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Wie man Streiks geschickt vermeiden kann

In einigen Punkten sollten sich die deutschen Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften an den USA orientieren. Anstatt tagelange Streiks zu provozieren, wenn es innerhalb der Laufzeit der alten Tarifverträge nicht zu einer Einigung kommt, geht man dort auch ungewöhnliche Wege. Ein aktuelles Beispiel sind die derzeitigen Verhandlungen in der Medienbranche, wo ein Tarifvertrag kurzerhand um 24 Stunden verlängert wurde, um es nicht zu einem „rechtsleeren“ Raum kommen zu lassen.

Wer steckt hinter dieser klugen Lösung?

Am Verhandlungstisch sitzen in diesem Fall die Vereinigung der Film- und TV-Produzenten und die SAG-AFTRA. Hinter dem Kürzel SAG-AFTRA verbirgt sich die Gewerkschaft der Film- und Fernsehschauspieler, die im Jahr 2012 aus der Vereinigung der Gewerkschaft der Filmschauspieler und der Interessensvereinigung der Radiomoderatoren und Fernsehschauspieler hervorging und inzwischen mehr als 165.000 Mitglieder zählt. Sie hätten bis zum 30. Juni 2014 um Mitternacht eine neue Lösung finden müssen. Nun gibt es heute eine Marathonverhandlung, um die Notwendigkeit einer neuerlichen kurzzeitigen Verlängerung zu verhindern.

Die Vorgeschichte des Tarifstreifs

Die Verhandlungen zwischen der SAG-AFTRA und der Produzentenvereinigung begannen am 5. Mai 2014. Zu Beginn wurden sämtliche Details unter Verschluss gehalten. Auch jetzt gibt es keine offiziellen Mitteilungen über den aktuellen Stand der Dinge. Als Ziel für eine Einigung setzten sich beide Seiten den 13. Juni 2014. Eine offene Frage war bisher, ob man die bisherigen Verträge der beiden einst selbstständigen Gewerkschaften weiterführen oder einen komplett neuen Tarifvertrag aushandeln will. Strittig sind nach Insiderinformationen einerseits die Steigerungen bei der Entlohnung und andererseits die Zuschüsse, die von den Produzenten für die Pensionskassen sowie den Krankenversicherungen gezahlt werden müssen.

Als Vorbild dient der Tarifvertrag der WGA

Anders als in Deutschland gibt es in den USA auch Tarifverträge zwischen den Unternehmerverbänden und Gewerkschaften, in denen sich Freiberufler zusammengeschlossen haben. Die „Writers Guild of America“, oder kurz WGA, ist der Berufsverband der Drehbuchautoren. Sie haben bereits Anfang Mai einen neuen Tarifvertrag unterzeichnet, der am 1. Juli 2014 in Kraft tritt. Danach bekommen die Drehbuchautoren künftig eine um drei Prozent gestiegene Entlohnung und 0,5 Prozent mehr Zuschüsse zu den Pensionskassen. In diesem Tarifvertrag werden sogar die Fristen geregelt, in denen die TV-Sendungen kostenlos im Internet gestreamt werden dürfen. Außerdem gibt es ganz konkrete Bestimmungen, unter welchen Voraussetzungen die Drehbuchautoren für Fernsehserien, die weniger als 200.000 Dollar pro Jahr verdienen, an ein bestimmtes Studio gebunden werden können. Ein Traum für alle deutschen Freiberufler der Medienbranche…

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