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Halbjahreszeugnisse in Thüringen mit großen Lücken

Little girl e-learning on laptop in the classroom at school.

Wenn in einem Fach zu oft der Unterricht ausfällt, kann dem Schüler auf dem Zeugnis keine Note gegeben werden.

Das kommt in Thüringen derzeit besonders häufig vor. Dort klafften Zehntausende Lücken auf den Halbjahreszeugnissen der Schülerinnen und Schüler. Wie aus einer Mitteilung des Thüringer Bildungsministeriums hervorgeht, konnten zum Schulhalbjahr 51.232 Zeugnisnoten nicht erteilt werden. Hauptgrund dafür seien der Lehrermangel und der Unterrichtsausfall.

Bildungsministerium versucht zu beruhigen

Wie eine Sprecherin des Bildungsministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur dpa mitteilte, sei es in den allermeisten Fällen „trotz anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen“ gelungen, Schulnoten auf den Zeugnissen zu erteilen. Dennoch weise „jede nicht erteilte Zeugnisnote auf einen Mangel“ hin. Alle Beteiligten versuchten aber, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.

Christian Tischner, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, sprach dagegen von einem Anstieg der fehlenden Noten. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl nicht erteilter Zeugnisnoten um 20 Prozent angestiegen. Tischner erklärte dazu: „Unvollständige Zeugnisse beeinträchtigen die Berufs- und Entwicklungsmöglichkeiten der Schüler nachhaltig“. Den schwarzen Peter schob Tischner erwartungsgemäß der Regierung zu, die es nicht schaffe, den Lehrermangel effektiv zu bekämpfen. Dadurch kommt es zu großen Lücken in den Stundenplänen.

Regelschulen besonders stark betroffen

Laut den aktuellen Angaben fehlten die meisten Noten auf den Zeugnissen, die an Regelschulen ausgeteilt wurden. Sie bilden die dritte weiterführende Schulform neben der Gesamtschule und dem Gymnasium. Zum aktuellen Halbjahr konnten in dieser Schulform 27.717 Noten nicht erteilt werden. Generell ist der Lehrermangel an den Thüringer Regelschulen, vor allem im ländlichen Raum, besonders groß. Im Winter wolle man daher ein duales Studium für das Lehramt an Regelschulen einführen, um den Lehrermangel zu bekämpfen, wie die Sprecherin des Bildungsministeriums erklärte.

Besonders stark von den Unterrichtsausfällen betroffen ist das Fach Musik – und zwar landesweit an allen öffentlichen, allgemeinbildenden Schulen. 10.044 Schülerinnen und Schüler konnten in diesem Fach keine Note erhalten. Auf Platz zwei der Fächer, in denen keine Note erteilt wurde, lag die Kunsterziehung (6.251 fehlende Noten). Mit 4.419 fehlenden Noten auf dem dritten Platz landete das Fach Ethik.

Wie die Sprecherin des Ministeriums mitteilte, werde die Zahl der nicht erteilten Noten zum Schuljahresende jedoch geringer ausfallen. Das zeigt auch ein Blick in die Vergangenheit, in der die Fehlstellen auf den Zeugnissen im ersten Halbjahr immer größer waren als am Ende des Schuljahres.

Im letzten Sommer fehlten laut einer Erhebung des Thüringer Lehrerverbandes im Freistaat rund 2.000 Lehrkräfte. Das sind rund 2,6 Vollzeitkräfte pro Schule im statistischen Mittel. Das Bildungsministerium sprach zum gleichen Zeitpunkt dagegen nur von 1.700 fehlenden Lehrkräften.

Quelle: dpa

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