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Grundwasserqualität in Deutschland: Wie sieht die Überwachung aus?

Drinking water and natural water in the hands.

Grundwasser ist ein wertvolles Gut, bei dem Menge und Qualität im Fokus stehen. Wie überwacht Deutschland die Veränderungen, die sich bei dieser unverzichtbaren Ressource zeigen?

In Deutschland gibt es heftige Diskussionen um die Frage, ob die Dichte der Messstellen zur Überwachung der Grundwasserqualität ausreichend ist. Die dabei geübte Kritik betrifft vor allem die Zahl der Messpunkte, an denen die Belastung des Grundwassers mit Nitraten ermittelt wird. Aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von AfD-Abgeordneten geht ein Problem direkt hervor. In Deutschland gibt es mehrere Messnetze, die sich auf unterschiedliche Arten der Erfassung spezialisiert haben.

Welche Messnetze gibt es in der Bundesrepublik Deutschland?

Das umfangreichste Messnetz entstand auf der Grundlage der Wasserrahmenrichtlinien. Es umfasst nach den Angaben der Bundesregierung deutschlandweit 7.869 Messstellen. Sie erfassen die Belastung des Grundwassers mit Chemikalien und erfassen nebenher auch die Nitratkonzentrationen. Eine systematische Gesamtauswertung der erhobenen Messdaten erfolgt in einem Turnus von sechs Jahren. Ein Teil dieser Messstellen ist mit mobiler Technik ausgestattet. Sie werden nach Bedarf an Stellen versetzt, an denen temporär, nach Umweltkatastrophen oder aufgrund der individuellen Rahmenbedingungen hohe Belastungen zu erwarten sind. Dazu erfolgt eine jährliche Auswertung. Hinzu kommen Messstellen, die nur eine Auswahl der zu überwachenden Chemikalien im Grundwasser überwachen.
Zusätzlich finden sich in Deutschland 1.219 Messstellen, von denen Daten im Auftrage der Europäischen Umweltagentur (EUA) erhoben werden. Sie sind die einzigen Messpunkte, an denen die Messwerte nach bundesweit einheitlichen Vorgaben erhoben werden. Dabei hängt die bereitzustellende Anzahl der Messpunkte beim EUA-Netz von einem flächenbezogenen Schlüssel ab. Die Messtellen befinden sich durchweg im Bereich des oberflächennahen Grundwassers. Die kontinuierliche Erhebung und Auswertung dieser Messdaten bezieht auch das Umfeld (Art der Bewirtschaftung und Intensität der Bebauung der Flächen) mit ein.

Für die Nitratbelastung gibt es ergänzend spezialisierte Messungen

Die dritte Kette von Prüfpunkten zur Überwachung der Grundwasserqualität gehört zum AVV-Ausweisungsnetz. Sie resultiert aus den Allgemeinen Verwaltungsvorschriften, die aus der Umsetzung der Düngemittelverordnung resultieren. Diese Messstellenkette bezieht auch Grundwasserprüfpunkte ein, die nicht vom Bund oder den Ländern selbst betrieben werden. Ein Beispiel dafür sind die Probenentnahmepunkte der lokalen Wasserversorger. Die bundesweit rund 13.500 Messpunkte müssen einheitliche technische Anforderungen erfüllen und sind auf die Erfassung der Nitratbelastung im Grundwasser spezialisiert.

Ist die Kritik an der Messstellendichte in Deutschland berechtigt?

Nicht nur Umwelt- und Naturschützer sind der Überzeugung, dass es hierzulande zu wenig Prüfpunkte für die Grundwasserqualität gibt. Deutlich wird die Problematik beim Netz, das die Daten für die Europäische Umweltagentur erhebt. Dort beträgt die Dichte nach den Angaben der Bundesregierung gerade einmal 1,9 Messstellen auf eine Fläche von 1.000 Quadratkilometern. Rechnet man jedoch das Netz auf der Basis der Wasserrahmenrichtlinie hinzu, die ebenfalls Nitratwerte messen können, ergibt sich eine Dichte von 22 Messpunkten pro 1.000 Quadratkilometer Fläche. Ein erheblicher Ausbau der Messnetze ist bereits beschlossene Sache. Deutschland will die Grundwasserüberwachung so ausbauen, dass bis zum Jahr 2028 pro 50 Quadratkilometer Fläche mindestens ein Messpunkt zur Verfügung steht.

Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache 20/10864

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