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Coronakrise: Preiserhöhungen stärker als nach der Finanzkrise

Euro Banknotes and coins

Die Reihe der rekordverdächtigen Preiserhöhungen seit Beginn der Coronakrise reißt nicht ab. Das beweisen offizielle Zahlen für den Januar 2022.

Für den Januar 2022 meldete das Statistische Bundesamt erneut einen Rekord bei der Erhöhung der Erzeugerpreise. Die Erzeugerpreise lagen im ersten Monat des Jahres um 25 höher als im Januar 2021. Das ist nach den Angaben des Statistischen Bundesamts die umfangreichste Erhöhung der Verbraucherpreise binnen Jahresfrist seit dem Start der Erfassung. Diese Entwicklungen werden in der Bundesrepublik Deutschland seit dem Jahr 1949 in offiziellen Statistiken erfasst. Damit übertreffen die Preiserhöhungen der letzten Monate die während und nach der Finanzkrise ab 2008 ermittelten Werte.

Welche Unterschiede weisen die Erhöhungen der Verbraucherpreise auf?

Während der Finanzkrise ab 2008 gab es die stärkste Preiserhöhung mit 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat drei Monate nach dem Beginn. Danach fielen die Preiserhöhungen kontinuierlich und rutschten im 15. und 17. Krisenmonat sogar leicht ins Minus. Anschließend stiegen sie leicht wieder an und erreichten das Maximum mit einer Teuerungsrate von 1,3 Prozent im 23. Krisenmonat (März 2010). Den Tiefpunkt der Preiserhöhungen gab es bei der Coronakrise im November 2020, also 11 Monate nach dem Krisenbeginn. Seit Dezember 2020 stiegen die Verbraucherpreise. Im Dezember 2021 wurde mit 5,3 Prozent höheren Verbraucherpreisen als im Vergleichsmonat des Vorjahres ein vorläufiger Spitzenwert erreicht.

Verbraucherpreise: Coronakrise vs. Finanzkrise

Dieser vorläufige Rekord dürfte schon bald eingestellt werden, denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die im Januar 2022 ermittelte Steigerung der Erzeugerpreise auch bei den Verbraucherpreisen auswirkt. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits. So kündigte beispielsweise Tchibo eine kräftige Erhöhung der Kaffeepreise an. An diesem Beispiel zeigt sich jedoch, dass nicht nur die unmittelbaren Folgen der Coronakrise die Ursache sind. In Brasilien wurde ein großer Teil der Kaffeeernte durch Wetterkapriolen im August 2021 vernichtet. Der dortige Kälteeinbruch schädigte auch die Kaffeepflanzen erheblich, sodass normale Erntemengen voraussichtlich erst 2023 oder 2024 zu erwarten sind. Bei einigen landwirtschaftlichen Produkten sorgen neben ungünstigen Wetterverläufen neue Abnehmer für deutliche Preiserhöhungen. Das betrifft vor allem die Pflanzenarten, aus denen in Biomassekraftwerken Energie erzeugt wird.

Weitere Unterschiede zwischen der Finanzkrise und der Coronakrise

Die Coronakrise sorgte ab September 2020 für deutlichere Steigerungen der Importpreise als die Finanzkrise, die durch den Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers ausgelöst wurde. Viele Importgüter wurden durch Corona-bedingte Betriebsschließungen zur Mangelware. Gleichzeitig stieg die Nachfrage in einigen Produktkategorien (insbesondere Elektronik) drastisch. Zu Beginn wurden die durch eine Verringerung der Frachtkapazitäten verursachten Kostensteigerungen durch niedrige Erdöl- und Kraftstoffpreise kompensiert. Das änderte sich ab dem Frühjahr 2021, nachdem es im Mai die ersten Lockerungen der Corona-Schutz-Bestimmungen gab und ausreichend Impfdosen verfügbar wurden. Dadurch stieg die Nachfrage nach Erdöl und Kraftstoffen. Trotz der Ausbreitung der Omikron-Variante gab es ab dem Spätherbst 2021 Hoffnungen auf ein Ende der akuten Phase der Coronakrise. Binnen Monatsfrist stiegen die Erdölpreise um fast 50 Prozent. Ein so drastischer Anstieg binnen kurzer Zeit war während der Finanzkrise nicht zu verzeichnen, obwohl sich die Entwicklungen über einen Zeitraum von einem Jahr hinweg sehr ähneln.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Tchibo, Börse Frankfurt

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