Die vermehrten Anschläge und politischen Unruhen haben die Reisebranche in diesem Sommer ins Straucheln gebracht. Die Bilanz, die die Touristikbranche zieht, ist durchwachsen. An der Nord- und Ostsee gab es demnach in diesem Jahr volle Strände, während die Hotels in der Türkei leer blieben. Viele der klassischen Urlaubsziele wurden von den Deutschen aufgrund der Anschläge und politischen Unruhen gemieden.
Weniger Buchungen in Reisebüros
Alleine in den Reisebüros gab es einen Rückgang um sieben Prozent beim Buchungsumsatz, wie aus Daten des Konsumforschungsinstituts GfK hervorgeht. Trotzdem sind die Deutschen nicht weniger reiselustig geworden. Es wird zwar nicht weniger gereist, doch es werden andere Reiseziele angesteuert. Spanien, Portugal und Deutschland waren in diesem Jahr beliebte Reiseziele. Ägypten und die Türkei mussten sich mit deutlich weniger Urlaubern zufrieden geben.
Vor allem in Spanien gab es einen nie da gewesenen Ansturm. Wie die Statistikbehörde INE meldete, besuchten alleine im August 10,1 Millionen Touristen aus dem Ausland Spanien. In den ersten acht Monaten des Jahres konnte das Land sogar einen Besucherrekord von 52,5 Millionen erreichen, das sind zehn Prozent mehr als noch im letzten Jahr. Schon seit Jahren stehen die Costa del Sol und andere spanische Reiseziele bei den Deutschen hoch im Kurs.
Ebenfalls im Trend lagen Reisen nach Griechenland in diesem Sommer. Nach den Terroranschlägen und dem gescheiterten Putsch in der Türkei musste dieses Urlaubsland jedoch massive Einbrüche bei den Touristenzahlen hinnehmen. Michael Frenzel, Präsident beim Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft gab an, dass sich die „Reiseströme von Nordafrika und vom östlichen ins westliche Mittelmeer verschieben“. Auch bei den Airlines hinterlässt dies Spuren. Die Airlines haben zwar hohe Flugkapazitäten eingerichtet, mangels Betten vor Ort können diese aber nicht voll ausgelastet werden.
Ebenfalls machen sich die veränderten Trends bei den großen Reiseveranstaltern bemerkbar. TUI musste bei Türkei-Reisen einen massiven Umsatzeinbruch hinnehmen. Diesen konnte der Branchenprimus aber durch Buchungen für andere Destinationen wieder vollständig ausgleichen. Trotzdem ging die Zahl der gebuchten Pauschalreisen in diesem Jahr um gut zwei Prozent zurück. Thomas Cook mit seinen Marken Neckermann Reisen und Öger Tours musste ebenfalls deutliche Verluste bei Türkei-Reisen hinnehmen. Die Zahl der Urlauber ging insgesamt gerechnet um vier Prozent zurück, in Deutschland war sogar ein Einbruch um sechs Prozent zu verzeichnen, wie aus Unternehmensangaben hervorgeht.
Mehr Reisen innerhalb Deutschlands
Ein weiterer Trend bei den Reisen ist das Reiseziel Deutschland. Von Rostock bis Berchtesgaden blüht die Tourismuswirtschaft auf, wenngleich die Reiseprofis davon kaum profitieren. Laut DRV-Angaben stiegen die Buchungen in den Reisebüros für Reisen innerhalb Deutschlands, doch auf der anderen Seite stehen auch sehr viele Deutsche, die sich in Eigenregie um das Ferienhaus oder Hotel kümmern und mit dem eigenen Auto anreisen.
Im August allerdings sank die Zahl der Übernachtungen in Deutschland um ein Prozent gegenüber dem Vorjahreswert, auf 53,6 Millionen. Derzeit ist unklar, ob die Attentate von Ansbach und Würzburg im Zusammenhang mit diesem Rückgang stehen. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga zeigte sich dagegen zuversichtlich. Man sei auf dem Weg „zum siebten Rekordjahr in Folge“. Insgesamt habe das Sommergeschäft mit Reisen in diesem Jahr ein Minus von sieben Prozent erlebt, fasst die GfK in der monatlichen Auswertung für die Branchenzeitschrift „fvw“ zusammen.
Quelle: dpa
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