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Weihnachtsgeld: Wem steht es zu und wie hoch fällt es aus?

Ende des Monats dürfen sich Millionen Arbeitnehmer in Deutschland wieder über ein üppiges Plus in der Lohntüte freuen, denn per Ende November zahlen viele Unternehmen ihren Mitarbeitern das Weihnachtsgeld aus. Allerdings kann längst nicht jeder Arbeitnehmer mit einem Plus kurz vor Weihnachten rechnen. Da stellt sich also zu Recht die Frage, wer eigentlich Weihnachtsgeld bekommt, wie hoch es ausfällt und wem es zusteht.

Reinhard Bispink arbeitet beim Tarifarchiv des Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung (WSI). Die gewerkschaftsnahe Stiftung befasst sich unter anderem mit Tariffragen. Bispink erklärt, dass der Begriff Weihnachtsgeld weder gesetzlich geregelt ist, noch ein genereller Anspruch dafür besteht. Der Begriff hat sich lediglich aufgrund des Auszahlungszeitpunktes gegen Ende des Jahres durchgesetzt.

Weihnachtsgeld oft im Tarifvertrag geregelt

In den meisten Fällen ist der Anspruch auf Weihnachtsgeld im Tarifvertrag geregelt und an das aktuelle Gehalt gekoppelt. So werden im Schnitt zwischen 25 und 100 Prozent des Monatseinkommens als Weihnachtsgeld ausgezahlt. Bei einem Bruttoeinkommen von 2.000 Euro und 50 Prozent Weihnachtsgeld, gibt es also 1.000 Euro obendrauf. Abgezogen werden müssen dann freilich noch Steuern und Sozialabgaben, viel übrig bleibt also im Endeffekt oft nicht. Durch die Koppelung an das Einkommen steigt das Weihnachtsgeld aber parallel zu den Lohnanpassungen.

Doch es gibt Ausnahmen. In einigen Tarifverträgen werden beispielsweise Fix-Beträge genannt, so dass pauschal ein Weihnachtsgeld zum Beispiel in Höhe von 500 Euro, unabhängig von der Höhe des Einkommens, vereinbart wird.

Üblich sind aber nicht nur tariflich gebundene Weihnachtsgeldzahlungen, sondern ebenso freiwillige Leistungen der Arbeitgeber. Diese können unter Vorbehalt gestellt werden. Während die tariflich gebundenen Zahlungen nicht beschnitten werden können, da sie häufig im Manteltarifvertrag festgehalten sind, sieht es bei freiwilligen Leistungen anders aus.

Besteht ein Anspruch auf Weihnachtsgeld?

Hier müssen Sie genau unterschieden. Freiwillige Zahlungen können komplett ausfallen oder gekürzt werden, sofern stets klar war, dass sie sich ändern können. Wenn allerdings der Arbeitgeber in den letzten Jahren stets Weihnachtsgeld gezahlt hat, ohne dass er einen Vorbehalt aussprach, dann liegt eine „betriebliche Übung“ vor. Dies gilt, wenn das Weihnachtsgeld stets gleich hoch ausfiel. Arbeitnehmer dürfen dann nach Ansicht der Gerichte davon ausgehen, dass dieses Weihnachtsgeld auch weiterhin in dieser Höhe gezahlt wird. Sie haben dann einen Anspruch auf die Zahlung.

Wie viele Arbeitnehmer bekommen Weihnachtsgeld?

Wie eine Umfrage des WSI-Tarifarchivs ergeben hat, erhält nur rund die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer überhaupt Weihnachtsgeld. 54 Prozent gaben an, dass es eine solche Zahlung bei ihnen gibt. Das entspricht in etwa den Werten aus dem Vorjahr. Deutlich werden die Unterschiede dann, wenn man beobachtet, ob ein Tarifvertrag gilt. 71 Prozent der Arbeitnehmer, die nach Tarifvertrag bezahlt werden, erhalten auch Weihnachtsgeld. Greift kein Tarifvertrag, haben nur 42 Prozent der Beschäftigten einen Anspruch. Deutliche Unterschiede ergeben sich dabei nicht nur nach Branchen, sondern auch nach Region (Ost/West), Geschlecht und Voll- oder Teilzeit.

Wer bekommt wie viel Weihnachtsgeld?

Diese Unterschiede zeigen sich vor allem in den Branchen. Angestellte im Öffentlichen Dienst und in der Stahlindustrie erhalten Weihnachts- und Urlaubsgeld, wobei die beiden Sonderzahlungen zusammengezogen werden. Einige Länder zahlen sogar pensionierten Beamten Weihnachtsgeld aus, was auf harsche Kritik stößt, da die Pensionäre den Rentnern damit deutlich vorgezogen werden.

In der Chemie haben die Tarifpartner für das Weihnachtsgeld eine Spanne vorgegeben. Innerhalb dieser kann das Weihnachtsgeld je nach betrieblicher Entwicklung ausgehandelt werden. Unternehmen, die keiner Tarifbindung unterliegen, zahlen das Weihnachtsgeld oft mit Hilfe ertragsorientierter Modelle aus. Je besser es dem Unternehmen geht, desto höher kann also auch das Weihnachtsgeld ausfallen.

Im Handel dürften die Weihnachtsgeldzahlungen in diesem Monat indes wieder für deutliche Kaufimpulse sorgen. Der Einzelhandelsverband HDE kann allerdings keine genauen Zahlen nennen. Doch die Konsumforscher der GfK gehen davon aus, dass der größte Teil der Sonderzahlungen für Weihnachtsgeschenke, Urlaubsreisen und natürlich in die weihnachtlichen Feiern investiert wird.

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