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Germanwatch warnt vor multiresistenten Keimen in Hähnchenfleisch

Am 16. April 2019 veröffentlichte die Umweltschutzorganisation Germanwatch e.V. die Resultate einer Studie zur Keimlast in Hähnchenfleisch. Die Resultate sind mehr als erschreckend.

Mit 56 Prozent weisen mehr als die Hälfte aller Proben multiresistente Keime in Hähnchenfleisch auf. Die Umweltschutzorganisation erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Landwirtschaftsministerin. Alle bisher durchgeführten Maßnahmen zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Massentierhaltung haben offenbar noch nicht zum gewünschten Erfolg geführt.

Welche Keime wurden in den Hähnchenfleischproben gefunden?

Insgesamt nahmen die von Germanwatch beauftragten Wissenschaftler der Universität Greifswald 60 Testkäufe bei fünf verschiedenen Discountketten vor. Eine der Proben wurde verworfen, weil die Verpackung auf dem Weg ins Labor beschädigt wurde. Die Anteile der mit multiresistenten Keimen belasteten Proben von Hähnchenfleisch schwankten bei den einzelnen Discountern zwischen 33 und 82 Prozent. In 5 Prozent der Proben wurden MRSA nachgewiesen. Weitere 5 Prozent enthielten Colistin-resistente Keime. Bei 3 Proben fanden sich Keime der Gattung ESBL. In zahlreichen Proben wiesen die Wissenschaftler von Germanwatch verschiedene Arten multiresistenter Erreger nach. Noch erschreckender ist allerdings die Tatsache, dass die Zahl der Hähnchenfleischproben mit Carbapenem-resistenten Keimen hoch ist. Solche Erreger konnten in einem knappen Drittel der Proben nachgewiesen werden.

Was macht die Carbapenem-resistenten Keime so gefährlich?

Die Wirkstoffgruppe der Carbapeneme gehört zu den sogenannten Reserveantibiotika. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn die Standardantibiotika versagen. Von den Carbapenemen sind derzeit fünf Untergruppen bekannt. Dazu gehören Doripenem, Etapenem, Imipenem, Meropenem und Tebipenem. Einige Keime sind dagegen bereits resistent. Einen Schwerpunkt dabei bildet das Bakterium MRSA. Das Kürzel steht für Multi-resistenter Staphylocuccus aureus, der häufig auch Krankenhaus-Superkeim genannt wird. Bei ihm versagen beispielsweise Penicillin, alle Tetracycline, Sulfonamide und Antibiotika auf Chinolon-Basis. Mittlerweile sind auch MRSA-Stämme bekannt, die sich mit Vancomycin nicht mehr bekämpfen lassen.

Einkauf beim Kleinbauern mit Hofschlachtung scheint lohnenswert zu sein

Diese Schlussfolgerung legen die im Auftrag von Germanwatch durchgeführten Tests nahe. Die Testreihe ist durch die geringe Probenanzahl nicht repräsentativ, aber Keime mit Resistenzen gegen Reserveantibiotika wurden in keiner Probe gefunden. In einer der Hähnchenfleischproben aus der Hofschlachtung in Biobauernhöfen stießen die Wissenschaftler auf MRSA. Dort steht allerdings noch nicht genau fest, wie die multiresistenten Keime in das Hähnchenfleisch gelangt sind. Das bestätigt die Resultate einer Studie, welche das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Jahr 2017 durchführen ließ. Auch dort wurden bei Proben von Kleinbauern mit Hofschlachtung weniger Belastungen mit multiresistenten Keimen als bei Hähnchenfleisch aus der Massentierhaltung festgestellt.

Quelle: Germanwatch

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