Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Weit mehr Atommüll in Deutschland als gedacht

In den kommenden Jahrzehnten wird Deutschland nach Schätzungen der Bundesregierung voraussichtlich 600.000 Kubikmeter radioaktiven Abfall entsorgen müssen. Das ist die doppelte Menge als bisher angenommen. Auch ist noch völlig unklar, wo und wie der Atommüll gelagert werden soll.

Aus dem Entwurf des „nationalen Entsorgungsplans“ geht hervor, dass die Menge an mittel und schwach radioaktivem Abfall doppelt so hoch ist, wie bisher angenommen. Für diesen wird derzeit das Endlager Schacht Konrad in der Nähe von Salzgitter errichtet. Demnach sollte der Schacht Konrad nach bisherigen Schätzungen rund 298.000 Kubikmeter Atommüll aufnehmen. Dieser entsteht in der Regel beim Abriss der Atomkraftwerke. Jetzt geht der Bund aber von rund 600.000 Kubikmeter Abfall mit „vernachlässigbarer Wärmeentwicklung“ aus.

Atommüll auch aus der Urananreicherung

Der Bund zählt im aktuellen Entwurf des Entsorgungsplans erstmals auch Abfälle aus der Urananreicherungsanlage in Gronau mit. Der Betreiber Urenco lagert dort aktuell rund 13.000 Tonnen von Urantrails. Diese bleiben bei der Anreicherung übrig. Diese Stoffe gingen bisher als Wertstoffe durch. Aus ihnen ließen sich nach bisherigen Annahmen noch Kernbrennstoffe herstellen. In den Atommüll-Bilanzen tauchten solche Abfälle bisher gar nicht auf.

Insgesamt rechnet der Bund im aktuellen Entwurf des Entsorgungsplans nun mit bis zu 100.000 Kubikmetern Atommüll alleine aus dem Bereich der Urananreicherung. Wird dazu noch das Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel geräumt, das sehr marode ist, müsste man weitere 200.000 Kubikmeter einrechnen. Bereits jetzt dient das Salzbergwerk als Zwischenlager für Atommüll. 126.000 Fässer Atommüll werden dort bereits gelagert. Sie müssten bei einer Umlagerung nicht nur geborgen, sondern auch neu verpackt werden. Das Bundesumweltministerium erklärte die plötzlich drastisch angestiegenen Zahlen damit, dass man schonungslos abgerechnet habe, um Vorsorge zu treffen. Unklar ist aber immer noch, wo der zusätzlich anfallende Atommüll gelagert werden soll.

Wo soll der Atommüll hin?

Im aktuellen Entsorgungsplan ist die Rede von zwei Endlagern. Schacht Konrad bei Salzgitter soll den Atommüll lagern, der nur wenig Wärme entwickelt. Die „heißen“ radioaktiven Abfälle, die in Castoren gelagert werden, sollen in einem zweiten Endlager untergebracht werden. Eine Bund-Länder-Kommission beschäftigt sich derzeit mit der Suche nach diesem zweiten Endlager. Allerdings heißt es schon jetzt, dass es vor 2031 wohl keinen Standort für den Atommüll geben wird.

Nach aktueller Planung geht man davon aus, dass 291 Castor-Behälter in diesem zweiten Endlager untergebracht werden müssen. Bisher unklar ist allerdings, ob nicht noch weitere Abfälle hinzukommen, die die Kapazitäten des Schachts Konrad übersteigen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, Schacht Konrad zu vergrößern. Dieser könnte dann zusätzlich die Abfälle aus der Urananreicherung und die Asse-Abfälle aufnehmen. Allerdings soll die diesbezügliche Prüfung erst erfolgen, wenn Schacht Konrad auch tatsächlich in Betrieb geht und das wird nach aktuellen Schätzungen nicht vor dem Jahr 2022 sein.

About Author