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Sozialausgaben steigen – Was sind die Gründe?

Wenn in den Nachrichten darauf hingewiesen wird, dass die vom Bund, den Ländern und den Kommunen zu tragenden Sozialabgaben ständig weiter steigen, haben die meisten Menschen sofort das Bild ankommender Flüchtlinge im Kopf. Doch diese allein sind am Wachstum der Sozialausgaben nicht schuld. Das zeigt ein Blick auf Zahlen, mit denen sich der Stadtrat Leipzig aktuell beschäftigen muss. Für das Jahr 2016 ist in der sächsischen Metropole der Nachschuss von 16 Millionen Euro nur bei den Ausgaben für die Erziehungshilfen notwendig, die von den Jugendämtern gewährt werden. Damit steigt der Bedarf in Leipzig für das Jahr 2016 auf insgesamt 81 Millionen Euro.

Welche Ursachen hat der Mehrbedarf in Leipzig?

Leipzig hat die Besonderheit, dass die Stadt schnell wächst. Auch der Altersquerschnitt der Bevölkerung wird immer geringer. Die Anzahl der Fälle, in denen Kinder in Problemfamilien durch das Jugendamt Leipzig betreut werden müssen, stieg 2016 im Vergleich zu 2015 um mehr als 500 Fälle an. Gleichzeitig stiegen die durchschnittlichen Kosten pro Fall von 2015 auf 2016 um rund 3.000 Euro. Diesen Zahlen finden sich in der Beschlussvorlage, die vom Sozialdezernenten für den Stadtrat erarbeitet wurde. Doch diese Zahl ist nicht allein dem Wachstum und den Veränderungen des Durchschnittsalters geschuldet. Das Jugendamt der Stadt ist vorsichtiger geworden, nachdem es wegen eines Jungen im Jahr 2012 massiv in die Kritik geraten war, der infolge des einer Überdosis geschuldeten Drogentods seiner Mutter verdurstet war.

Woraus resultieren die gestiegen Fallkosten?

Der Tod von Kieron-Marcel hat dazu geführt, dass die Jugendämter in Leipzig deutlich schneller als vorher von einer ambulanten Betreuung zu einer vorsorglichen Unterbringung der Kinder außerhalb ihrer Herkunftsfamilien wechseln. Diese Maßnahme wird mittlerweile bei jeder dritten betreuten Familie angeordnet. Das hat dazu geführt, dass die Kapazitäten der Stadt selbst inzwischen nicht mehr ausreichen. Eine auswärtige Unterbringung der Kinder kostet die Jugendämter mehr Geld als die Unterbringung innerhalb der Stadt. Ein weiteres Problem in Leipzig sind die Schulverweigerer. Dort müssen immer öfter Schulbegleiter eingesetzt werden. Die Steigerung von 2015 auf 2016 liegt in diesem Bereich ebenfalls bei rund 30 Prozent. Die Schulbegleiter sind eine teure Angelegenheit, denn pro Fall und Monat können die Kosten bis zu 6.000 Euro betragen. Vor einem solchen Trend hatte bereits im Frühjahr 2016 Heike Förster gewarnt, die an der HTWK als Sozialwissenschaftlerin tätig ist.

Quelle: Beschlussvorlagen Stadtrat, LVZ

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