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Wie gut sind die Bildungschancen in Deutschland?

Alles fing vor mehr als 13 Jahren an. 2001 zeigte der Pisa-Test, dass das deutsche Schulsystem keine guten Leistungen bei den Schülern hervorbrachte. Bildungspolitiker und Bildungsforscher haben Pisa seither als Maßstab genommen, um das Bildungssystem zu verbessern. Das hat auch einige Erfolge gebracht. Die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss sinkt, die Zahl der Abiturienten pro Jahrgang steigt und die deutschen Schüler schneiden auch bei den international durchgeführten Leistungsvergleichen immer besser ab.

Das zeigt auch der neue Chancenspiegel von der Bertelsmann-Stiftung. Erstellt wurde er von Schulforschern der Unis in Dortmund und Jena, am Donnerstag wurde er veröffentlicht. Die bereits zum dritten Male vorgelegte Studie zeigt zwar eine insgesamt vorhandene Verbesserung der Leistungen der Schüler, jedoch ist die Chancengleichheit in Deutschland nicht gegeben. Schüler aus benachteiligtem Umfeld, mit geringerem Bildungsniveau der Eltern, aus nicht ganz so guten wirtschaftlichen Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund erreichen nicht so gute Leistungen, wie Schüler aus „besseren“ Familien.

Leistungsunterschied liegt bei zwei Jahren

So ergab der aktuelle Chancenspiegel der Bertelsmann-Stiftung, dass Leistungsunterschiede von zwei Klassenstufen möglich sind. Gemessen wurde dies an Neuntklässlern im Fach Mathematik. Dabei lassen sich diese Unterschiede nicht alleine mit den unterschiedlichen Schulsystemen in den Ländern erklären.

Im Chancenspiegel wurden insgesamt vier Kriterien herangezogen:

  1. Durchlässigkeit der Schulsysteme
  2. Entwicklungsmöglichkeiten für Schüler
  3. Integrationsmöglichkeiten für Schüler
  4. Chancen auf einen guten Abschluss

Dabei ergab sich, dass kein Land in allen Bereichen Spitze oder Schlusslicht ist.

Wie schnitten die Länder im Chancenspiegel ab?

Nur drei Länder schaffen es im aktuellen Chancenspiegel, gleich in zwei Bewertungspunkten an der Spitze zu liegen: Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Die ersten beiden Länder überzeugen vor allem mit Durchlässigkeit und Kompetenzförderung. Wer alle vier Bewertungspunkte heranzieht, kommt in Thüringen auf das beste Ergebnis.

Die Integration ist in Bremen und Berlin am besten ausgebaut, dafür gibt es in anderen Bereichen Schwachstellen. Bayern dagegen kann bei der Kompetenzförderung punkten, dafür gibt es Nachholbedarf bei der Integrationskraft und Durchlässigkeit. Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz erhalten bei allen vier Kriterien einen mittleren Platz. Die Chance auf einen guten Abschluss zeigt deutliche Unterschiede zwischen Ost und West. Die ostdeutschen Bundesländer bilden hier das Schlusslicht, Spitzenpositionen erreichen dagegen das Saarland, NRW, Hamburg und Baden-Württemberg.

Jedoch schwanken die Ergebnisse innerhalb der einzelnen Länder deutlich. In Bayern zum Beispiel gibt es nur 4,9 Prozent, die die Schule ohne Abschluss verlassen. Im Bundesdurchschnitt liegt die Quote bei sechs Prozent. Beim genaueren Hinsehen schwankt diese innerhalb Bayerns aber zwischen 0,7 und 12,3 Prozent.

Ganztagsangebote müssen verbessert werden

Der aktuelle Chancenspiegel deckt ebenfalls auf, dass die Zahl der Schüler an Ganztagsschulen von 30,6 Prozent 2011 auf 32,3 Prozent 2012 anstieg, allerdings geht der Ausbau zu langsam voran. Die Nachfrage, die bei den Eltern herrscht, kann damit nicht abgedeckt werden. Der gebundene Ganztagsunterricht, der verpflichtenden Unterricht auch in den Nachmittagsstunden vorsieht, wird derzeit nur für 14,4 Prozent der Schüler angeboten. Diese Schulform, so heißt es im Chancenspiegel, sei aber diejenige, die die beste Chancengleichheit biete.

Quelle: Spiegel

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