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Haflinger-Herde dahin gerafft: Viele Pflanzen für Pferde giftig

Thüringens wichtigstes Haflinger-Gestüt steht unter Schock. Von einer 20-köpfigen Junghengst-Herde sind am Wochenende elf Jungtiere gestorben. Auch der Rest der Herde werde aktuell intensivmedizinisch versorgt, so Katrin Unger, die Zuchtleiterin des Haflinger-Gestüts Meura, das sich im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt befindet. Auf der Weide im südthüringischen Gräfenthal werden die Tiere seit mehr als drei Jahrzehnten untergebracht, doch eine solche Erfahrung musste das Haflinger-Gestüt Meura bisher noch nicht machen.

Pferde erlitten Vergiftung

Nachdem die ersten zwei verstorbenen Jung-Hengste obduziert wurden, wurde der Verdacht auf Vergiftung erhärtet. Unbekannte sollen kurz vor dem Tod der Tiere Grünschnittabfälle auf die Weide geworfen haben. In diesen hätten sich Äste des Lebensbaumes befunden. Dieses Zypressengewächs ist zwar eine hübsche Heckenpflanze, für Pferde allerdings giftig. Die Polizei hat jetzt angegeben, dass sie Ermittlungen dazu aufnehmen will, wer den Grünschnitt auf die Weide gebracht hätte.

Natürlich ist den Betreibern des Haflinger-Gestüts Meura durchaus bewusst, dass viele Passanten die Tiere auf den Weiden füttern. Eine solche Erfahrung hätten sie aber bisher noch nie machen müssen. Sie betonen nochmals, dass Passanten das Füttern der Haflinger unterlassen sollten, da viele Pflanzen für Pferde giftig seien, auch wenn dies den meisten Menschen nicht bewusst ist.

Fakt ist, dass anfangs „nur“ von sieben toten Pferden gesprochen wurde, am Samstag erlagen aber weitere vier Hengste der Vergiftung. Auch für den Menschen kann der Lebensbaum gefährlich werden, weshalb man beim Rückschnitt der Hecken das Tragen von Schutzhandschuhen empfiehlt. Die Gefahr liegt in den Zweigspitzen, den Zapfen und dem Holz, die Öle enthalten, die giftig sind. Bei oraler Aufnahme und entsprechender Menge können auch Menschen Vergiftungserscheinungen aufweisen.

Die Pferde ersticken schlussendlich

Noch am Sonntag waren die neun verbliebenen Hengste in tierärztlicher Behandlung. Zunächst bekommen die Haflinger Krämpfe, danach können sie ersticken, wenn sie nicht zuvor erlöst werden, erklärt Katrin Unger den Krankheitsverlauf.

Drei der neun aktuell noch gefährdeten Tiere hätten sich inzwischen etwas erholt, der Verlust für das Haflinger-Gestüt Meura ist allerdings groß. Der finanzielle Schaden alleine beläuft sich auf mehr als 10.000 Euro. Hinzu kommt, dass das Haflinger-Gestüt etwa 45 Tiere pro Jahr behält, um diese später zu verkaufen, mit ihnen zu züchten oder sie auszubilden. Der Großteil der einjährigen Hengste ist allerdings durch die Vergiftung jetzt verloren gegangen.

Vergiftungen bei Pferden kommen sehr häufig vor

Vergiftungserscheinungen sind bei Pferden in Deutschland übrigens kein Einzelfall. Schon im letzten Jahr kam es im Raum Aachen zu ähnlichen Fällen. Ebenfalls waren Pferde in der belgischen Provinz Lüttich und in Hürtgenwald im Kreis Düren solchen Vergiftungen erlegen.

Die Tiermediziner sind sich inzwischen sicher, dass Hypoglycin A, ein pflanzliches Gift, Ursache für die Erkrankungen der Pferde war. Dieses ist aber zum Beispiel auch in den Samen des Berg-Ahorns enthalten. Vergiftungen lassen sich dabei anfangs oft an vermehrtem Schwitzen, an Koliken, Muskelzittern und Störungen in der Koordination erkennen. Meist treten entsprechende Erscheinungen sehr plötzlich auf und für die Tiere endet die Vergiftung oft tödlich. Man bezeichnet eine solche Erkrankung im Fachjargon auch als atypische Weidemyopathie.

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