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Coronakrise fördert Entstehung und Festigung von Suchterkrankungen

Schriftzug Statistik

Die Verschärfung der Situation bei Suchterkrankungen durch die Coronakrise geht aus einer aktuellen Studie einer großen Betriebskrankenkasse hervor.

Für die Studie zu den Suchterkrankungen in der Coronakrise befragte die pronova BKK mehr als 150 Psychiater/innen und Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen bereits im Oktober 2020. Die Resultate wurden gerade eben veröffentlicht und zeichnen ein erschreckendes Bild. 60 Prozent der befragten Ärzte und Therapeuten gaben eine verstärkte Häufung beim Alkoholkonsum unter ihren Patienten fest. Zwei Drittel der befragten Behandler gaben einen erhöhten Alkoholkonsum bei den Patienten an, die schon vor Beginn der Coronakrise einen kritischen Umgang mit Alkohol oder eine Alkoholabhängigkeit aufwiesen.

Welche Gründe gibt es für die Häufung der Suchterkrankungen?

Psychiater/innen geben mehrheitlich an, dass bei rückfälligen Alkoholkranken vor allem der Verlust der sozialen Kontakte eine wichtige Rolle spielt. Während der Lockdowns in der Coronakrise fiel auch die Unterstützung durch Selbsthilfegruppen infolge der strengen Kontaktbeschränkungen als Unterstützung weg. Hinzu kommt die Verstärkung von Existenzängsten durch Einkommenseinbußen infolge von Kurzarbeit. Andere Betroffene ertränken die Angst vor einem Jobverlust im Alkohol. Auch stieg seit Beginn der Coronakrise die Zahl der Patienten, die erstmals über Probleme beim angemessenen Umgang mit Alkohol berichteten. Diese Angabe kam von rund der Hälfte der befragten Therapeutinnen und Therapeuten. Fast drei Viertel (73 Prozent) der befragten Ärzte und Therapeuten gaben an, eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Zunahme dieser Probleme im weiteren Verlauf der Coronakrise und zusätzlicher Lockdowns zu befürchten.

Nicht nur der Alkoholkonsum steigt durch die Coronakrise

Etwa 30 Prozent der Therapeuten und Ärzte gaben an, dass auch die Zahl der Neupatienten steigt, bei denen harte Drogen eine Rolle spielen. Außerdem berichten sie mehr Patienten, bei denen ein Medikamentenmissbrauch vorliegt. Zusätzlich kommen mehr Menschen mit Essstörungen in die Praxen. Doch nicht nur die Suchterkrankungen sind ein Problem, das durch die Coronakrise verstärkt wird. Seit Beginn der Coronakrise werden gehäuft Anpassungsstörungen, Depressionen sowie somatoforme Störungen diagnostiziert. Zusätzlich verzeichnen die Ärzte und Therapeuten signifikant mehr Patienten mit Schlafstörungen als vor der Coronakrise.

Als Grund für diese Entwicklung geben die Befragten durchweg eine Überschreitung der persönlichen Stress-Toleranz-Grenze bei den Betroffenen an. Beispiele für den Zuwachs beim Stress sind die Kinderbetreuung samt Homeschooling, der Wechsel zwischen Präsenzarbeit und Homeoffice sowie die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Lockdown-Maßnahmen. Zudem fallen durch die Einschränkungen im Alltag durch die Lockdowns zahlreiche stabilisierende Faktoren weg. Dazu gehören regelmäßige soziale Kontakte, die Ausübung von Hobbys sowie Ablenkung durch positive Erlebnisse. Den Beschränkungen in der Coronakrise fällt 2021 auch die von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, der Deutschen Rentenversicherung, der Deutschen Hauptstelle für Suchterkrankungen e. V. (DHS) und der Barmer gemeinsam durchgeführte „Aktionswoche Alkohol“ zum Opfer.

Quelle: pronova BKK, DHS e. V.

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