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Jugend vereinsamt im Internet

Onlinespiele und der tägliche Austausch im Netz gehören auch für den Nachwuchs längst zum Alltag dazu. Viele Eltern zeigen sich besorgt, haben Angst, dass reale Freundschaften, wie etwa mit den Nachbarskindern, zerbrechen oder die Schulnoten in den Keller sacken. Dieser Frage ging jetzt Manfred Beutel, der Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Mainz, auf den Grund. Er hat gut 2.400 Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren befragt.

Auf dem Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vom 25. bis 28. März will er in Berlin die Ergebnisse der Studie vorstellen. Beutel befragte die Jugendlichen zu Onlinespielen, aber auch zu sozialen Netzwerken und erkannte einige Hardcore-Surfer in den Befragungen. Er geht davon aus, dass bei rund drei Prozent der Jugendlichen schon ein suchtartiges Verhalten bei der Nutzung des Internets vorliegt.

Sind Jugendliche süchtig nach dem Internet?

Um diese These zu untermauern, hat Beutel die Suchtkriterien der amerikanischen, psychiatrischen Vereinigung zugrunde gelegt. Dafür stellte er Fragen nach der Dauer der Online-Sitzungen, ob man die sich selbst vorgegebene Zeit überhaupt einhalten kann oder ob der erste Gang morgens direkt zum Computer führt. Auch nach schädlichen Folgen außerhalb der virtuellen Welt, wie Streit mit Eltern und Geschwistern oder schlechten Schulnoten, fragte Beutel.

Was Beutel dabei herausfand, ist erschreckend: Jugendliche, die sehr häufig Onlinespiele spielen oder auf Sexseiten unterwegs sind, zeigen eine wenig ausgeprägte Bindung zu den realen Freunden. Sie vertrauen ihnen weniger und kommunizieren seltener mit ihnen. Wenn Jugendliche dagegen vermehrt in sozialen Netzwerken unterwegs sind, steigt das Vertrauen und die Kommunikation. Bei den drei Prozent, die suchtartiges Nutzungsverhalten zeigen, gibt es aber auch hier Probleme. So werden die realen Freunde vernachlässigt, um den Onlinefreunden gerecht zu werden.

Die Suchtproblematik tritt Beutels Angaben zufolge bei Jungen und Mädchen gleichermaßen auf. Allerdings nutzen die beiden Geschlechter das Internet unterschiedlich. Jungen sind eher auf Sexseiten, beim Glücks- und Onlinespiel zu finden. Die Mädchen konzentrieren sich dagegen mehr auf die sozialen Netzwerke.

Macht das Internet die Jugend einsam?

Beutel wurde daraufhin gefragt, ob das Internet die Jugend einsam mache oder ob einsame Jugendliche häufiger im Web surfen. Diese Frage beantwortete Beutel damit, dass es sich um einen Teufelskreis handele. Beide Varianten kommen vor und können sich verstärken. Für viele Jugendliche ist das Internet aus unterschiedlichsten Gründen interessant. Zum einen ist das die Anonymität. Man wird als Person nicht so schnell verletzt, eine Abfuhr online zu erhalten, erscheint den Jugendlichen nicht so dramatisch, wie diese von Angesicht zu Angesicht zu bekommen.

Internet hat auch Vorteile

Allerdings hat die Internetnutzung der Jugend auch Vorteile. So erklärte etwa der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), dass die Computerspiele in vielen Fällen ein echtes Gemeinschaftserlebnis seien. Gerade das gemeinsame Spielen sei wichtig und könne heute eben auch in der virtuellen Welt erfolgen.

Selbst Mediziner zeigen einige Vorteile der Gamer von heute auf. So wird die Arbeitswelt immer schnelllebiger, der Umgang mit dem Computer ist aus dieser nicht mehr wegzudenken. Dabei wird die Feinmotorik der Hand trainiert, aber auch die Aufmerksamkeitsleistung steigt an. Hinzu kommt, dass die räumliche Wahrnehmung bei Computerspielern besser trainiert ist. Trotzdem sollte die Jugend sich nicht zu sehr auf das Internet versteifen, denn die sozialen Fähigkeiten werden darüber nicht geschult.

Quelle: RP Online

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