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Zahnbettentzündungen laut Krankenkassen-Report zu spät behandelt

Zahnbettentzündungen, auch als Parodontitis bekannt, sind eine der häufigsten Ursachen für ausfallende Zähne. Wie jetzt eine Untersuchung der Barmer Krankenkasse ergeben hat, unterschätzen aber viele Menschen die Gefahr, die von einer Zahnbettentzündung ausgeht. In dem Bericht, den die Krankenkasse bereits am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat, heißt es, dass viele Patienten zu selten oder zu spät den Zahnarzt aufsuchen und sich nicht an dessen Therapieempfehlungen halten. In diesem Falle wird aus einer einfachen Zahnbettentzündung schnell eine chronische Zahnbettentzündung, die dann zum Ausfallen der Zähne führen kann.

Zahnbettentzündung trifft jeden zweiten Deutschen

Wie aus einer Untersuchung aus dem letzten Jahr hervorgeht, ist nahezu jeder zweite Erwachsene in Deutschland von einer parodontalen Erkrankung betroffen. Viele der 52 Prozent wissen allerdings gar nichts von ihrer Erkrankung. Bei Senioren liegt die Quote sogar noch höher, nämlich bei zwei Dritteln. Laut der Studie wird auch hier nur ein Bruchteil der Betroffenen überhaupt behandelt.

Laut dem aktuellen Krankenkassen-Report lässt etwa jeder zweite Deutsche binnen zwei Jahren eine Parodontitis-Untersuchung durchführen. Das sind umgerechnet 34 Millionen Patienten. Der Behandlung der Zahnbettentzündung unterziehen sich allerdings nur 1,2 Millionen Patienten, also weniger als zwei Prozent der Versicherten.

Wie Studienautor Michael Walter vom Uniklinikum Dresden erklärte, brauche zwar nicht jeder Betroffene in jedem Jahr eine Behandlung, die jetzt aufgedeckte Diskrepanz zwischen Erkrankten und Patienten, die eine Therapie in Anspruch nehmen, sei aber deutlich zu hoch. Vor allem die Tatsache, dass der Erfolg einer Therapie immer unwahrscheinlicher wird, je weiter die Parodontitis fortgeschritten ist, macht das Problem deutlich.

Wie viele Patienten verlieren ihre Zähne?

Die aktuellen Untersuchungen deuten darauf hin, dass gut jeder dritte Patient trotz der Therapie binnen vier Jahren seine Zähne verloren hat. Man geht davon aus, dass der Grund dafür eine zu spät begonnene Behandlung ist. Auch die Patienten selbst machen Experten dafür mitverantwortlich. So gingen alleine 2015 im Schnitt nur 71,7 Prozent aller Versicherten wenigstens einmal jährlich zum Zahnarzt. Frauen sind hier etwas gründlicher mit einem Anteil von 75,4 Prozent als Männer, von denen lediglich 67,8 Prozent einmal jährlich den Zahnarzt aufsuchten.

Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender bei der Barmer führt dazu aus, dass man den Patienten dringend rate, die Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt durchführen zu lassen. Ohne die jährliche Kontrolle verdopple sich das Risiko des Zahnverlustes schnell.

Parodontitis zunächst nicht schmerzhaft

Einer der Hauptgründe dafür, dass die Parodontitis oft zu spät erkannt wird, besteht darin, dass die Erkrankung im Gegensatz zu Karies zunächst nicht schmerzhaft ist. Ursache für die Zahnbettentzündung sind in der Regel Beläge auf den Zähnen und in den Zahnzwischenräumen. Diese versucht der Körper zunächst abzuwehren, indem er eine Zahnfleischentzündung entstehen lässt. Wird diese nicht behandelt, dringt die Entzündung weiter in das tiefere Gewebe vor, so dass Knochen und Gewebe zerstört werden und die Zähne ihren Halt verlieren.

Erste Warnsignale für eine Parodontose, wie die Erkrankung umgangssprachlich bezeichnet wird, können Zahnfleischbluten, Rötungen und Mundgeruch sowie Schwellungen sein. Die Schäden lassen sich mit einer umfassenden Mundhygiene verhindern. Besonders häufig betroffen sind Raucher, Diabetiker und Menschen, die dauerhaft unter Stress stehen oder ein ohnehin geschwächtes Immunsystem aufweisen. Erbliche Faktoren können ebenfalls begünstigend auf die Entstehung einer Zahnbettentzündung wirken.

Zahnbettentzündung – das sollten Sie wissen

Allerdings sind die Parodontal-Erkrankungen in Deutschland seit einiger Zeit auf dem Rückzug. Seit 2005 haben sich die Fälle einer schweren Parodontitis bei Erwachsenen zwischen 35 und 44 Jahren halbiert. Bei den Senioren sind ebenfalls deutliche Rückgänge zu verzeichnen gewesen. Trotzdem bleibt die Zahnbettentzündung laut Bundeszahnärztekammer (BZÄK) eine klassische „Volkskrankheit“, für die man unbedingt mehr Prävention und Aufklärungsarbeit betreiben muss.

Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) forderte indes von den Krankenkassen mehr finanzielle Mittel, um Patienten besser über die Gefahren aufklären und Prävention betreiben zu können. Wichtig sei dies, weil eine Zahnbettentzündung eben nicht nur eine harmlose Erkrankung ist, sondern auch das Risiko für Rheuma-Erkrankungen, Herzinfarkte und andere systemische Erkrankungen deutlich erhöht.

Quelle: dpa

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