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Sony – Nach Hackerangriff nun Shitstorm bei Twitter

Die Führungsspitzen und Mitarbeiter von Sony kommen nicht zur Ruhe. Nach den Terrordrohungen hatte sich Sony zuerst entschlossen, es den Betreibern der Kinoketten selbst zu überlassen, ob sie den Film „The Interview“ zeigen oder nicht. Die meisten der großen Kinoketten signalisierten sehr schnell, dass ihnen das Sicherheitsrisiko zu groß ist, und nahmen den Film aus dem Programm. Danach zog Sony Pictures den Film ganz zurück und kündigte eine Veröffentlichung auf Streamingplattformen an. Nun muss sich das Unternehmen bei Twitter massiv wegen der Entscheidung beschimpfen lassen und das zu allem Überfluss von hochkarätigen Medienvertretern aus dem eigenen Land.

Welche Meinungen wurden bei Twitter gepostet?

Einer derjenigen, die sich jetzt massiv gegen die Entscheidung von Sony Pictures gewendet haben, ist Jimmy Kimmel. Er bezeichnete die Rücknahme des Films „The Interview“ als „unamerikanischen Akt der Feigheit, der für einen erschreckenden Präzedenzfall sorgt“. Der 1967 geborene New Yorker ist Showmaster, Comedian und selbst als Produzent tätig. Wie hätte er sich entschieden, wenn er mit eigenen Produktionen einem solchen Angriff ausgesetzt gewesen wäre? Die Frage sollten sich alle stellen, die sich am derzeitigen Shitstorm gegen Sony Pictures bei Twitter beteiligen.

Bill Maher stellte bei Twitter die Frage, ob „eine anonyme Drohung und der Hinweis auf die Ereignisse des 11. September 2001 alles wären, was nötig ist, um das Recht auf freie Meinungsäußerung über Bord zu werfen“. Bill Mahers Meinung ist etwas differenzierter zu betrachten. Er gehört mit seiner Talkshow „Politically Incorrect“ selbst zu denjenigen, die Missstände in der Politik aufzeigen. Aber gerade deshalb sollte er wissen, dass die von Sony Pictures bei der Entscheidung zur Zurücknahme des Films „The Interview“ nicht aufgrund einer fiktiven Gefahr getroffen wurde, sondern auch das Weiße Haus die Situation als brisant einschätzt.

Judd Apatow, der als Regisseur und Produzent tätig ist, stellte in seinem Post bei Twitter die Frage, ob die Studios nun künftig jeden Film aus dem Verkehr ziehen, wenn es eine anonyme Drohung gibt. Er hält die Entscheidung der Betreiber der Kinoketten, den Film nicht zu zeigen, für „beschämend“.

Sachliches Statement vom Vorstand der WGA

Lowell Peterson, der Vorsitzende der amerikanischen Berufsvereinigung der Drehbuchautoren, gab am Mittwoch und Donnerstag mehrere gleich lautende Statements in Sendungen von BBC und NBC ab. Er bekräftigte, dass sein Verband die der Entscheidung von Sony Pictures zugrunde liegenden Sicherheitsbedenken durchaus teilt. Gleichzeitig äußerte Lowell Peterson, dass seine Verbandsmitglieder „beunruhigt sind“. Viele der Drehbuchautoren befürchten, dass es künftig massive Einschränkungen hinsichtlich der in Filmen und Serien möglichen Themen geben könnte. „Gute Story machen immer wieder mächtige Leute wütend“, merkte er an. Auch bei Twitter beteiligte sich der Verbandsvorsitzende an der Diskussion. „Die Aufgabe unserer Mitglieder ist es, die Wahrheit zu schreiben, auch wenn sie die Mächtigen ärgert.“

Ist der Shitstorm gegen Sony Pictures berechtigt?

Wie hätten Sie entschieden, wenn Sie an der Spitze von Sony Pictures und der Kinoketten stehen würden? Hätten Sie auf den Verträgen bestanden und die Kinobetreiber gezwungen, den Film zu zeigen? Hätten Sie riskiert, dass es tatsächlich Anschläge gibt, bei denen Menschen verletzt oder getötet werden? Genau das wollte und will Sony Pictures mit der Entscheidung über die Sperrung des Films verhindern.

Bis jetzt kann niemand mit absoluter Sicherheit sagen, von wo aus die Angriffe auf Sony Pictures gestartet wurden, und welche Unterstützung die Hacker bekommen. So lange das nicht geklärt ist, lässt sich auch dass tatsächlich vorhandene Gefahrenpotential nicht abschließend beurteilen. Deshalb war die Sperrung des Films eine logische Entscheidung zu Gunsten der Sicherheit der gesamten amerikanischen Bevölkerung.

Dass mit Sonys Entscheidung auch der freiwillige Verzicht auf die Refinanzierung der Produktionskosten und der mit dem Film erzielbaren Gewinne verbunden ist, scheint niemanden wirklich zu interessieren. Die Macher der zum Zeitpunkt der geplanten Veröffentlichung gezeigten Konkurrenzfilme sollten sich eigentlich darüber freuen, weil es ihnen höhere Einnahmen bescheren dürfte. Stattdessen wird Sony von den eigenen Brachenvertretern „unter Beschuss“ genommen. Vielleicht sollte es Sony Pictures tatsächlich so machen, wie es Mitt Romney vorgeschlagen hat, und den Film kostenlos auf allen verfügbaren Streaming-Platformen veröffentlichen. Dann wären zumindest die Vorwürfe der Feigheit vom Tisch und der Film „The Interview“ wäre nicht umsonst gemacht worden.

Quelle: Twitter, Variety

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