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Billigsanierungen bringen den Schadstoff Bisphenol A ins Trinkwasser

Filling drinking glass with tap water

Wer bei der Sanierung von Leitungssystemen spart, geht das Risiko von Schadstoffen im Trinkwasser ein. Das betrifft vor allem den Schadstoff Bisphenol A.

Die offizielle Warnung vor Bisphenol A im Trinkwasser stammt vom baden-württembergischen Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Minister Peter Hauk beruft sich in seinem Statement auf Resultate der Trinkwasserbeprobungen durch das CVUA in Stuttgart (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Baden-Württemberg). Sowohl der Minister als auch das CVUA warnen davor, Warmwasser zur Zubereitung von Speisen und Getränken zu verwenden, das aus Leitungen stammt, die mit einer Innenbeschichtung aus Epoxidharz saniert wurden.

Enthält Warmwasser mehr Bisphenol A als Kaltwasser?

Es ist tatsächlich so, dass die Konzentrationen von Bisphenol A in Trinkwasser aus expoxidharzbeschichteten Leitungen mit steigender Wassertemperatur ebenfalls steigen. Die Beprobungen durch das CVUA brachten zutage, dass bei 87 Prozent der untersuchten Warmwasserproben der für Bisphenol A ab 2024 gültige Grenzwert um ein Vielfaches überschritten wird. Zusätzliche Untersuchungen zeigten, dass bei dem für die Warmwasseraufbereitung verwendeten Kaltwasser am Hausübergabepunkt keine Überschreitung festzustellen war, auch wenn das dort beprobte Kaltwasser aus Leitungen stammte, die ebenfalls mit einer Epoxidharzbeschichtung saniert wurden. Die erhöhten Werte im Warmwasser haben einen physikalischen Grund. Die Temperaturbeständigkeit von Epoxidharz reicht nur bis zu 65 Grad Celsius. Der Warmwasserkreislauf muss jedoch zumindest turnusmäßig bis auf mindestens 70 Grad aufgeheizt werden, um einem Befall mit Legionellen und anderen gefährlichen Keimen zu verhindern. Dadurch zerfällt das Epoxidharz und setzt den Schadstoff Biophenol A frei. Dieses Risiko tritt in Kaltwasserleitungen aufgrund der fehlenden thermischen Reaktion nicht auf.

Warum ist Bisphenol A für den Menschen gefährlich?

In einer amerikanischen Studie konnte nachgewiesen werden, dass Bisphenol A bei Männern die Spermienproduktion und Spermienqualität negativ beeinflusst. Das Umweltbundesamt stellte einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Bisphenol A und dem Auftreten von Fettleibigkeit und Diabetes her. Neueren Studien zufolge bewirkt der Schadstoff Änderungen im Hormonsystem und steigert das Krebsrisiko durch einen negativen Einfluss auf Proteine, die am Zellwachstum und der Zellerneuerung beteiligt sind. Noch nicht endgültig geklärt ist die Frage, ob Bisphenol A Störungen der Zahnschmelzbildung verursacht. Diese gesundheitlichen Risiken haben bereits in der Vergangenheit dazu geführt, dass der Schadstoff für verschiedene Anwendungen verboten wurde. Erst kürzlich hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) deshalb auch den für Trinkwasser geltenden Grenzwert ab dem Jahr 2024 auf die tägliche Aufnahme von maximal 0,2 Nanogramm Bisphenol A pro Kilogramm Körpergewicht heruntergesetzt. Nach den Messungen in Baden-Württemberg wäre dieser Grenzwert bereits beim Verzehr von nur einem Liter kontaminiertem Warmwasser pro Tag überschritten.

Quelle: Ernährungsministerium BW, CVUA Stuttgart, EFSA

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