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Sind thermochrome Farben die Zukunft der Fassadenanstriche?

Choosing paints in the building shop

Bei der Gebäudetechnik gibt es mit Blick auf den Klimaschutz sehr viel Potenzial. Dazu gehören thermochrome Farben, die als Fassadenanstriche Vorteile bringen.

Nach den Angaben der Internationalen Energieagentur (kurz IEA) gehen rund 30 Prozent aller klimaschädlichen Emissionen von der Energie aus, die zur Klimatisierung von Gebäuden verbraucht wird. Das heißt, im Immobilienbereich gibt es (genau wie im Verkehrssektor) jede Menge Potenzial für Einsparungen und Verbesserungen des Klimaschutzes. Einen Beitrag könnten thermochrome Farben als Fassadenanstriche leisten. Das belegen aktuelle Forschungen des amerikanischen Designers Joe Doucet. Er machte bereits im Jahr 2019 deutlich, dass die historische Rolle der Designs mit Blick auf die Nachhaltigkeit hinterfragt werden muss.

Was können thermochrome Farben als Fassadenanstriche leisten?

Es hat einen guten Grund, dass sich die bevorzugten Fassadenfarben in den einzelnen Regionen der Welt unterscheiden. In wärmeren Bereichen kommen hellere Farben zum Einsatz, während in (dauerhaft) kühlen Regionen dunkle Fassadenfarben das Bild prägen. Die Ursache findet sich bei der Fähigkeit, die langwellige Sonnenstrahlung zu absorbieren. Sie ist bei hellen Oberflächen deutlich geringer ausgeprägt als bei dunklen Oberflächen. Joe Doucet konnte in Test nachweisen, dass die von ihm dafür benutzen Minihäuser mit weißer Fassade im Sommer im Schnitt um 12 Grad Fahrenheit kühler waren als Häuser mit dunkler Fassade. Umgekehrt waren die Testhäuser mit dunkler Fassadenfarbe im Winter um 7 Grad Fahrenheit wärmer als die Pendants mit weißer Fassade. Daraus leitete er die Schlussfolgerung ab, dass optimale Fassadenanstriche mit thermochromen Farben erfolgen müssten. Dabei ließ er sich von den „Handschmeichler“-Steinen inspirieren, die als „Stimmungsanzeiger“ verkauft werden.

Was steckt hinter der Bezeichnung thermochrome Farbe?

Das Attribut thermochrom bekommen Substanzen, wenn sie ihre Farbe in Abhängigkeit zur Umgebungstemperatur ändern. Entdeckt wurde dieses Phänomen von einem tschechischen Chemiker namens Hans Leopold Meyer bereits im Jahr 1909. Allerdings konnte er den Grund des Farbwechsels noch nicht erklären. Diese Erklärung gab es erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Komplexsalzverbindungen der heutigen Temperaturmessfarben genauer untersucht wurden. Eine erste praktische Anwendung der thermochromen Farben stellt beispielsweise der von Woeim Pharma herausgebrachte Fieber-Schnelltest-Streifen dar. Später erkannte man den Nutzen der Thermochromie von Farben für den Einsatz als Sicherheitsmerkmale (Anzeige von Überspannung und Überhitzung). Die optimale thermochrome Farbe für einen Fassadenanstrich wäre eine Mischung, die eine möglichst große Bandbreite von Helligkeitsstufen abdecken kann. Der Prototyp samt Patentanmeldung liegt bereits vor. Er wurde von Joe Doucet entwickelt und basiert auf Flüssigkristallen mit einer Schutzschicht. Doucet sucht aktuell nach einem Unternehmen, mit dem er die thermochrome Fassadenfarbe auf den Markt bringen kann.

Quelle: IEA, Joe Doucet

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