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Stiftung Warentest stellt Dispozinsen auf den Prüfstand

Die Stiftung Warentest hat sich wieder einmal der Dispozinsen auf Girokonten für Angestellte angenommen. Insgesamt wurden die Dispozinsen von 1.472 Geldinstituten überprüft. Dabei zeigte sich als Fazit der Stiftung Warentest: Bankkunden müssen in Deutschland immer noch zu hohe Zinsen für den Dispo zahlen. Zudem gibt es immer noch viele Banken, die versuchen, die Dispozinsen zu verschleiern. Die Stiftung Warentest gibt sogar an, dass die Preisangaben bei 56 Banken und Sparkassen so unklar seien, dass ein Verstoß gegen die Preisangabenverordnung vorliege.

Diese Zinsen müssen für den Dispo hingelegt werden

Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest, kritisierte in Berlin, dass viele Banken den hohen Dispozins nutzen, um ihre Kunden zu schröpfen. Die Bank mit dem höchsten Dispozins verlangte stolze 16 Prozent für den Überziehungskredit. Im Durchschnitt soll der Zinssatz bei 10,25 Prozent gelegen haben. Im letzten Jahr waren es noch 10,65 Prozent.

Anders sieht die Deutsche Kreditwirtschaft diese Zahlen. So hatte die Bundesbank für Mai 2015 einen durchschnittlichen Dispozins von 8,83 Prozent ermittelt. Damit sei der niedrigste Wert seit mehr als zehn Jahren erreicht worden. Die Stiftung Warentest hält dagegen, dass bei der Bundesbank-Berechnung Dispokredite für alle Personengruppen herangezogen wurden, während man sich im Test ausschließlich auf die Kredite für Angestellte konzentriert hatte.

Primus erklärte bei der Vorstellung des Tests, dass nur noch elf statt 35 Banken, wie im letzten Jahr, 13 Prozent und mehr für den Dispo veranschlagen. Es gibt aber auch eine Reihe von Banken, bei denen der Dispozins nur bei 4,5 bis sieben Prozent liegt. Insgesamt sei die Situation am Markt jedoch „unbefriedigend“. Jeder Prozentpunkt mehr, der für den Dispo verlangt wird, spült rund 345 Millionen Euro in die Kassen der Banken. Primus zufolge müsste ein fairer Zins für den Dispo bei weniger als zehn Prozent liegen.  Außerdem lobte Primus, dass viele Banken mittlerweile auf einen zusätzlichen Strafzins verzichten, wenn der eingeräumte Dispo überzogen wird.

Dispozinsen nicht transparent

Allerdings hagelt es auch Kritik, vor allem an der fehlenden Transparenz bei den Dispozinsen. Den Angaben zufolge hatten zwei Drittel der Banken auf die Anfrage der Stiftung Warentest nicht geantwortet. In einem Drittel der Fälle musste man Tester direkt in die Filiale schicken, um den aktuellen Dispozinssatz herauszufinden.

Damit sind ähnliche Zahlen wie im Vorjahr erreicht worden und Primus bemängelt, dass sich die Banken „freiwillig nicht bewegen“. Daher begrüßte Primus, dass der Gesetzgeber vorhat, die Banken demnächst strengeren Regeln zu unterwerfen. So müssten sie den Sollzinssatz für Überziehungen „klar, eindeutig und in auffallender Weise“ angeben.

Anders sieht es der Bundesverbrand der Verbraucherzentralen (VZBV). Hier fordert man seit langem eine Deckelung der Dispozinsen. Zwar seien transparente Angaben wichtig, sie würden aber nicht ausreichen. Darauf reagierte Primus ebenfalls. Durch die Festlegung des Höchstzinses würde der Dispozins seine Funktion als „einfacher und sofort erfassbarer Vergleichsmaßstab“ verlieren. So geht die Stiftung Warentest davon aus, dass die Banken dann alle den gerade noch zulässigen Höchstzins verlangen würden. Die Verluste würden aber höchstwahrscheinlich über höhere Kontoführungsgebühren ausgeglichen werden.

Quelle: Merkur

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