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Inflationsrate und Überschuldungsintensität: Wie ist die aktuelle Lage?

Calculator and Euro banknotes on a table

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Überschuldungsintensität und der Inflationsrate? Aktuelle Trends stützen diese Hypothese.

Seit der Frühjahr 2022 war in Deutschland die Inflationsrate sehr hoch. Es wurden parallel überdurchschnittlich hohe Zahlen bei den Insolvenzanmeldungen registriert. Auch die Schuldnerberatungsstellen bekamen die Auswirkungen zu spüren. Die Überschuldungsintensität stieg ebenfalls deutlich an, sodass sich allein aus diesem Grund der Anteil der Fälle erhöhte, in denen als letzter Ausweg nur die Anmeldung einer Privatinsolvenz blieb. Das heißt, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Inflationsrate und der Überschuldungsintensität zu geben scheint. Allerdings darf dabei die Tatsache nicht unberücksichtigt bleiben, dass viele Haushalte zu Beginn der drastischen Preissteigerungen die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise noch nicht überwunden hatten. Das heißt, bei der Überschuldungsintensität wirken sich aktuell kumulative Effekte aus.

Zahlen und Fakten rund um die Überschuldungsintensität in Deutschland

Der bundesweite Durchschnitt der Überschuldungsintensität lag im vergangenen Jahr beim 26-fachen Wert des Nettoeinkommens, dass die in den Schuldnerberatungsstellen beratenen Personen erzielten. Insgesamt lagen die aufgelaufenen Schulden bei den Hilfesuchenden nach den offiziellen Angaben des Statistischen Bundesamts bei einem Durchschnitt von 30.940 Euro. Dabei zeigten sich jedoch deutliche regionale Unterschiede. Die niedrigste Gesamtschuldenhöhe wiesen Hilfesuchenden in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg auf. Hier lag die Überschuldungsintensität beim 22-fachen des Nettomonatseinkommens. Auch Brandenburg schnitt mit einer Quote von 23 vergleichsweise gut ab. Den Spitzenwert lieferte das Saarland, denn im Durchschnitt hatten die Hilfesuchenden dort Schulden in Höhe des 31-Fachen ihres Nettoeinkommens pro Monat. Ähnlich kritisch war auch die Lage der Schuldner/-innen in Bayern und Rheinland-Pfalz, denn sie brachten es im Durchschnitt auf Schulden in Höhe des 28-fachen Monatseinkommens. Für die Bewertung der Lage in Sachsen-Anhalt lagen nicht genug Daten vor. Ansonsten ist diese Statistik als repräsentativ einzustufen, weil bundesweit Daten aus knapp 560.000 Beratungsfällen eingeflossen sind.

Inflationsrate liegt weiter über dem von der EZB angestrebten Niveau

Als optimalen Wert strebt die Europäische Zentralbank (EZB) im Euroraum eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Davon blieb Deutschland nach den vorläufigen Auswertungen des Statistischen Bundesamts im Juni 2023 mit 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat weit entfernt. Gegenüber dem Monat Mai 2023 stieg die als Jahresvergleich berechnete Inflationsrate sogar um 0,3 Prozent an. Dieser Wert entspricht auch den 0,3 Prozent umfassenden Preissteigerungen, die für Juni 2023 im Vergleich mit Mai 2023 ermittelt wurden. Die wichtigsten Treiber der Inflationsrate sind genau wie in den Vormonaten Nahrungsmittel. Hier schlugen im Juni 2023 um 13,7 Prozent höhere Preise als im Juni 2022 zu Buche. Die Inflationsrate sorgt dafür, dass den Schuldnerinnen und Schuldnern in Deutschland geringere Anteile ihres Einkommens zur Tilgung ihrer Verbindlichkeiten zur Verfügung standen. Für gute Nachrichten sorgten in diesem Bereich die guten Tarifabschlüsse vieler Gewerkschaften, mit denen allerdings die beschlossenen Änderungen des Mindestlohns nicht mithalten können.

Bei Preissteigerungen in einigen Bereichen Entspannung in Sicht

Doch es gibt durchaus auch positive Anzeichen. Sie finden sich beispielsweise bei den Importpreisen. Die Kurven der Indizes der Einfuhrpreise in den wichtigsten Kategorien fallen weiter ab. Die neuesten offiziellen Zahlen stammen vom Monat Mai 2023. Sie weisen um 37,6 Prozent niedrigere Kosten für Energieeinfuhren als im Vergleichsmonat Mai 2022 aus. Importierte Mineralölerzeugnisse wurden zeitgleich um 35,9 Prozent günstiger. Die Palette der importierten Vorleistungsgüte wurde binnen Jahresfrist um 8,2 Prozent billiger. Die Preise für Einfuhren von Rohkaffee reduzierten sich im gleichen Zeitfenster um 15 Prozent. Das Gegenteil präsentiert sich in der Kategorie Nahrungsmittel. Kosten für Importeier stiegen im Mai 2023 im Vergleich mit dem Vorjahresmonat um 29,9 Prozent und für lebende Importschweine sogar um 57,5 Prozent.

Quelle: Statistisches Bundesamt

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