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Dank Gentherapie wieder besser hören?

Cochlea-Implantate sind seit mehr als drei Jahrzehnten am Markt. Jetzt könnte ihre Leistung noch weiter verbessert werden – durch eine Gentherapie. Australische Forscher haben das zunächst an Meerschweinchen ausgetestet: Dabei wurde ein Gen mit elektrischen Impulsen in die Hörschnecke, die so genannte Cochlea, eingeschleust. Dadurch sind die Nervenzellen näher an die Elektroden des Gerätes herangewachsen. Lassen sich die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen, könnten akustische Reize deutlich besser wahrgenommen werden, so die Forscher.

Hörverlust: Ein häufiges Problem

Insbesondere Musik können Betroffene selbst mit einem Cochlea-Implantat bisher nur bedingt wahrnehmen. Dabei ist der Hörverlust eine der häufigsten Erkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet von mehr als 360 Millionen Betroffenen weltweit. Sollte der Hörnerv als solches jedoch noch intakt sein, könnte das Cochlea-Implantat helfen.

Wie funktioniert das Cochlea-Implantat?

Die Technik des Cochlea-Implantat wird bereits seht mehr als drei Jahrzehnten angewandt. Hinter der Ohrmuschel wird ein Elektrodenträger in das Innenohr eingesetzt. Ein kleines Mikrofon, das sich ebenfalls im Ohr befindet, leitet die Töne und Laute über ein Kabel zum Elektrodenträger. Der Hörnerv wird dabei elektrisch stimuliert und diese elektrischen Impulse werden direkt an das Gehirn weiter geleitet. Geräusche und Sprache können so von den Betroffenen vernommen werden.

Trotz dieser einst bahnbrechenden Entdeckung bleiben den Betroffenen bestimmte akustische Feinheiten verborgen. Grund dafür ist die Kluft, die zwischen den Elektroden des Implantats und den Nervenzellen besteht. Zwar wird die Sprache meist gut verstanden, allerdings können akustische Tonhöhen nur schlecht wahrgenommen werden. Viele Betroffene klagen daher darüber, dass ihnen die Freude am Musikhören regelrecht vergeht.

Wie kommt das Gen bei der neuen Variante ins Gewebe?

Schon länger ist bekannt, dass mit dem Wachstumsfaktor Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF) Nervenzellen näher an das Implantat heranwachsen können. Die Schwierigkeit bestand in der Vergangenheit jedoch darin, das Gen, das für die Bildung dieser Substanz verantwortlich ist, ins Gewebe zu schleusen. Die Forscher haben dafür jetzt die Elektroporation entdeckt. Elektrische Impulse sorgen dafür, dass die Zellmembran durchlässig wird. Die komplementäre DNA kann somit vom Gewebe aufgenommen werden.

Erste Versuche fanden an zunächst tauben Meerschweinchen statt. Die Nerven wuchsen dabei näher an die Elektroden des Cochlea-Implantats heran. Danach reagierten die Tiere auf die Geräusche besonders empfindlich. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass sich die Produktion von BDNF bereits nach drei bis sechs Wochen wieder verringert. Dennoch gehen die Forscher davon aus, dass die BDNF-Produktion durch die Aktivität des Cochlea-Implantats längerfristig aufrechterhalten werden kann. Cochlear Limited, seines Zeichens Hersteller des bekannten Implantats, hat die Studie jedoch mit finanziert.

In der Anwendung der Elektroporation sehen die Forscher dagegen kein Problem. Das Verfahren sei einfach und würde nur wenige Minuten zusätzlich beim Implantieren des Geräts benötigen. Dafür müsse der Chirurg zunächst die DNA-Lösung in die Cochlea injizieren und anschließend elektrische Impulse aussenden, um den Transfer der DNA auszulösen.

Gibt es auch Hoffnung für Parkinson-Patienten?

Einige Forscher sind sich sicher, dass die Technik auch ausgeweitet werden könne. Sie ließe sich auf andere Bereiche übertragen und könne die Schnittstellen zwischen Nervenzellen und Elektroden verbessern. Daher gehen sie davon aus, dass die neue Gentherapie auch andere beschädigte Nerven stimulieren könne. So hoffen sie, die Gentherapie unter anderem bei Netzhautprothesen oder für die Tiefe Hirnstimulation gegen die Parkinson-Krankheit, anwenden zu können. Die elektrischen Impulse sollen hier dafür sorgen, dass in bestimmten Hirnregionen Zellverbände im Gleichtakt agieren und so die typischen Symptome, wie Zittern oder Steifheit, auslösen.

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