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Leere Supermarktregale sind Folge einer selbsterfüllenden Prophezeiung

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Was ist eine selbsterfüllende Prophezeiung und warum spielt diese aktuell bei leeren Supermarktregalen eine so große Rolle? Wir haben Antworten.

Offenbar mutiert ein erheblicher Teil der Menschen in Deutschland derzeit zu Hamstern. Dort spielt die Angst vor den Folgen des Kriegs in der Ukraine eine große Rolle. Vor allem viele ältere Menschen haben noch die Erinnerungen an die Zeit der Nahrungsknappheit nach dem II. Weltkrieg im Hinterkopf. Doch eine wesentlich größere Rolle spielt die selbsterfüllende Prophezeiung bei der Entstehung von Lücken in den Sortimenten der Supermärkte. Deshalb möchten wir dieses Phänomen des menschlichen Verhaltens genauer erklären.

Was ist eine selbsterfüllende Prophezeiung und wie wirkt sie?

Der Begriff selbsterfüllende Prophezeiung wurde im Jahr 1911 von einem österreichischen Ökonomen und Philosophen namens Otto Neurath geprägt. Die genauere Beschreibung dieses Phänomens stammt aus dem Jahr 1948 und wurde von dem amerikanischen Soziologen Robert King Merton verfasst. Er definiert sie als ein neues Verhalten, das auf der Basis einer falschen Annahme entsteht. Diese Verhaltensänderung führt dann dazu, dass die anfänglich falsche Annahme Wirklichkeit wird. Daraus resultiert wiederum ein sich selbst verstärkender Prozess.
Ein typisches Beispiel dafür ist der Placebo-Effekt. Die Probanden in medizinischen Studien nehmen an, dass sie ein Präparat mit einem echten Wirkstoff bekommen. Gleichzeitig richten sie ihr Verhalten an der davon zu erwartenden Wirkung aus. Zusammen mit dem Glauben an die Wirkung empfinden einige Probanden eine subjektive Linderung ihrer Symptome. Umgekehrt beeinflusst das Lesen der Beipackzettel eine verstärkte Selbstbeobachtung. Dadurch können selbst normale Erscheinungen (beispielsweise Blähungen durch die Aufnahme der dafür bekannten Nahrungsmittel) als eine der dort benannten Nebenwirkungen fehlinterpretiert werden.

Wie trägt die selbsterfüllende Prophezeiung zu leeren Supermarktregalen bei?

Die derzeitigen Hamsterkäufe sind ein Paradebeispiel für die selbsterfüllende Prophezeiung. Es gab mehrere Schlagzeilen, dass durch den Ukrainekrieg und die Handelsembargos gegen Russland weniger Weizen importiert werden kann. Dadurch entstand die (mit Blick auf die tatsächlichen Export- und Importmengen nachweisbar) falsche Annahme, dass schon bald alle Produkte mit Weizenanteilen knapp werden könnten. In der Folge kam und kommt es zu Hamsterkäufen und tatsächlichen Lücken in den Supermarktregalen. Sie bewirken wiederum eine negative Rückkopplung in Form einer scheinbaren Bestätigung des angenommenen Mangels. Die Konsequenz ist, dass noch mehr Menschen sich zu Hamsterkäufen hinreißen lassen. Daraus entsteht ein Wechselspiel aus einer scheinbaren Bestätigung und einer Verfestigung des veränderten Einkaufsverhaltens.

Welches Fazit resultiert daraus? – Gäbe es keine Hamsterkäufe, wären auch keine Regale in den Supermärkten leer. Deshalb lassen Sie sich bitte nicht zu Hamsterkäufen hinreißen!

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