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Naturparks in den USA: Von wegen Stille

Zwei Drittel der Naturparks in den USA haben mit menschengemachtem Lärm zu kämpfen. Autos, Flugzeuge, Industrie – der menschengemachte Lärm ist überall und überschreitet laut einer aktuellen Studie in vielen US-Naturschutzgebieten die natürliche Geräuschkulisse deutlich. Die so genannte Lärmverschmutzung liegt in zwei Dritteln der Naturparks der USA mindestens genauso hoch wie die natürliche Geräuschkulisse. In jedem fünften Fall überschreitet der menschengemachte Lärm sogar die Geräusche der Natur um das Zehnfache.

Lärm an 492 Orten gemessen

Für die Studie hat das Team rund um Rachel Buxton von der Colorado State University in Fort Collins die Geräuschkulisse an 492 Orten in den USA aufgenommen und sie mit der erwarteten natürlichen Geräuschkulisse verglichen. Dabei stellte man fest, dass der Lärm vielerorts viel zu hoch ist. Daher sei es nötig, dass ein Lärmmanagement eingeführt werde, um das Wohl von Pflanzen und Tieren sowie den erholungssuchenden Menschen zu schützen, berichten die Forscher im Wissenschaftsblatt „Science“.

Zwar wird die Lärmverschmutzung immer noch häufig als rein städtisches Problem angesehen, allerdings breitet sich die Erschließung ländlicher Räume durch den Menschen immer weiter aus, so dass es auch hier zu unnötigen Lärmquellen kommt. Dieser menschengemachte Lärm sorgt dafür, dass die Fähigkeit, natürliche Geräusche zu hören, verringert wird. Genau diese Fähigkeit ist aber überlebenswichtig in der Tierwelt.

So hoch war die Lärmbelastung in den Schutzgebieten

In den Schutzgebieten lag die Geräuschkulisse um gut ein Drittel niedriger als in unmittelbar angrenzenden und ungeschützten Gebieten. Trotzdem überstieg der Lärm in 63 Prozent der untersuchten Gebiete das natürliche „Hintergrundrauschen“ um mehr als das Doppelte. In 21 Prozent überstieg der menschengemachte Lärm die natürliche Geräuschkulisse sogar um das Zehnfache.

Die Reichweite der natürlichen Laute sinkt mit diesen Lärmbelastungen um 50 bis 90 Prozent. Das Grillenzirpen ist üblicherweise bis zu zehn Meter weit zu hören. Bei Gebieten mit entsprechender Lärmbelastung kann es aber nur noch ein bis fünf Meter weit wahrgenommen werden.

Der Lärm betraf dabei oftmals auch Gebiete, in denen bedrohte Tiere und Pflanzen leben. Dadurch könnte sich die gesamte ökologische Gemeinschaft verändern, sind sich die Forscher sicher. So können zwar Pflanzen nicht hören, allerdings sind sie auf Bienen und andere Insekten für die Bestäubung angewiesen, die sehr wohl durch Lärm beeinflusst werden.

Zudem hat die Lärmverschmutzung auch Auswirkungen auf den Menschen. Insbesondere Besucher der Naturschutzgebiete etwa suchen in diesen Erholung, intakte Natur und Entspannung, die sie bei einer zu hohen unnatürlichen Geräuschkulisse nicht finden werden.

Wie kann man gegen Lärmbelastung vorgehen?

Die Forscher schlagen im Kampf gegen die Lärmbelastung in Schutzgebieten ein aktives Lärmmanagement vor. So könnte man Ruhezonen planen. In stark lärmbelasteten Gebieten und sensiblen Lebensräumen könnte man den Autoverkehr verbieten und stattdessen auf Shuttle-Busse setzen. Außerdem könnten Lärmkorridore eingerichtet werden. Die Flugrouten etwa könnten parallel zur Straße gewählt werden. Doch ob diese Maßnahmen tatsächlich durchgeführt werden, bleibt derzeit fraglich.

Quelle: dpa

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