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Industriechemikalien machen deutschen Gewässern zu schaffen

Strand mit Warnflagge

Die Konzentration von Industriechemikalien in deutschen Flüssen und Seen sowie im Grundwasser ist stellenweise so hoch, dass Gesundheitsschäden für den Menschen nicht ausgeschlossen werden können.

Die Industriechemikalien in deutschen Gewässern waren Gegenstand einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung. Die Anfrage kam von AfD-Abgeordneten und zielte vor allem auf die Verbreitung der sogenannten PFAS (alte Bezeichnung PFT) ab. Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (nach der englischen Bezeichnung kurz PFAS) reichern sich im Gewebe aller Lebewesen an und können eine ganze Palette von Krankheiten verursachen. Deshalb wurde die Herstellung und Verbreitung einiger der zur Gruppe der PFAS gehörenden Stoffe in der gesamten Europäischen Union ab dem Sommer 2020 verboten. Dazu zählen beispielsweise die Perfluoroctansulfonate (kurz PFOS). Trotzdem wird es eine ganze Weile dauern, bis die davon ausgehenden Schadstoffe aus den Flüssen und Seen sowie aus dem Grundwasser verschwinden.

Vielerorts sind die Quellen der Verunreinigungen nicht bekannt

Vor einiger Zeit wurden an Messstellen in München erhöhte Konzentrationen der Perfluoroctansulfonate beobachtet. Aktuell weiß niemand genau, aus welcher Quelle sie stammen. Die Münchener Wasserwirtschaft ist schon seit 2019 bemüht, die Quelle durch gezielte Messungen an verschiedenen Stellen zu lokalisieren. Bislang hatten sie damit noch keinen Erfolg. Für die lokalen Binnenfischer ist das eine Katastrophe, denn mehrere Behörden raten nachdrücklich vom Verzehr der Fische aus der Moosach ab. Die Schadstoffe werden bis in die Isar getragen, sodass auch die Fische im Umfeld der Moosach-Mündung in der Nähe von Freising überdurchschnittlich hohe Belastungen mit Perfluoroctansulfonaten aufweisen. Hinzu kommen Belastungen mit einem Triphenylmethanfarbstoff, der im Volksmund „Malachitgrün“ genannt wird. Er reichert sich ebenfalls im Gewebe von Lebewesen an.

Industriechemikalien in Gewässern vernichten Existenzen

Die hohen PFAS-Belastungen führen dazu, dass lokale Binnenfischer häufig die Fische nicht mehr verkaufen können (oder dürfen). Zu den Folgen gehören Einnahmenausfälle und in vielen Fällen sogar komplette Betriebsschließungen. Irgendwelche Förderungen oder staatliche Hilfen für solche Ausfälle stehen weder auf Bundesebene noch auf europäischer Ebene zur Verfügung. Die betroffenen Binnenfischer haben lediglich die Möglichkeit, Schadenersatz von den Verursachern der Eintragungen von Industriechemikalien zu fordern. Dafür müssten diese jedoch bekannt sein und ihnen der unerlaubte Eintrag zweifelsfrei nachgewiesen werden können. In Freising und München ist das jedoch trotz intensiver Bemühungen nicht der Fall. Das heißt, die betroffenen Fischer bekommen ihre Ausfälle in keiner Weise ersetzt.
Besonders traurig ist die Tatsache, dass die Bundesregierung offenbar keinen Überblick über die Verbreitung der Industriechemikalien in Gewässern hat. Sie verweist in ihrer Antwort auf die Fragen den AfD-Abgeordneten nach detaillierten Angaben für verschiedene Arten von Gewässern auf die Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer. Gleichzeitig bestätigte die Bundesregierung in ihrer Antwort, dass es derzeit noch keine geeigneten Technologien zur großflächigen Sanierung von Böden mit PFAS-Verunreinigungen gibt. Das gilt genauso für die Behandlung kontaminierter Gewässer, wo der Einsatz von Aktivkohle nur der erste Schritt einer Dekontamination ist.

Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache 19/23274

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