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Toxoplasmose – die unterschätzte Gefahr?

Einer Studie zufolge könnte die Toxoplasmose bei Babys in Deutschland für deutlich mehr Schädigungen verantwortlich sein, als bisher bekannt ist. Zwar kommt der Parasit Toxoplasma gondii weltweit bei Mensch und Tier vor, doch gefährlich ist er in erster Linie für ungeborene Babys. Wie die Studie zeigte, könnten bundesweit pro Jahr etwa 345 Neugeborene aufgrund der Toxoplasmose mit Nervenschäden oder Augenbeschwerden zur Welt kommen. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin mitteilte, werden aber gerade einmal acht bis 23 Fälle pro Jahr gemeldet.

Probleme bei Babys selten mit Toxoplasmose in Verbindung gebracht

Wie Hendrik Wilking, RKI-Infektionsepidemiologe, mitteilte, werden zwar auch leichtere Störungen und Symptome direkt nach der Geburt erkannt, allerdings werden sie nur selten mit der Toxoplasmose in Verbindung gebracht.

Gleichzeitig erklärt Wilking, dass der Parasit Toxoplasma gondii nur dann den Ungeborenen gefährlich werden kann, wenn sich die Mutter in der Schwangerschaft erstmals mit diesem infiziert und ihn auf das Baby überträgt. Dabei kommt es auch darauf an, in welchem Stadium die Mutter sich infiziert. Es kann dann zu Fehlgeburten bis hin zu schweren Nervenschädigungen kommen. Doch auch dies kommt nur in einem Bruchteil der Fälle vor. Der Toxoplasma gondii wird vor allem über Katzen oder durch den Verzehr von rohem oder unzureichend gegartem Fleisch übertragen.

Bei gesunden Menschen ist eine Infektion in der Regel harmlos. Laut RKI haben sie nur selten Symptome. Wie Schätzungen ergeben haben, tragen etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung Toxoplasma gondii in sich. Allerdings baut der Körper nach einer ersten Infektion einen Schutz gegen die neuerliche Erkrankung durch den Parasiten auf.

Wie lief die aktuelle Toxoplasmose-Studie ab?

Für die aktuelle Studie haben Wissenschaftler Blutproben von mehr als 6.600 Erwachsenen auf Antikörper hin untersucht. Diese waren für die repräsentative Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) genommen worden. In über der Hälfte der getesteten Proben konnten die Forscher Antikörper gegen Toxoplasma gondii feststellen. Dabei zeigte sich, dass die Zahl der Betroffenen mit zunehmendem Alter stieg. In den neuen Bundesländern gab es demnach ebenfalls mehr positive Befunde als in den alten Ländern.

Vor allem im Bereich der Prävention könnten die Erkenntnisse der aktuellen Studie hilfreich sein. Allerdings müssten jetzt Experten diskutieren, ob Screenings, wie sie in Frankreich verbreitet sind, auch in Deutschland sinnvoll seien. Wie aus einer Neugeborenen-Studie in Mecklenburg-Vorpommern hervorging, hat dort die Mehrheit der Schwangeren auf die Vorsorgeuntersuchung zur Toxoplasmose verzichtet.

Diese gilt aber auch unter Experten als umstritten und wird von der Kasse nicht übernommen. Gut 14 bis 16 Euro müssten Patienten dann aus eigener Tasche zahlen. Ausnahmen gelten nur, wenn ein begründeter Verdacht auf Toxoplasmose vorliegt. Sind Hinweise auf eine Infektion vorhanden, werden der Schwangeren Antibiotika verordnet. Ob diese allerdings auch das ungeborene Kind vor dem Erreger schützen, ist nach Angaben der Techniker Krankenkasse bisher nicht bekannt.

Quelle: Focus

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