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Schlachten trächtiger Kühe soll verboten werden

Die Bundestierärztekammer schätzt, dass Jahr für Jahr in Deutschland bis zu 180.000 hochträchtige Kühe auf die Schlachtbank kommen. Vielfach entdeckt man die Kälber im Mutterleib erst beim Ausnehmen. Da diese nach dem Schlachten des Muttertiers aber langsam und qualvoll in der Gebärmutter ersticken und ihr Tod bis zu 20 Minuten dauern kann, soll jetzt etwas unternommen werden. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt sieht das ähnlich und äußerte sich zu dem „absolut inakzeptablen“ Zustand unter anderem im ARD-Polit-Magazin „Report Mainz“. Dort kündigte er an, neue Verordnungen und Vollzugsregelungen auf den Weg bringen zu wollen, und zwar sowohl auf europäischer Ebene als auch erstmals auf nationaler Ebene.

Schlachten trächtiger Kühe – Missstände seit Jahren bekannt

Man müsse beispielsweise die Kontrollen an den Schlachthöfen verstärken, um einen besseren Tierschutz zu gewährleisten, erklärte Schmidt weiter. Zudem dürften trächtige Kühe im letzten Drittel der Schwangerschaft nicht mehr transportiert werden. Bisher gibt es lediglich eine Regelung, die besagt, dass trächtige Kühe in den letzten zehn Prozent der Trächtigkeit nicht mehr transportiert werden dürfen.

Mit den Vorschlägen reagiert der Minister auch auf Forderungen der Schlachthofveterinäre und der deutschen Fleischwirtschaft. Sie wiesen bereits vor mehr als zwei Jahren auf das Problem beim Schlachten trächtiger Kühe hin.

Bauernverband sieht ebenfalls wenig Sinn im Schlachten trächtiger Kühe

Auch der Deutsche Bauernverband sieht das Schlachten trächtiger Kühe nicht gerne. Man hält es sogar für nicht vertretbar. In einer Mitteilung des Bauernverbands heißt es, dass es auch aus Sicht der Nutztierhalter keine Gründe gäbe, die dafür sprechen würden. Weder ethisch noch wirtschaftlich könne der Schlachtvorgang einer Mutterkuh begründet werden. Ausnahmen dürften höchstens aus medizinischen Gründen oder auf behördliche Anordnungen zur Seuchenbekämpfung gelten.

Noch ist das Schlachten trächtiger Kühe legal

Bisher dürfen trächtige Kühe problemlos geschlachtet werden. Weder die deutsche Tierschutzschlachtverordnung, noch die EU-Verordnungen enthalten Regelungen zu diesem Punkt. Wie der Deutsche Bauernverband und die Landesbauernverbände mitteilten, haben sie in den vergangenen Monaten bereits Lobbyarbeit geleistet und die Tierhalter dafür sensibilisiert, hochtragende Kühe nicht mehr zur Schlachtbank zu führen.

Auch Reinhild Benning, die Agrarexpertin des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), ist nicht einverstanden mit der derzeitigen Vorgehensweise. Sie sieht das Schlachten trächtiger Kühe als „eines der empörenden Symptome der Massentierhaltung“ an. Dabei würden die „Kälbchen als Abfall“ gelten. Sie sieht zwar ein Transportverbot für tragende Tiere als ersten Schritt an, doch reiche dieser nicht aus. Flächendeckende Veterinärkontrollen fehlen ihren Aussagen zufolge bisher. Hier müssten Bund und Länder nachbessern, engmaschige Kontrollen einführen, und zwar auf den Höfen, in den Ställen, auf allen Transporten und im Schlachthof. Nur so könne überprüft werden, ob die Tierschutzregeln beachtet werden.

Quelle: Welt

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