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Los Angeles: 900 Schulen nach Bombendrohung geschlossen

Nachdem am 15. Dezember 2015 nach ersten Erkenntnissen sowohl per Mail als auch per Telefon Bombendrohungen eingegangen sind, entschlossen sich die lokalen Sicherheitsbehörden zu einer konsequenten Räumung sämtlicher Schulen der Stadt. Betroffen sind davon rund 900 Schulen und mehr als 640.000 Schüler im Großraum Los Angeles. Die Bombendrohung richtete sich ausdrücklich gegen „mehrere Schulen“ und wird von den Sicherheitsbehörden der Region als „außergewöhnlich“ und „sehr ernst zu nehmen“ eingeschätzt. Bis dato (15. Dezember 2015, 17.00 Uhr MEZ) wird die Schließung und Räumung der Schulen als reine Vorsichtsmaßnahme deklariert.

Alle Schulen in LA sollen durchsucht werden

Die Behörden in Los Angeles haben bereits das FBI um Unterstützung gebeten. Das gab der Chef des LA Police Departments, Steve Zipperman, in seinem offiziellen Statement an. Wie der für den Schulbezirk zuständige Superintendent Ramon Cortines in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem LAPD sagte, werden die Schulen erst wieder geöffnet, nachdem sie durchweg von Spezialkommandos auf mögliche Bomben hin untersucht worden sind. Die Hinweise in den Medien kamen kurz vor 8.00 Uhr Ortszeit. Zu dieser Zeit befinden sich die meisten Schulbusse und Schüler noch auf dem Weg. Die Eltern, die ihre Kinder bereits zur Schule gebracht haben, wurden aufgefordert, die Schüler schnellstmöglich abzuholen. Ramon Cortines wies darauf hin, dass an eine korrekte Identifizierung der Schüler und Eltern gedacht werden soll.

Angst nach Attacken von San Bernardino besonders groß

Erst vor wenigen Tagen hatten Attentäter ganz in der Nähe zugeschlagen und dabei 14 Menschen in einer Sozialstation getötet. San Bernardino ist von Los Angeles gerade einmal knapp hundert Kilometer entfernt. In Los Angeles City leben knapp vier Millionen Menschen. In der durchgängig bebauten Region, die aus einem Cluster von mehreren Dutzend Städten gebildet wird, werden knapp 12 Millionen Einwohner gezählt. Los Angeles stellt einen zentralen Punkt der Bildung im US-Bundesstaat Kalifornien dar. Allein an der dort ansässigen University of California sind jedes Semester mehr als 42.000 Studenten eingeschrieben. Die Stadt und das Umland sind nicht nur eines der größten amerikanischen Zentren der Medienbranche, sondern dort sind auch wichtige Unternehmen der Raumfahrt sowie des Flugzeugbaus ansässig.

Quelle: LA Times, CNN

Update 18.45 Uhr

Auch bei der Schulverwaltung in New York City ist eine Bombendrohung eingegangen. Der Bürgermeister der Stadt, Bill de Blasio, wurde sofort darüber informiert. Doch die New Yorker Drohung wurde von den Sicherheitsbehörden als „nicht ernst zu nehmend“ eingeschätzt. Das NY Police Department hat inzwischen herausgefunden, dass die Drohmail von einer IP-Adresse in Deutschland, genauer gesagt aus Frankfurt, abgeschickt wurde. Nach den neusten Statements der Sicherheitsbehörden in Los Angeles scheint der Urheber der Drohung in New York auch der Absender der Bombendrohung für die Schulen in Los Angeles zu sein. Dennoch will die kalifornische Schulbehörde an ihren vorsorglichen Schließungen und Durchsuchungen der Schulen festhalten. Die weitere Vorgehensweise soll in den nächsten Minuten bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben werden.

Update 19.15 Uhr

Bei der zweiten Pressekonferenz sind erste Details zu den Bombendrohungen gegen die Schulen in Los Angeles veröffentlicht worden. Danach wurde in der Voicemail behauptet, dass der Urheber der Mail Übergriffe mit insgesamt 32 Komplizen geplant hätte. Dafür seien präparierte Rucksäcke in den Schulen verteilt worden. Außerdem enthielt die Voicemail den Hinweis, dass die Angreifer Zugriff auf Nervengifte hätten. Einen direkten Hinweis auf religiöse Motivationen gab es nicht. Allerdings war die Nachricht mit einem arabischen Namen signiert.

Eric Garcetti, der Bürgermeister von Los Angeles, bestätigte inzwischen, dass das Emergency Operations Center in Alarmbereitschaft versetzt wurde. Sämtliche Schüler in Los Angeles dürfen für die Heimfahrt von den evakuierten Schulen die Linienbusse kostenlos benutzen.

