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Startfreigabe für Wendelstein-7X erteilt

Die Bezeichnung Wendelstein-7X sollte sich jeder Mensch merken, der sich mit dem Thema Energiegewinnung beschäftigt. Dabei handelt es sich um Technik, mit der künftig Energie aus der gezielten Verschmelzung von Atomkernen gewonnen werden könnte. Die Anlage steht in Greifswald und soll nun zu Forschungszwecken im Sommer 2015 in Betrieb genommen werden. Die Genehmigung der zuständigen EU-Kommissare und deutschen Minister kam heute.

Was ist das Besondere an Wendelstein-7X?

In der rund 750 Tonnen schweren Anlage soll eine kontrollierte Verschmelzung stattfinden. Ein ähnliches Forschungsprojekt geht auch in Cadarache im Süden Frankreichs in Betrieb. Es trägt die Bezeichnung Fusionsreaktor Iter und gehört zur Kategorie Tokamak, während die Anlage in Greifswald nach dem Stellarator-Prinzip arbeitet. Die Tokamak-Technik ist nicht neu, denn diese Art von Fusionsreaktor wurde bereits im Jahr 1952 in Russland entwickelt. Hier kommen Wasserstoffisotope zum Einsatz. Betreiber des Wendelstein-7X ist das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik. Die Unterschiede zwischen dem Stellarator-Prinzip und dem Tokamak-Prinzip bestehen darin, dass Tokamak mit einem Stromfluss direkt im Plasma arbeitet, während der Stellarator den Stromfluss außerhalb des Plasmas anwendet. Bei beiden Technologien erfolgt die Stromerzeugung durch den Umweg über die Nutzung der Prozesswärme.

Die Grundprinzipien von Wendelstein-7X und Iter

Damit sich die Wasserstoffkerne bei den Anlagen Iter und Wendelstein-7X miteinander vereinigen, muss das Plasma bis auf hundert Millionen Grad Celsius erhitzt werden. Dabei müssen Wasserstoff und Deuterium eine Mindestdichte in der Anlage erreichen. Das bewirken beim Modell Wendelstein-7X insgesamt fünf Arten von Magnetspulen, von denen je zehn Stück in der Anlage vorhanden sind. Die neue Versuchsanlage gilt als sehr stabil, da hier das von IPP Garching entwickelte HELIAS-Prinzip genutzt wird, was dem System in Greifswald auch den Beinamen „Sonnenofen“ eingebracht hat. Im Gegensatz zum Iter-System, wo gepulst gearbeitet werden muss, ist bei Wendelstein-7X ein Dauerbetrieb technisch möglich.

Kosten und Nutzen des Systems Wendelstein-7X

Bisher sind für den Bau der Anlage Wendelstein-X7 mehr als eine Milliarde Euro aufgewendet worden. Rund ein Fünftel der Investitionssumme stammt aus Fördertöpfen der EU. Etwa 760 Millionen Euro hat die Bundesregierung beigesteuert und 130 Millionen Euro stellte die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern bereit. Üblicherweise wird in derartigen Anlagen auch Tritium verwendet, was in Greifswald jedoch nicht der Fall ist. Der Vorteil dabei ist die unmittelbar nach Abschluss mögliche Auswertung der Versuchsreihen auch direkt an der Anlage. Die bei der Reaktion entstehende Röntgenstrahlung wird schon von der Ummantelung des Plasmagefäßes zurückgehalten. Das Strahlenschutzgutachten vom TÜV Süd machte keine Einwände gegen den Testbetrieb der Anlage Wendelstein-7X geltend. An der Testanlage werden Wissenschaftler von mehr als einem Dutzend internationalen Kooperationspartnern arbeiten. Dazu gehören Unternehmen aus Warschau, die Technische Universität Berlin und sogar das ES-Energieministerium.

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