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Wie hoch wird der Mindestlohn in der Schweiz ausfallen?

Am Sonntag entscheiden die Schweizer Bürger über den Mindestlohn. In einer Volksabstimmung soll entschieden werden, ob die Gewerkschaftsinitiative durchgeht. Sie verlangt einen Mindestlohn von sage und schreibe 22 Franken pro Stunde. Das entspricht etwa 18 Euro und wäre der höchste Mindestlohn weltweit. Zum Vergleich: In Deutschland soll künftig ein Mindestlohn von 8,50 Euro gelten und dieser war politisch bereits mehrfach heftig umstritten. In Australien hat man aktuell einen Mindestlohn von 16,37 australischen Dollar, was etwa 11,20 Euro pro Stunde entspricht.

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) ist sich aber sicher, dass ein starkes Land wie die Schweiz faire Löhne brauche. Man gab an, dass gut 330.000 Menschen in der Schweiz für einen Stundenlohn von weniger als 22 Franken arbeiten würden und davon nicht „anständig leben“ könnten. Der SGB betont, dass ein Ja zur Mindestlohn-Initiative gleichbedeutend wäre mit mehr Gerechtigkeit auf der einen Seite und mehr Kaufkraft auf der anderen Seite. Dadurch wiederum könnten neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Experten warnen bei Mindestlohn-Debatte vor Jobvernichtung statt Arbeitsplatzschaffung

Der SGB wird von den Grünen und den Sozialdemokraten unterstützt. Sowohl die Regierung, als auch die Vertreter aus der Wirtschaft wehren sich allerdings vehement gegen diesen horrenden Mindestlohn. Der amtierende Wirtschaftsminister der Schweiz, Johann Schneider-Ammann von der FDP, hatte bereits davor gewarnt, dass viele Arbeitsplätze durch den hohen Mindestlohn bedroht sein könnten. Kleinere Betriebe müssten womöglich sogar gänzlich schließen.

„Avenir Suisse“, ein arbeitgebernaher Thinktank dagegen erklärte, dass bis zu 55.000 Arbeitsplätze in der Schweiz durch diesen extrem hohen Mindestlohn vernichtet werden könnten. Die Denkfabrik gibt an: Je höher der Mindestlohn, umso höher sind auch die wirtschaftlichen Folgen, die daraus resultieren.

Zudem ist zu berücksichtigen, dass in der Schweiz bereits heute hohe Löhne gezahlt werden, was nicht zuletzt auf die hohen Lebenshaltungskosten im Land zurückzuführen ist. Das durchschnittliche Einkommen liegt bei etwa 6.000 Franken, das entspricht 4.907 Euro. Jedoch gibt es große Differenzen zwischen den Regionen. Daher fürchten die Experten, dass insbesondere in den ländlichen Regionen Mindestlöhne von 22 Euro nicht gezahlt werden können. Mitarbeiter müssten dann entlassen werden, wenn ein flächendeckender Mindestlohn in der Volksabstimmung durchgeht.

Tessin wäre vom Mindestlohn besonders betroffen

Im Kanton Tessin werden derzeit vergleichsweise niedrige Löhne gezahlt. Demzufolge würde diese Region vom Mindestlohn besonders stark betroffen sein. Mitarbeiter eines Familienunternehmens aus Tessin unterschrieben daher ein Papier gegen die Initiative der Gewerkschaften. Sie sind der Meinung, sie verdienen lieber 3.000 Franken, als dass sie arbeitslos werden. Die meisten Mitarbeiter des betreffenden Unternehmens sind zudem ungelernt.

Aber auch der Rest des Landes und seine Wirtschaft könnte in Gefahr sein, wie Arbeitgeber betonen. Durch den Mindestlohn hätte man im internationalen Wettbewerb kaum mehr eine Chance, so Valentin Vogt, der Präsident des Schweizer Arbeitgeberverbandes. Derzeit liegt die Schweiz im internationalen Vergleich noch sehr gut. Die Arbeitslosenquote ist zwar zuletzt auf 4,8 Prozent angestiegen, doch liegt sie damit noch deutlich unter dem Niveau anderer europäischer Länder.

Dass der Mindestlohn kommt, ist unwahrscheinlich

Laut aktuellen Umfragen ist es aber eher unwahrscheinlich, dass die Volksabstimmung am Sonntag für den Mindestlohn ausgeht. Darauf deuten auch Ergebnisse der letzten Abstimmung hin. Damals war die 1:12 Initiative klar abgelehnt worden. Mit ihr wollte man erreichen, dass die Managergehälter auf das Zwölffache des einfachen Arbeitslohns begrenzt werden sollten.

Im März vergangenen Jahres dagegen ging ein Entscheid „Gegen die Abzockerei“ positiv aus. Hier sollten Sondervergütungen und Begrüßungsgelder in Millionenhöhe für Spitzenmanager verboten werden.

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