Update 20.15 Uhr

Die neuesten Veröffentlichungen der Ermittlungsbehörden in Los Angeles geben an, dass in den Drohmails nicht nur von Nervengift die Rede war. Mittlerweile hat Charlie Beck vom Polizeipräsidium Los Angeles bestätigt, dass die Drohung offenbar auch Hinweise auf Sprengvorrichtungen und Maschinenpistolen enthielt. Inzwischen steht außerdem fest, dass die bei der Schulbehörde in Los Angeles eingegangene Mail „durch Deutschland“ und nicht aus Deutschland gesendet wurde. Wer der Absender ist und aus welchem Land er kommt, steht aktuell noch nicht fest.

Brad Sherman, ein Kongressabgeordneter aus Los Angeles und zuständig für auswärtige Angelegenheiten, gab in einem Interview mittlerweile an, dass der Urheber der Drohmail behauptet hat, selbst ein „extremistischer Muslim“ zu sein, der sich mit in Kalifornien lebenden Dschihadisten zusammen getan hat. Ob das den Tatsachen entspricht, kann im Moment nicht mit absoluter Sicherheit gesagt werden.

Update 20.30 Uhr

Seitens der Polizei in Los Angeles wurde ein Todesopfer im Zusammenhang mit den evakuierten 900 Schulen bestätigt. Ein 17-jähriger Schüler fiel einem Verkehrsunfall zum Opfer, als er beim Überqueren der Kreuzung 60. Straße / Figueroa Street von einen Einsatzfahrzeug erfasst wurde.

Um die Schüler zu beschäftigten und vor allem den Jüngeren die bedrohliche Situation an ihren Schulen nicht so bewusst werden zu lassen, haben beispielsweise die CityParks angekündigt, heute die Öffnungszeiten zu verlängern. Auch das Petersen Automotive Museum und das Los Angeles County Museum of Art beteiligen sich an dieser Aktion. Hier erhalten die Schüler heute kostenlos Zutritt.

Unter #LaLunch gibt es bei Twitter inzwischen zahlreiche Angebote, wo die Schüler in Los Angeles heute ihr Mittagessen erhalten können. Etwa drei Viertel aller Schüler der Stadt erhalten normalerweise in den Schulen ihr Mittagessen kostenlos oder zumindest verbilligt. Einige Gaststätten und Unternehmen helfen dabei, die entstandene Lücke zu schließen, indem sie für die Kids kostenlose Speisen und Getränke anbieten. Für die jüngeren Schüler, deren Eltern keine Unterbringung finden konnten, halten zahlteiche Clubs der Stadt ihre Pforten geöffnet und bieten eine kostenlose Betreuung der Schüler an.

Update 21.50 Uhr

Adam Schiff, ein hochrangiges Mitglied des Geheimdienstausschusses des amerikanischen Unterhauses, gab in einem Statement an, dass die vorläufige Einschätzung „Hoax“ lautet. Dieser Begriff wird in der amerikanischen Umgangssprache für einen Fake verwendet, der dazu dient, öffentliche Abläufe zu stören. Er geht davon aus, dass es den Urhebern der Drohmail vorrangig auch um die Störung des Schulbetriebs und nicht um die Ankündigung einer tatsächlich geplanten Terrorattacke ging.

Auch Brad Sherman ist inzwischen dieser Meinung. Er gehört zum Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und gibt als Begründung an, dass seiner Meinung nach die rund 350 Wörter umfassende Mail nicht der typischen Schreibweise von echten Dschihadisten entspricht. Weder gibt es Bezüge zum Koran noch zum Leben Mohammeds. Diese Mail könnte „jedermann geschrieben haben, der ein Mindestmaß an Wissen zum Koran“ hat. Als Hauptargument bringt Brad Sherman die Verwendung einer pornografischer Bezeichnung, die unter den gläubigen Muslimen verpönt ist. Dennoch kann er der Drohmail die Glaubwürdigkeit nicht mit vollständiger Sicherheit absprechen.

Das Schulamt von Los Angeles hat für den 15. Dezember 2015 vorsorglich auch alle Aktivitäten im Umfeld der Schulen abgesagt, die außerhalb des regulären Unterrichts stattfinden sollten. Das teilte die Behörde unter Anderem auf ihrem offiziellen Twitter-Account mit. Der Zugang zu den Sporthallen und Vereinsräumen in den Schulen wurde komplett gesperrt.

Paul Krekorian, ein Stadtrat von Los Angeles, forderte im Ergebnis der Ereignisse am 15. Dezember 2015, dass der Tag gründlich analysiert werden muss, um künftig einen noch schnelleren Informationsfluss und eine verbesserte Koordinierung aller Maßnahmen zu erreichen. Krekorian hat selbst Kinder, die die Schulen in Los Angeles besuchen.

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