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Japans Immobilienmarkt kämpft mit immensem Leerstand

Flag of Japan

Während Deutschland unter einem massiven Wohnungsmangel leidet, stehen in Japan mehrere Millionen Häuser leer. Was sind die Gründe dafür?

Wer in Deutschland ein Haus kaufen möchte, muss bei der Suche Ausdauer und Geduld beweisen. Die Hauspreise sind trotz leichter Rückgänge in den letzten Monaten noch immer so hoch, dass sich viele Familien ein Eigenheim nicht leisten können. Am „anderen Ende der Welt“ kämpft Japan mit einem gegenteiligen Problem. In dem asiatischen Inselstaat stehen aktuell rund 9 Millionen Häuser leer. Das ist der höchste Wert, der seit Beginn der statistischen Erhebung der Immobilienmarktdaten erfasst worden ist.

Wie groß ist das Problem der leerstehenden Häuser in Japan?

Die Einheimischen nennen die leerstehenden Wohnhäuser „Akiya“. Anfänglich gab es sie nur in ländlichen Regionen mit schlechten Infrastrukturen, aus denen die Menschen deshalb in die großen Städte gezogen sind. Die Zeiten der Landflucht sind jedoch wegen der hohen Bevölkerungsdichte und Wohnkosten in den Metropolen vorbei. Trotzdem wächst die Zahl der verlassenen Häuser stetig weiter. Inzwischen machen sie rund 14 Prozent des gesamten Bestands an Wohnimmobilien aus. Darin sind allerdings auch Wohnhäuser enthalten, die nur auf Zeit (beispielsweise für ein Auslandsstudium oder einen Auslandsjob) verlassen wurden. Allerdings ist der Anteil dieser Objekte gering. Inzwischen sind auch die Städte von dem wachsenden Umfang des Leerstands betroffen. Probleme gibt es dadurch für die Kommunen vor allem beispielsweise im Rahmen von Aufräumarbeiten nach Erdbeben oder Taifunen. Niemand fühlt sich verantwortlich, wenn die Häuser einstürzen und die Trümmer die Verkehrswege blockieren.

Was ist die Ursache für die Masse verlassener Häuser?

Japan unterscheidet sich von Europa bei der Einwanderungspolitik. Dort gelten strenge Regelungen, sodass die Zahl der Einwanderer sehr gering ist. Auch mit einer Flüchtlingsproblematik sieht sich der Inselstaat nicht konfrontiert. Das heißt, das Land ist nicht dazu in der Lage, den Rückgang der eigenen Bevölkerungszahl über die Zuwanderung zu kompensieren. Verantwortlich ist ein anhaltender Rückgang der Geburtenzahlen. Er begann in der Mitte der 1970er Jahre und beschleunigte sich in den letzten Jahren. Seit 2005 gibt es in Japan mehr Sterbefälle pro Jahr als Geburten. Die aufs Jahr gerechnete Differenz wächst stetig. Verantwortlich dafür sind mehrere Faktoren. Das beginnt damit, dass viele Hausbesitzer keine Erben haben, an die sie die Wohngebäude weitergeben könnten.

Warum ziehen junge Menschen nicht in die leerstehenden Häuser?

Japanische Frauen entscheiden sich immer später dazu, eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen. Viele Frauen und Paare entscheiden sich gar komplett gegen Kinder, weil sie Bedenken haben, das Schulgeld und die Kosten für die Berufsausbildung der Kinder nicht tragen zu können. Außerdem sind vor allem in den Städten aufgrund der Platzknappheit die Wohnungen zu klein. Viele Japaner nehmen bereits eine Pendelzeit von (einfache Strecke) bis zu zwei Stunden in Kauf, aber vor allem fehlende Infrastrukturen halten sie davon ab, die leerstehenden Häuser auf dem Land zu nutzen. Zudem sind dort oft die Eigentumsverhältnisse ungeklärt, sodass es sich als schwierig oder gar unmöglich erweist, ein solches Haus kaufen zu können. Hinzu kommen Besonderheiten auf dem Arbeitsmarkt, die es Frauen schwierig macht, trotz einer Schwangerschaft und Geburt im Beruf bleiben zu können. Ein weiterer Grund für die Leerstände ist der Zustand der Häuser. Beim Bau wird in Japan nicht auf Langlebigkeit geachtet. Eine Sanierung lohnt sich häufig nicht, sodass die Gebäude dem weiteren Verfall überlassen werden.

Quelle: Kanda University, Innenministerium Japan, Vereinte Nationen

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