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Zahl künstlicher Befruchtungen in Deutschland steigt

Seit dem Jahr 1997 sind in Deutschland mehr als 200.000 Kinder nach einer künstlichen Befruchtung zur Welt gekommen. Mittlerweile können Paare mit unerfülltem Kinderwunsch bundesweit mehr als 130 Kinderwunschzentren aufsuchen. 2013 ließen sich gut 54.000 Frauen Eizellen entnehmen, um diese befruchten zu lassen. Seit 2007 bewegt sich die Zahl stabil um die 50.000, wie das IVF-Register aufzeigt. Dieses zählt die Anzahl der In-vitro-Fertilisation (IVF) und der Intracytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) bundesweit. 2003 wurden 80.000 Entnahmen gezählt, ein Jahr später brach die Zahl rapide ein, auf nur 37.600 Entnahmen. Anschließend stieg die Zahl wieder oder stabilisierte sich zumindest, je nach Art der künstlichen Befruchtung.

Grund dafür seien veränderte Kostenübernahmen der künstlichen Befruchtung durch die Krankenkassen gewesen. 2003 haben diese noch die Hälfte der Kosten für beide Verfahren in insgesamt vier Behandlungsfällen pro Paar übernommen. Es war jedoch bereits klar, dass die Kostenübernahme auf drei Behandlungsfälle gesenkt werden soll. Bei durchschnittlich 3.000 bis 4.000 Euro Kosten pro Behandlung ist das eine Menge Geld.

Immer höheres Alter bei künstlicher Befruchtung

Sorgen bereitet allerdings Experten das immer höhere Alter der Frauen, die sich künstlich befruchten lassen. Das ist wohl auch deshalb so, weil derzeit eine 65-Jährige für Aufsehen sorgt, die nach einer künstlichen Befruchtung mit Vierlingen schwanger ist, die im Sommer zur Welt kommen sollen. Obwohl es sich hier um einen Extremfall handelt, sehen die Experten Handlungsbedarf.

So gibt die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin, Tina Buchholz an, dass Frauen unter 30 Jahren immer noch deutlich fruchtbarer seien, als Frauen über 30 Jahren. Dafür müsse man die breite Gesellschaftsschicht wieder sensibilisieren. Zudem ist das Anspruchsdenken der Paare heute anders als noch vor einigen Jahren, so die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Reproduktionsmedizinischer Zentren, Monika Uszkoreit. So glauben die Menschen immer noch, im Leben ließe sich alles planen und sind dann immer wieder überrascht, wenn es mit dem Kinderwunsch nicht klappen will.

Wie deutlich das Alter der Frauen mit Kinderwunsch, die sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen, gestiegen ist, zeigen dabei folgende Zahlen: 1997 waren die Frauen, die sich künstlich befruchten ließen im Schnitt noch 32,6 Jahre alt, 2013 entschieden sich Frauen im Schnitt erst mit 35 Jahren für diese Form der Befruchtung. In diesem Alter, so Buchholz, sinkt aber schon die natürliche Fruchtbarkeit der Frau rapide ab. Zudem sei die künstliche Befruchtung kein Garant für eine Schwangerschaft, vielmehr spielen hier zahlreiche Faktoren eine Rolle. So klappt es auch nur in einem Viertel der Fälle, tatsächlich schwanger zu werden.

Wie viele Paare nutzen die künstliche Befruchtung?

Immer mehr Paare entscheiden sich für die künstliche Befruchtung, wenn es auf dem natürlichen Wege mit dem Kinderwunsch nicht klappt. Allerdings tun das auch nur diejenigen, die auf natürliche Weise keine Chance haben, ist sich Buchholz sicher. Sie geht davon aus, dass etwa ein Prozent der Männer und Frauen unfruchtbar sind. Hinzu kommt eine Dunkelziffer.

Frauen werden als unfruchtbar bezeichnet, wenn sie innerhalb eines Jahres regelmäßig zum eigentlich idealen Zeitpunkt Geschlechtsverkehr haben, aber dennoch nicht schwanger werden. In der Regel führen hormonelle Störungen bei der Frau zum unerfüllten Kinderwunsch. Diese können jedoch auch mittels Medikamenten behandelt werden.

Zudem werden im IVF-Register die Fälle nicht gezählt, bei denen die Spermien direkt in die Gebärmutter übertragen werden. Dabei handelt es sich hier um eine besonders sanfte Methode. Buchholz geht davon aus, dass die Zahl dieser Form der künstlichen Befruchtung genauso hoch ist, wie die Befruchtung der Eizelle im Reagenzglas.

Quelle: NWZ Online

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