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Die Katastrophe in Tianjin ist noch nicht zu Ende

Wie verheerend sich Verstöße gegen die Sicherheitsauflagen in Gefahrgutlagern auswirken können, bekam letzte Woche die chinesische Stadt Tianjin zu spüren. Dort klafft ein riesiges Loch, in dem am Sonntagabend noch mehre als achtzig Feuerwehrleute vermisst werden, nachdem am Wochenende weitere Explosionen den Hafen von Tianjin erschüttert hatten. Die bisherige Schadensbilanz des Unglücks sind mehr als hundert Tote und rund 700 Verletzte. Die Gefahr, dass es weitere Tote und Verletzte geben könnte, ist noch lange nicht gebannt. Inzwischen wurde offiziell bestätigt, dass in dem Gefahrgutlager auch Zyanid gewesen ist.

Das Gefahrenpotential von Zyanid

Bei Zyaniden handelt es sich um Blausäureverbindungen, die heute üblicherweise als Nitrile bezeichnet werden. Blausäure ist hoch toxisch sowohl bei direktem Kontakt als auch beim Einatmen von Dämpfen, die bei Bränden und Explosionen freigesetzt werden. Beim Kontakt mit Zyanid wird die Sauerstoffversorgung des Körpers durch eine Hemmung eines körpereigenen Enzyms mit der Bezeichnung Cytochrom-c-Oxidase unterbrochen. In der Industrie kommen Zyanide vor allem bei der Gewinnung von Edelmetallen zum Einsatz. Aufgrund der damit verbundenen Gefahren gilt in der Europäischen Union seit 2010 ein generelles Verbot für die Verwendung von Zyanid im Bergbau.

Welche Gefahren bestehen für die Einwohner von Tianjin?

Die lokalen Sicherheitsbehörden haben rund um die Explosionsstelle eine Sicherheitszone mit einem Radius von drei Kilometern eingerichtet, aus der alle Anwohner evakuiert wurden. Nach Angaben der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua soll im Abwasser der Stadt das Zehnfache der normalen Zyanidwerte festgestellt worden sein. In den Tagen nach der ersten Explosion reduzierte sich dieser Wert sehr schnell und betrug am 16. August 2015 noch das Doppelte des Normalwerts. Viele der Anwohner der Region beklagen sich über die Informationspolitik der chinesischen Regierung. So wurden Accounts in sozialen Netzwerken und rund fünfzig Internetseiten gesperrt, nachdem dort Informationen über das Unglück aufgetaucht waren. Dass es in dem Gefahrgutlager Verstöße gegen die Sicherheitsbestimmungen gegeben haben muss, belegt die Reaktion der indischen Präsidenten Xi Jinping, der in einem Pressestatement dazu aufforderte, aus dem Unglück in Tianjin „Sicherheitslehren zu ziehen“.

Quelle: dpa

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