von der San-Andreas-Verwerfung entfernt ist und darunter weitere Bruchlinien wie die Puente-Hill-Verwerfung verlaufen.

Vor allem die durch die Richtimpulse verursachten Erdbebenwellen werden nach Meinung der Wissenschaftler dafür sorgen, dass das nächste große Erdbeben in Südkalifornien mehrere Minuten dauern könnte. Aktuell gehen die Geologen von bis zu drei Minuten aus. Das erhöht das Gefahrenpotential erheblich. Die derzeitigen Schätzungen für die beim „Big One“ entstehenden Schäden belaufen sich deshalb auf mindestens 200 Milliarden Dollar.

Quelle: LA Times

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