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Mangelnde Vorsicht beim Baden kann auch den Tod zur Folge haben
Im Jahr 2020 lag die Zahl Todesfälle durch Ertrinken leicht unter dem Durchschnitt der vergangenen zwei Jahrzehnte. Im vergangenen Jahr registrierte die DLRG 378 Todesopfer. Im Rekordsommer 2018 waren es 504 Todesopfer und 2016 sogar 537 Todesopfer gewesen. Einen negativen Rekord stellten die Jahre 2003 (644 Ertrunkene) und 2006 (606 Ertrunkene) auf. Dass die Zahl der ertrunkenen Menschen 2020 unter dem Durchschnitt lag, ist eine unmittelbare Folge der Corona-Lockdowns. Urlaub war nur sehr eingeschränkt möglich. Außerdem war es ein „Schaukelsommer“, bei dem zusätzlich die wechselhaften Temperaturen weniger Badegäste an die Strände lockten. Es lässt sich aus der vergleichsweise niedrigen Opferzahl also keinesfalls ein positiver Trend bezüglich der Schwimmfähigkeiten ableiten.
Wie sehen die Schwimmfähigkeiten der Deutschen aus?
Die letzte Erhebung der Schwimmfähigkeiten in Deutschland führte Forsa im Auftrag der DLRG im Jahr 2017 durch. Die Resultate waren erschreckend. 58 Prozent aller Kinder im Alter von 6 Jahren können danach nicht sicher schwimmen. Im Alter von 7 Jahren sind es noch 52 Prozent und auch 40 Prozent aller 8-Jährigen weisen keine Fähigkeiten zum sicheren Schwimmen auf. Noch schlimmer ist die Tatsache, dass 15 Prozent der Kinder im Alter von 8 Jahren komplette Nichtschwimmer sind. Viele Eltern verlassen sich darauf, dass ihre Kinder nach dem Erwerb des „Seepferdchens“ gut schwimmen können. Doch vor dieser Einschätzung warnt die DLRG nachdrücklich. Als sicherer Schwimmer zählt nur, wer mindestens das Jugendschwimmabzeichen in Bronze erworben hat. Das hatten bei der Befragung lediglich 25 Prozent der Kinder.
Bädersterben trägt zur Erhöhung der Zahl der Nichtschwimmer bei
Schon vor einigen Jahren warnte die DLRG davor, dass sich in Deutschland die Zahl der Nichtschwimmer weiter erhöhen wird. Der DLRG-Pressesprecher Achim Wiese benannte dabei mehrfach auch das Bädersterben als entscheidenden Grund. Das belegen Zahlen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen und des Deutschen Olympischen Sportbunds. Im Jahr 2000 gab es in Deutschland noch 3.478 Hallenbäder. Bis zum Jahr 2019 sank ihre Zahl auf 3.233. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich die Zahl der Freibäder in Deutschland um 552 Standorte auf 2.686 Freibäder. Außerdem fielen im gleichen Zeitraum 566 Naturbäder dem Rotstift zum Opfer, sodass es zum Jahresende 2019 deutschlandweit nur noch 502 Naturbäder gab.
Bäderschließungen machen vielen Schulen Schwimmunterricht unmöglich
Die Folgen der Coronakrise forcieren diese Entwicklung, denn viele Betreiber von Hallenbädern, Freibädern und Naturbädern dürften die immensen Einnahmenausfälle während der Lockdowns trotz aller staatlichen Hilfen nicht überstehen. Damit fallen wichtige Anlaufpunkte weg, an denen Kinder und Erwachsene das Schwimmen unter fachkundiger Aufsicht lernen können. Die Schließung von Hallenbädern macht außerdem den Schulen zu schaffen, die in der Unterstufe den Schwimmunterricht als Pflichtbestandteil des Sportunterrichts anbieten müssen. Viele Schulen haben keine Möglichkeiten mehr für den Schwimmunterricht oder müssen lange Wege bis zur nächsten Schwimmhalle in Kauf nehmen. Deshalb müssen Eltern verstärkt alternative Möglichkeiten (zum Beispiel Angebote von Sportvereinen oder Freizeitschwimmkurse für Kinder) nutzen.
Quelle: DLRG, Deutsche Gesellschaft für das Badewesen
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