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Proteine statt Antibiotika für Milchkühe

Die Lisando GmbH aus dem bayerischen Regensburg und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) haben ein neues Projekt in Angriff genommen. Das Förderprojekt geht unter dem Titel „Bildung von resistenten Keimen vermeiden – Spezielle Proteine als Antibiotikaersatz zur Bekämpfung von Zehenhautentzündung bei Milchkühen“ an den Start.

Hintergründe zum neuen Anti-Antibiotika-Projekt

In den letzten Jahrzehnten hat der massive Antibiotika-Einsatz in der Nutztierhaltung zur Ausbreitung antibiotika-resistenter Keime geführt. Künftige Generationen, teilweise auch schon heutige Patienten, haben daher immer weniger wirklich wirksame Antibiotika zur Verfügung. Im aktuellen Projekt geht es darum, einen neuen Wirkstoff zu entwickeln, mit dem Antibiotika ersetzt werden können.

Der neue Wirkstoff soll auf Proteinen basieren, die antimikrobiell wirken und biologisch abbaubar sind. Ziel ist es, den neuen Protein-Wirkstoff als Ersatz für klassische Antibiotika bei der Dermatitis digitalis (einer Klauenerkrankung bei Rindern) einzusetzen. Damit könnte auf den Antibiotika-Einsatz gänzlich verzichtet werden, was zur Folge hätte, dass auch die Bildung antibiotika-resistenter Keime zurückginge.

Warum ist der Antibiotika-Einsatz in der Rinderzucht so gefährlich?

Schon in geringen Mengen verabreicht können Antibiotika das Wachstum von Mikroorganismen hemmen oder diese abtöten. Allerdings werden immer mehr krankheitserregende Keime aufgrund des massiven Antibiotika-Einsatzes resistent gegen die Medikamente. Insbesondere die multiresistenten Keime, die seit Jahren für Schlagzeilen sorgen, stellen eine massive Gefahr dar. In Krankenhäusern und Tierställen werden sie besonders häufig nachgewiesen und können so dazu beitragen, dass vermeintlich einfache Erkrankungen nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden können.

Kann mit dem neuen DBU-Projekt jetzt ein Wirkstoff auf Protein-Basis entwickelt werden, hätte dieser gleich mehrere Vorteile:

  • Biologische Abbaubarkeit
  • Schnelle Degradierung durch Proteasen in der Umwelt
  • Hohe Spezifizität des Wirkstoffs, dadurch Verhinderung neuer Resistenz-Bildungen

Lisando will hierbei ein Rekombinationsverfahren anwenden, mit dem die Funktionen des Wirkstoffs an jeden Bakterientyp angepasst werden können. Zunächst soll der auf Proteinen basierende Wirkstoff als Mittel gegen die Klauenerkrankung bei Rindern entwickelt werden, später wären möglicherweise weitere Anwendungen denkbar. Die Erkrankung führt bei betroffenen Milchkühen nicht nur zu einer deutlichen Verringerung der Milchleistung, sondern auch zu einer Verkürzung der Lebensdauer. Wie aus einer Studie von 1993/1994 hervorgeht, sind damals etwa 60 Prozent aller norddeutschen Milchviehbetriebe mit der Erkrankung konfrontiert gewesen.

Wenn nur einzelne Tiere befallen sind, können bisher Antibiotika-Sprays eingesetzt werden. Ist die Befallsrate im Stall höher, müssen Klauenfußbäder, etwa mit Kupfersulfat, für den gesamten Bestand durchgeführt werden. Dadurch wiederum gelangen jedoch Antibiotika oder Biozide, wie das Kupfersulfat, in die Umwelt. Das aktuelle Projekt sieht eine dreijährige Laufzeit vor, danach sollen die Wirkstoffe bei erkrankten Rindern im Stall unter Realbedingungen getestet werden.

Quelle: DBU

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