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Sind Schattenbälle für Stauseen eine Innovation oder Verschwendung?

In Zeiten der globalen Erwärmung kommt es vielerorts zu längeren Dürreperioden. In den USA wurden Tests mit Schattenbällen für die Trinkwasserreservoire durchgeführt. Noch steht allerdings nicht fest, ob es sich dabei um eine dauerhaft anwendbare Lösung handelt.

In den Dürre- und Hitzeperioden bereitet vor allem die Trinkwasserversorgung Probleme. Grund sind nicht nur die hohen Entnahmemengen, sondern große Mengen der Trinkwasservorräte verdunsten durch die intensive Sonneneinstrahlung. Findige Ingenieure kamen auf die Idee, Schattenbälle zur Reduzierungen der Verdunstungsmenge auf die Trinkwasserreservoire zu legen. Nun stellt sich die Frage, ob das eine lohnenswerte Vorgehensweise ist.

Schattenbälle setzen die Verdunstung sehr deutlich herab

Dass von der Trinkwasserknappheit in Dürreperioden auch hochentwickelte Industriestaaten mit zahlreichen Talsperren betroffen sind, zeigte sich während einer von 2011 bis 2017 andauernden Dürrephase in Südkalifornien. Zeitweise musste Gouverneur Jerry Brown sogar strikte Regelungen beispielsweise zum Gießen von Pflanzen mit Trinkwasser verhängen. Um die zeitweise bis auf ein Zehntel der normalen Mengen geschrumpften Trinkwasservorräte für die Metropolregion Los Angeles zu schützen, wurden auf dem Sylmar-See Schattenbälle platziert. Dessen verbliebene Wasserfläche wurde mit 96 Millionen dieser Schattenbälle abgedeckt. Dadurch konnte die Verdunstung von Trinkwasser um 1,15 Millionen Kubikmeter reduziert werden.

Schattenbälle für Gewässer sind nicht unproblematisch

Forscher des MIT in Massachusetts haben sich mit der Frage beschäftigt, welche Probleme mit der Nutzung der Schattenbälle einhergehen. Das beginnt bereits beim Herstellungsaufwand. Die Bälle bestehen aus Kunststoff, was einen enormen Verbrauch von Energie und Erdöl bedeutet. Natürlich wird für die Herstellung auch jede Menge Wasser verbraucht. Sie ist direkt von der Wandstärke der Schattenbälle abhängig und wurde bei einer Dicke von durchschnittlich fünf Millimetern auf 2,9 Millionen Kubikmeter für die 96 Millionen Bälle auf dem Sylmar-See geschätzt. Daraus leitet sich die Tatsache ab, dass sie erst bei einem Langzeiteinsatz einen tatsächlichen Nutzen bringen würden.

Doch die MIT-Forscher machten noch einen anderen Einwand geltend. Durch das Aufbringen der Bälle auf die Trinkwasserreservoire und deren längerem Verbleib werden die Wassertemperaturen und der Lichteinfall in den Stauseen erheblich verändert. Das hat gravierende Folgen für deren Flora und Fauna. Hinzu kommt, dass die Schattenbälle bei einer Langzeitverwendung verwittern und dadurch Kunststoffpartikel ins Trinkwasser gelangen können. Die ideale Lösung für den Schutz der Trinkwasservorräte in Dürreperioden sind sie also mit Sicherheit nicht.

Quelle. Nature Communications

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