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Wie die Maut auf Autobahnen zum Umweltsünder wird

Die Maut für Autobahnen und besonders gut ausgebaute Bundesstraßen ist in Deutschland ein Thema, über das bereits seit längerer Zeit heftig diskutiert wird. Dass Geld für die Instandsetzung der Autobahnen, Autobahnbrücken und auch der Bundesstraßen benötigt wird, ist ein unumstrittener Fakt. Die Autofahrer an den Kosten für die Magistralen in direkter Abhängigkeit vom individuellen Maß der Nutzung zu beteiligen, ist ein gangbarer Weg, der allerdings nicht darin ausarten darf, dass sie doppelte Fahrwege und erheblich mehr Fahrzeit in Kauf nehmen müssen, und letztlich auch die Umwelt Lasten aus der Maut zu tragen hat.

Die Praktiken bei der tschechischen Autobahnmaut auf der A17/A8

Wer als Trucker von Dresden nach Usti oder Prag fährt und nicht für eine Spedition hinterm Lenkrad sitzt, die diese Strecke regelmäßig nutzt, der kann über die dort für Lastkraftwagen üblichen Praktiken zur Einzelabrechnung der Maut für die Nutzung der Autobahn A17 (auf deutscher Seite) und A8 (auf tschechischer Seite) nur den Kopf schütteln. Auf dem Weg von Deutschland nach Tschechien kann an der letzten Raststätte vor der Grenzpassage ein Gerät zur Erfassung der Maut gegen eine Kaution in Höhe von 59 Euro (Stand 5. September 2014) gemietet werden. Die Trucker werden belehrt, dass sie das Gerät auf dem Rückweg „einfach an gleicher Stelle wieder abgeben müssen“. Ein Blick auf die Autobahn der Gegenrichtung zeigt, dass sich genau gegenüber ein Rastplatz befindet, auf dem ein bürocontainerähnliches Gebilde eine Mautstation nahe legt. Also her mit dem Mautgerät, in den LKW eingebaut (was im Übrigen sehr einfach geht) und den Weg in Richtung Prag fortgesetzt.

Welche Erfahrungen machen Trucker mit der Maut auf dem Rückweg?

Was auf dem Rückweg bei der Abrechnung der Maut notwendig ist, klingt auf den ersten Blick unglaublich. Aber wir haben einen Trucker begleitet und miterlebt, was passiert ist. Er hielt an dem Rastplatz gegenüber der ausgebenden Mautstation an. Die Bürocontainer erwiesen sich beide als leer. Deshalb hat er kurzerhand bei der daneben befindlichen Autobahnpolizei geklingelt und den Beamten gefragt, wie er sich verhalten soll. Er gab die Auskunft, dass er an der nächsten Anschlussstelle wenden und zu der gegenüber befindlichen Mautstation fahren müsse. Nachdem er die Maut dort bezahlt hat, müsste er dann zur ersten Anschlussstelle auf tschechischer Seite fahren und erneut wenden, um seinen Heimweg weiter fortzusetzen.

Welche Folgen hat der Umgang mit der Maut auf der A17/A8?

Der von dem Trucker zu fahrende Umweg ist stolze zwanzig Kilometer lang. Sein (verhältnismäßig kleiner) Truck verbraucht sechs Liter Diesel auf dieser Strecke. Bei einem 30-Tonner dürfte sich diese Menge fast verdoppeln. Die sechs Liter Diesel verursachen Mehrkosten für die Fahrt in Höhe von knapp zehn Euro. Die Verlängerung der Fahrtzeit beträgt samt der Suche rund eine halbe Stunde, für die von den Chefs der Trucker Lohn samt Lohnnebenkosten entrichtet werden muss. Der durch die Maut verursachte zeitliche Zusatzaufwand sollte vor allem im Zusammenhang mit den gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeiten betrachtet werden.

Welche Lasten trägt die Umwelt durch diese Praxis bei der Maut?

Einmal angenommen, dass nur fünfzig Trucker pro Tag die Leihgeräte für die Erfassung der Maut auf dieser viel befahrenen Strecke nutzen, kommt ein unnötiger Spritverbrauch von (zugrunde gelegt der kleine Truck) 300 Litern Diesel zustande und ein überflüssiger Zeitaufwand von 25 Stunden pro Tag (!!!) zusammen. Hinzu kommen die Belastungen der Umwelt durch Abgase, die ebenfalls mit einfachen Maßnahmen vermeidbar wären. Hochgerechnet könnten der Umwelt allein durch die Installation eines kleinen Fußgängerüberwegs pro Jahr die Belastungen von rund 93.000 verbrannten Litern Diesel erspart werden. Dabei haben wir das Sonn- und Feiertagsfahrverbot für Trucks bereits mit berücksichtigt!

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