Normalerweise sind ausfallende Unterrichtsstunden aufgrund von
Quereinsteiger können den Lehrermangel nicht beseitigen
Viele Schulämter behelfen sich inzwischen mit sogenannten Quereinsteigern. Sie bringen zwar die für einzelne Fächer notwendigen Fachkenntnisse mit, aber ihnen fehlt die pädagogische Grundlage. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands befürchtet, dass darunter die Qualität der Vermittlung des Lehrstoffs erheblich leidet. Allein in Nordrhein-Westfalen wurden für das neue Schuljahr rund acht Prozent Quereinsteiger eingestellt. Sachsen hat sich auf diese Weise für das Schuljahr 2018/2019 mehr als 300 Behelfslehrkräfte gesichert. Die Bedarfslücken werden sich weiter zuspitzen, denn in den nächsten Jahren steigt die Zahl der Schulanfänger pro Jahrgang. Das heißt, vor allem die Grundschulen wird den Lehrermangel noch stärker als bisher zu spüren bekommen. Besonders prekär ist die Situation in Berlin, denn dort konnten bis zum Start in die Sommerferien rund 1.250 Lehrerstellen nicht besetzt werden.
Sorgen bereitet den Schulämtern und den Bildungsministerien aber auch die Altersstruktur der Lehrer. Rund 14 Prozent aller Lehrer bundesweit sind bereits 60 Jahre oder älter. Das heißt, sie werden demnächst pensioniert. Die Gegenseite sind Lehrer, die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Davon gibt es bundesweit aktuell nach den Angaben des statistischen Bundesamts gerade einmal sieben Prozent. Die niedrige Nachwuchsquote wird den Lehrermangel in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Deshalb gibt es inzwischen Überlegungen, Fachlehrer an mehreren Schulen einzusetzen. Diese Notwendigkeit dürfte vor allem Fachlehrer treffen, die an kleinen Schulen mit wenigen Parallelklassen arbeiten.
Wären größere Klassen ein Ausweg aus dem Lehrermangel?
Größere Schulen haben noch die Möglichkeit, mehrzügige Klassenstufen zusammenzulegen, um Lehrer einzusparen und die vorhandenen Fachlehrer besser einsetzen zu können. Doch auch dort werden Grenzen gesetzt, weil unterschiedliche Maximalwerte bei den Klassenstärken für die einzelnen Schularten und Jahrgänge eingehalten werden müssen. Sie werden von den Bildungsministerien der einzelnen Länder festgelegt. Vielerorts werden genau diese Maximalstärken bereits erreicht, sodass für das neue Schuljahr keine weiteren Zusammenlegungen mehr möglich sind. Das zeigt ein Blick auf die Daten des Statistischen Bundesamts. Danach liegen die durchschnittlichen Klassenstärken in den Gymnasien und Freien Waldorfschulen im Durchschnitt bereits an der Obergrenze vieler Bundesländer. Eine Erhöhung der Grenzwerte für die Klassenstärken ist vielerorts nicht möglich, weil weder die Räume noch die Ausstattungen darauf ausgelegt sind. Außerdem belegen Erfahrungen, dass die Unterrichtsqualität mit steigenden Klassenstärken sinkt.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Konferenz der Kultusminister
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