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Kinder und Jugendliche haben „Tunnelblick“

Nilli Lavie arbeitet als Forscherin im Fachbereich Neurowissenschaften an der Universität in London. Sie und ihre Mitarbeiter haben bei einer Studie eine interessante Entdeckung gemacht. Bis ins Jugendalter hinein hat der Mensch offenbar einen entwicklungsbedingten „Tunnelblick“. Er nimmt nur wahr, worauf er sich gerade fokussiert. Alles, was sich in der weiteren Umgebung abspielt, geht unter.

Wie lief der Test zum „Tunnelblick“ ab?

Der Test wurde im Wissenschaftsmuseum der britischen Hauptstadt aufgebaut. Dort wurden nach dem Zufallsprinzip Besucher verschiedener Altersgruppen um die Teilnahme am Test gebeten. Sie sollten sich auf ein schwarzes Kreuz auf einem Display konzentrieren. Zum Einen tauchte zusätzlich ein schwarzes Quadrat auf und zum Anderen wurde die Balkenlänge des Kreuzes verändert. Die Probanden sollten die Frage beantworten, welcher Balken des Kreuzes der Längere ist. Um die Anforderungen für Kinder und Erwachsene zu differenzieren, war der Längenunterschied der Balken bei den Kindern größer. Aus dem Längenunterschied wurden auch innerhalb der einzelnen Altersgruppen verschiedene Schwierigkeitsstufen abgleitet.

Die konkreten Ergebnisse des Tests zur Wahrnehmung

In der niedrigsten Schwierigkeitsstufe erkannten sieben von zehn Kindern im Grundschulalter das Quadrat nicht. In den höheren Schwierigkeitsgraden fiel nur einem von zehn Kindern das zusätzliche Quadrat auf. Bei den 14-Jährigen war die Quote der Erkennung zwar etwas höher, aber es ergaben sich immer noch erhebliche Unterschiede zu den Erwachsenen. Das Phänomen der Unaufmerksamkeitsblindheit bei jüngeren Kindern hatten Wissenschaftler bereits in der Vergangenheit erkannt. Aber dass es sich bis weit ins Jugendalter hinein fortsetzt, überraschte Nilli Lavie und ihre Mitstreiter dennoch.

Welche Auswirkungen hat der „Tunnelblick“ der Kinder und Jugendlichen?

Besonders wichtig ist das Wissen um den „Tunnelblick“ im Straßenverkehr. Dort wird die eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit der Jugendlichen gern überschätzt, was dann wiederum zur Ursache von Unfällen wird. Auch Erwachsene können damit „auf die Schippe genommen“ werden. In einer TV-Show nach der Art der „Versteckten Kamera“ wurden beispielsweise Erwachsene vor eine Bar oder den Tresen eines Kundendienstes gestellt. Während sie sich auf etwas Anderes konzentrierten, wurde heimlich das Personal hinter dem Tresen ausgetauscht, was nur von sehr wenigen Probanden bemerkt wurde.

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