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Transgender-Rechte: Andere Länder = andere Probleme

In den USA sind mehrere Gerichtsverfahren anhängig, in denen es um grundlegende Transgender-Rechte von Kindern und Jugendlichen geht.

Während es Deutschland erst kürzlich geschafft hat, die Transgender-Rechte durch gravierende Änderungen am Namensrecht zu stärken, gibt es in anderen Ländern gravierende Auseinandersetzungen. Dabei geht es vor allem um die Rechte von Kindern und Jugendlichen, die aktuell noch über antiquierte Verwaltungsvorschriften eingeschränkt werden. Das beweisen mehrere aktuelle Gerichtsverfahren, die in Kalifornien anhängig sind.

Gericht nimmt direkten Einfluss auf die Slogans von Initiativen

In Kalifornien haben sich mehrere Initiativen gebildet, die Änderungen der derzeitigen Praxis fordern. In vielen Schulbezirken ist es nämlich vorgeschrieben, dass die Schulen Eltern benachrichtigen müssen, wenn Jugendliche eine geänderte Behandlung verlangen. Betroffen sind beispielsweise die Benutzung von Toiletten oder die Teilnahme am geschlechtergetrennten Sportunterricht. Eine Initiative, die eine solche Benachrichtigungspflicht befürwortet, wählte für ihre Aktion den Slogan „Protect Kids of California Act“. Doch ein Richter (Rob Bonta) wies an, dass als Slogan „Beschränkungen der Rechte der Transgender-Jugend“ verwendet werden muss. Die Initiatoren sehen sich dadurch in ihren Rechten verletzt, weil ein solch negativ behafteter Slogan Auswirkungen auf das Ergebnis von Unterschriftensammlungen haben kann. Nun wurde das Land Kalifornien deshalb verklagt. Noch steht das Ergebnis dieses Verfahrens nicht fest.

Meinungen zur Benachrichtigungspflicht sind gegensätzlich

Während die eine Gruppe verlangt, an der Benachrichtigungspflicht festzuhalten, sieht eine andere Gruppe darin die Grundrechte der Jugendlichen verletzt. Sie sollen selbst bestimmen können, ob und wann sie sich den Eltern gegenüber als Transgender outen. Bei einem Festhalten an den in vielen Schulbezirken gültigen Reglungen sehen sie ein erhebliches Risiko für eine Kindeswohlgefährdung, zu der es nach höherrangigen Gesetzen nicht kommen darf. Beispielsweise in den Schulbezirken Chico und Escondido sind Klagen anhängig, die das Gegenteil behaupten. Sie sehen das Kindeswohl der heterosexuellen Jugendlichen verletzt, die durch eine Liberalisierung des Umgangs mit Transgender-Jugendlichen dem Risiko ausgesetzt wären, in diese von den konservativen Klägern als unmoralisch betrachtete Lebensweise gegen ihren Willen integriert zu werden. Mittlerweile sind in Kalifornien mehr als ein Dutzend Klagen aus beiden Lagern anhängig.

Streit um Transgender-Rechte auch in Bezug auf die Lehrpläne

In anderen Schulbezirken in Kalifornien gibt es gerichtliche Auseinandersetzungen zur Frage, inwieweit die Lehrpläne mit Blick auf die gesellschaftliche Rolle der Transgender zulässig sind oder nicht. Ein Beispiel ist der Schulbezirk Temecula. Dort haben sich Jugendliche, Eltern und Lehrer zusammengetan, um gegen die Streichung der Lehrplaninhalte vorzugehen, in denen es um die Folgen von historischem Rassismus und die Ausgrenzung von Randgruppen in der Geschichte der USA geht. Damit wird nach ihrer Meinung nach das vermittelte Wissen unvollständig. Die Befürworter der Streichung dieser Lehrplaninhalte argumentieren damit, dass die Kritiken am Rassismus den weißen Jugendlichen „ein schlechtes Gewissen machen“ würden und somit negative Auswirkung auf die Entwicklung ihrer Persönlichkeiten hätte.

Sogar ein Streit um die Bestände der Schulbibliotheken ist entbrannt

Ähnlich heftige Auseinandersetzungen gibt es im Schulbezirk Chino Valley zur Frage, ob Eltern Bücher aus den Schulbibliotheken markieren und so eine Entfernung aus dem Bestand erzwingen dürfen. Dabei geht es um Bücher, die als „ungeeignet für die Jugendlichen“ angesehen werden. Ursprünglich war das Ziel die Entfernung obszöner und kindeswohlgefährdender Inhalte. Doch inzwischen nutzen viele Eltern, die ein Transgender-Leben ablehnen, das auch zur Entfernung informativer Bücher über das Thema der sexuellen Orientierung aus. Die Gegner dieser Markierungsregeln befürchten, dass das Thema Transgender-Leben vollständig aus dem Zugriffsbereich der Jugendlichen im Umfeld der Schulen entfernt werden soll. Dabei ist es für Jugendliche unverzichtbar, umfangreiche Informationen zu erhalten, die sie auf dem Weg der Entscheidung und bis hin zum Outing unterstützen. In Einzelfällen hat es aus den konservativen Kreisen sogar Morddrohungen gegenüber Lehrern gegeben, die den Jugendlichen die notwendige Unterstützung durch den Zugang zu Informationsmaterialen gewährt haben.

Quelle: LA Times

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