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Schafft Abschaffung des Ehegattensplittings neue Jobs?

Euro-Banknoten

Eine Abschaffung des Ehegattensplittings könnte einer aktuellen Studie zufolge das Wirtschaftswachstum weiter ankurbeln. Dennoch gibt es auch eine Kehrseite der Medaille: Ärmere Paare sind auf das Ehegattensplitting angewiesen und würden Nachteile riskieren, wenn es abgeschafft würde.

Die Studie, die das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) durchgeführt hat, kommt zu dem Ergebnis, dass eine Abschaffung des Ehegattensplittings sowie eine Umstellung der Besteuerung auf eine individuelle Veranlagung beider Ehepartner dazu führen könnte, dass das Steueraufkommen gleich bliebe, aber mehr als eine halbe Million zusätzlicher Vollzeit-Arbeitskräfte für die Wirtschaft gewonnen werden könnten. Damit könnten deutlich mehr Menschen erwerbstätig werden.

Einige Bevölkerungsgruppen verlieren bei Abschaffung des Ehegattensplittings

Die Reform wird von SPD, Grünen und Linken gleichermaßen gefordert. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auf die Chancengleichheit von Eheleuten. Allerdings gibt es auch viele Bevölkerungsgruppen, die in einem solchen Fall finanzielle Verluste erleiden würden.

Für die Mehrheit der Paare mit ungleichem Einkommen sinkt demnach das verfügbare Einkommen, wenn das Ehegattensplitting abgeschafft würde. Dies betreffe vor allem untere und „finanziell gefährdete Gruppen“ heißt es in der Studie weiter. Dies müsse laut RWI wirtschaftspolitisch berücksichtigt werden, etwa durch eine Anhebung von Kindergeld und Kinderfreibetrag.

Union gegen Abschaffung des Ehegattensplittings

RWI-Finanzwissenschaftler Robin Jessen erklärte dazu: „Unsere Untersuchung zeigt, dass sich eine Abschaffung des Ehegattensplittings sehr positiv auf die Erwerbstätigkeit und auf die Geschlechtergleichheit in Deutschland auswirken könnte“. Weiter heißt es, dass das Bruttoinlandsprodukt einmalig um bis zu 1,5 Prozent steigen könnte, wodurch auch die Staatsverschuldung reduziert werde.

Bereits 1958 wurde das steuerliche Ehegattensplitting eingeführt. Bei diesem ging es darum, große Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau steuerlich zu berücksichtigen. Familien mit der klassischen Rollenverteilung – also nur einem Hauptverdiener – haben davon bisher profitiert. Durch das Ehegattensplitting kann es sich rein finanziell lohnen, wenn ein Ehepartner wenig oder auch gar kein Geld verdient. Das ist jedoch der falsche Ansatz. Frauen, die meist in den Part des Geringverdieners fallen, die Kinderbetreuung übernehmen und häufig in Teilzeitbeschäftigungen oder Minijobs verharren oder auch gar nicht arbeiten, können dadurch massive Probleme im Alter bekommen: Denn die Rentenansprüche können bei geringen Verdiensten nicht steigen.

Die linken Parteien wollen das Ehegattensplitting deshalb nach der Bundestagswahl abschaffen oder zumindest verringern. FDP und Union dagegen wollen sich vom Ehegattensplitting nicht verabschieden. Antje Tillmann, finanzpolitische Sprecherin der Union erklärte dazu, dass das Ehegattensplitting für die Union „nicht verhandelbar“ sei.

Quelle: apr

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