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Tacoma-Narrows-Bridge – Was haben Konstrukteure aus dem Unglück gelernt?

Heute vor genau 65 Jahren stürzte die erste Tacoma-Narrows-Bridge ein, die 1940 für die Querung der Tacoma Narrows mit der Washington State Route 16 errichtet wurde. Als das von Leon S. Moisseiff konstruierte Bauwerk damals eröffnet wurde, nahm es mit einer Spannweite von 853 Metern den dritten Platz auf der Weltrangliste der größten Hängebrücken ein. Die beiden ersten Plätze belegten im Jahr 1940 die George-Washington-Bridge und die Golden Gate Bridge. Schon vier Monate nach der Eröffnung stürzte die Brücke in die Tiefe. Grund waren unkontrollierbare Schwingungen, die allein vom Wind verursacht wurden. Im Volksmund erhielt die erste Tacoma-Narrows-Bridge wegen ihrer Windschwingungen den Beinamen „Galloping Gertie“.

Gab es bei der Tacoma-Narrows-Bridge Konstruktionsfehler?

Fakt ist, dass im Jahr 1940 noch niemand Erfahrungen mit einer derart langen Hängebrücke mit Vollwandträgern und einem derart hohen Schlankheitsgrad hatte. Von einem Konstruktionsfehler im engeren Sinne kann deshalb nicht gesprochen werden. Eine sehr entscheidende Bedeutung für den windbedingten Einsturz war die Tatsache, dass die erste Tacoma-Narrows-Bridge gerade einmal eine Tragwerkshöhe von 2,4 Metern hatte. Das vergleichbare Pendant Bronx-Whitestone-Bridge brachte es bei einer Spannweite von 701 Metern auf eine Tragwerkshöhe von 3,4 Metern. Das niedrige Tragwerk war nicht so stabil und brachte außerdem noch ein vergleichsweise geringes Gewicht auf die Waage. Auf der Tacoma-Narrows-Bridge installierte Kameras zeigten bis zu 25 Schwingungen pro Minute mit einer Amplitude von bis zu 60 Zentimetern. Das allein führte jedoch nicht zum Einsturz. Am 7. November 1940 gab es Starkwinde, die quer zur Brücke wehten. Dadurch geriet die Brückenkonstruktion in so genannte Torsionsschwingungen, die durch den Wind noch zusätzlich verstärkt wurden. In der Folge rissen am mittleren Abschnitt die Seile und er versank in den Fluten.

Die Konsequenzen aus dem Einsturz der Tacoma-Narrows-Bridge

Inzwischen hat das an der ersten Tacoma-Narrows aufgetretene Schwingungsphänomen von den Wissenschaftlern den Namen „aerostatisches Flattern“ bekommen. Um ähnliche Erscheinungen zu verhindern wurde nach dem Unglück die Bronx-Whitestone-Bridge mit zusätzlichen Fachwerkträgern nachgerüstet. Beim Bau weiterer Hängebrücken achteten die Konstrukteure auf stärkere Fachwerkträger und beachten neben der Statik nun auch die Dynamik ihrer Konstruktionen. Die Aufzeichnungen des Einsturzes dienen heute als Lehrmaterial für Architekten. 1998 fand die Dokumentation Eingang in das National Film Registry. Das abgestürzte Mittelteil der Brücke liegt auch heute noch im Fluss und steht seit 1992 unter Denkmalschutz.

Quelle: wsdot.wa.gov

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