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Polioviren mutieren – kehrt die Kinderlähmung zurück?

In diesen Tagen spricht alles nur von der Ebola-Epidemie in Afrika. Dabei könnte sich gänzlich unbemerkt eine weitere Erkrankung zur Epidemie entwickeln: Die als ausgerottet geltende Kinderlähmung. Bereits 2010 wurde im Kongo eine schwere Polio-Epidemie beobachtet, die Impfstoffe wirkten gegen die Erreger kaum.

Zwar gibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an, dass man die Zahl der Infektionen bereits seit 1988 um mehr als 99 Prozent senken konnte, dennoch scheint Polio wieder auf dem Vormarsch zu sein. Für die „Ausrottung“ der Kinderlähmung, die lange propagiert wurde, waren vor allem die Impfkampagnen verantwortlich. Mittlerweile vernachlässigen einige Länder, wie Pakistan, Nigeria und Afghanistan allerdings die Immunisierung. Zusätzlich scheinen die Impfstoffe, die genutzt werden, nicht immer und überall gleichermaßen zu wirken. Das geht aus einer Untersuchung einer internationalen Forschergruppe hervor.

Menschen erkranken trotz Impfung an Polio

Die Wissenschaftler rund um die beiden Virologen Christian Drosten und Jan Felix Drexler von der Uni in Bonn haben vor allem den schweren Polio-Ausbruch von 2010 im Kongo untersucht. Damals infizierten sich 445 Personen, fast die Hälfte von ihnen starb an der Kinderlähmung. Zunächst nahm man an, dass die Verstorbenen einfach keine Impfung erhalten hätten. Das stellte sich aber bei der Untersuchung zumindest teilweise als falsch heraus.

Man hatte eine Umfrage durchgeführt, laut derer 72 Prozent der Infizierten eine Polio-Impfung erhalten haben. 49 Prozent der Betroffenen hatten sogar drei Impfungen erhalten – so sollte der Polio-Virus eigentlich überhaupt kein Problem darstellen.

Daraufhin untersuchten die Forscher den Erreger genauer. Dabei stellte sich heraus, dass sich der Virus durch eine genetische Mutation sehr stark verändert hatte, so stark sogar, dass die gängigen Impfstoffe ihm nichts mehr anhaben konnten. Zwar konnten die Antikörper die Viren erkennen, aber nicht klar genug gegen sie vorgehen.

Zu geringer Schutz gegen Kinderlähmung auch in Europa

Christian Drosten erklärte auf Anfrage, dass der Schutz in Europa ebenfalls zu gering ist. Jeder Fünfte, vielleicht sogar jeder Dritte könnte sich infizieren und die Impfungen, die seinerzeit durchgeführt wurden, reichen heute nicht mehr aus. Dies ging aus einer Untersuchung von 34 Medizinstudenten hervor. Sie waren gerade erst gegen Polio geimpft worden und wiesen daher einen guten Impfschutz auf. Im Blut jedoch zeigte sich, dass die Antikörper auch hier nicht ausreichten.

Drosten erklärt, dass es aber trotzdem Mittel und Wege gibt, gegen die Kinderlähmung vorzugehen. Dafür müsse eine Art „Super-Impfung“ erfolgen. Mit dieser sollten die bereits vorhandenen Antikörper maximal stimuliert werden. Allerdings muss vor einer Massen-Impfung gegen Polio erst einmal geklärt werden, ob der mutierte Virus aus dem Kongo überhaupt noch im Umlauf ist. Wichtig wäre die Impfung dann allemal, gilt die Kinderlähmung doch als noch ansteckender als Ebola.

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