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Deutlich mehr Fipronil-Eier in Deutschland als gedacht

Der Skandal um mit Fipronil belastete Eier weitet sich aus. Bundesernährungsminister Christian Schmidt bestätigt, dass Deutschland doch stärker von dem Skandal belastet ist, als ursprünglich angenommen. Aktuell geht man von mit Fipronil belasteten Eiern in insgesamt zwölf der 16 Bundesländer aus.

NRW und Niedersachsen beim Skandal um Fipronil-Eier im Visier

Die beiden Länder Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen nehmen dabei eine Schlüsselrolle in dem Skandal ein. Dort wurden die Eier in Verkehr gebracht oder hatten gar ihren Ursprung. Aus der Politik heißt es, dass man derzeit die Warenströme „mit Hochdruck untersucht“, dabei auch Produkte mit verarbeiteten Eiern genauer unter die Lupe nehme. Wie Schmidt weiter erklärt, sei eine akute gesundheitliche Gefährdung für den Verbraucher „praktisch ausgeschlossen“. Die Lage habe man zwar „unter Kontrolle“, könne aber „noch keine Entwarnung“ geben.

Auch die EU-Kommission will die Verbraucher beruhigen und erklärt, dass man die betroffenen „Höfe identifiziert, die Eier geblockt und verseuchte Eier vom Markt genommen“ habe. Die Sprecherin der Behörde erklärt weiterhin, dass man mit den Ministern der Mitgliedsstaaten in stetigem Kontakt stehe.

Mindestens drei Millionen Fipronil-Eier aus den Niederlanden eingeführt

Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium angibt, seien mindestens drei Millionen mit Fipronil belastete Eier aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert worden. Mittlerweile wurden die betroffenen Chargen von den zuständigen Behörden zurückgerufen. Auf dem Portal lebensmittelwarnung.de wurden die Länder

  • Niedersachsen,
  • Nordrhein-Westfalen,
  • Bayern,
  • Brandenburg,
  • Sachsen,
  • Hessen,
  • Bremen,
  • Berlin,
  • Schleswig-Holstein und
  • Baden-Württemberg

als betroffen bezeichnet. Vorerst nicht von dem Skandal betroffen sein sollen laut Bundesministerium das Saarland, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt.

Wie Minister Schmidt in Berlin erklärte, habe der Fipronil-Skandal seinen Ursprung in Belgien. Dort soll das pflanzliche Desinfektionsmittel Dega-16 mit dem Insektizid Fipronil gepanscht worden sein. Dabei ist Fipronil in der Nutztierhaltung strengstens verboten. Das Desinfektionsmittel soll dann über eine niederländische Firma weiter verbreitet worden sein. Daraufhin kam es zu belasteten Eiern aus den Niederlanden, die auch in deutschen Supermarktregalen landeten. Sie sind aber bereits alle wieder aus dem Handel entfernt worden.

Mittlerweile stehen aber auch fünf Legehennen-Betriebe aus Niedersachsen unter Verdacht, die Ställe ihrer Tiere mit dem gepanschten Dega-16 desinfiziert zu haben. Vier der Betriebe wurden bereits gesperrt, nachdem sich der Verdacht bestätigt hatte.

Verbraucherschützer kritisieren Behörden im Fipronil-Skandal

Von Verbraucherschützern hagelt es heftige Kritik an den Behörden, während die niederländischen Züchter von reiner Panikmache sprechen. In den Niederlanden haben die Behörden dennoch begonnen, auch Pasta, Kuchen und Co., in denen Eier verarbeitet werden, zu untersuchen.

Martin Rücker von der Verbraucherorganisation Foodwatch fordert eine rückhaltlose Aufklärung. Außerdem müsse öffentlich gemacht werden, welche Eier und weitere Lebensmittel von dem Fipronil-Skandal betroffen sind. Zudem beklagen Verbraucherschützer eine mangelnde Kriseninformation. Die alleinige zentrale Risikobewertung durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) reiche nicht aus. Jutta Jaschke vom Bundesverband der Verbraucherzentralen fordert eine bundesweit einheitliche Aufklärung in Form von konkreten Verhaltensempfehlungen.

Wie reagieren die Händler im Fipronil-Skandal?

Bei Lidl, Aldi Nord und Aldi Süd nahm man die Eier von Höfen, die unter Fipronil-Verdacht stehen, bereits aus den Regalen. Auch Rewe und Penny entschlossen sich zu einem Verkaufsstopp sogar aller niederländischen Eier. Bei Edeka dagegen sieht man keinen Anlass, Eier aus den Regeln zu nehmen. Wie ein Sprecher erklärte, liegen dem Unternehmen derzeit keine Nachweise von Fipronil vor.

Kritik hagelte es vom Verband der niederländischen Geflügelzüchter. Eric Hubers, Vorsitzender des Verbandes erklärte, dass alle niederländischen Eier, die jetzt in den Handel kommen, garantiert frei von Fipronil sind. Auch die Warnungen der eigenen Behörden schlägt Hubers als reine „Panikmache“ in den Wind. Insgesamt 138 Geflügelbetriebe bleiben in den Niederlanden weiter gesperrt. Wie die Kontrollbehörde NVWA in Utrecht mitteilte, seien bei Kontrollen in den Eiern noch Spuren des Insektizids festgestellt worden. Die restlichen der ursprünglich 180 gesperrten Betriebe konnten zwischenzeitlich wieder freigegeben werden. Die belasteten Eier seien allesamt aus dem Handel entfernt worden, wie NVWA-Sprecher Benno Bruggink erklärte.

Trotzdem erwarten die Geflügelzüchter massive Einbrüche bei den Umsätzen durch den Fipronil-Skandal. Jährlich werden in den Niederlanden zehn Milliarden Eier produziert, von denen 60 bis 70 Prozent für den Export vorgesehen sind.

Quelle: dpa

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