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Seychellen schützen riesiges Meeresgebiet

Durch einen einzigartigen Schuldentausch ist es den Seychellen gelungen, ein Drittel ihrer Gewässer zum Meeresschutzgebiet zu erklären. Dieses Gebiet entspricht von der Größe her Großbritannien. An dem Projekt war auch Prominenz beteiligt, wie Leonardo DiCaprio.

Ziel des Projekts ist es, die Artenvielfalt langfristig zu schützen. Damit das Meeresschutzgebiet überhaupt entstehen konnte, gab es einen weltweit wohl bisher einzigartigen Deal. Dafür kaufte eine Umweltschutzorganisation Gläubigern des Landes ihre Schulden ab.

Was gehört zum Meeresschutzgebiet der Seychellen?

Zu dem geplanten Meeresschutzgebiet im Indischen Ozean gehört unter anderem das Unesco-Weltnaturerbe Aldabra-Atoll, welches von der ökologischen Seite her vergleichbar mit den Galapagos-Inseln ist. In diesem Atoll findet sich der weltweit größte Bestand an Riesenschildkröten. Auch die vom Aussterben bedrohten Seekühe und zahlreiche andere, seltene Arten sind hier zu Hause.

Allerdings haben die allgemeine Überfischung und der Klimawandel dem Atoll massiv geschadet, so dass laut Angaben des „Guardian“ bereits große Teile der Korallen ausgeblichen sind. Daher soll künftig jegliche menschliche Aktivität in den Gewässern um das Aldabra-Atoll untersagt werden. Dazu zählen die Fischerei ebenso wie Ölbohrungen.

Außerdem gehören die Gewässer rund um die Hauptinseln der Seychellen zum neuen Meeresschutzgebiet. Dort gilt es, alle menschlichen Aktivitäten auf ein umweltverträgliches Maß zu reduzieren. Das betrifft auch den Tourismus.

Gesetz wurde bereits am Mittwoch beschlossen

Die Regierung der Seychellen verabschiedete bereits am Mittwoch ein entsprechendes Gesetz. Das neu geschaffene Meeresschutzgebiet des Inselstaates, zu dem immerhin 115 Inseln gehören, umfasst eine Fläche von 210.000 Quadratkilometern. Der Plan für das Schutzgebiet soll bereits umgesetzt werden. Damit würde ein deutlicher Fortschritt geschaffen werden, schließlich waren bislang nur 0,04 Prozent der Gewässer der Seychellen geschützt.

Danny Faure, Präsident der Seychellen, erklärte in diesem Zusammenhang, dass die großen Wassergebiete des Inselstaates zwar viele Möglichkeiten bergen, aber auch viel Verantwortung. Allerdings könne man durch einen gut durchdachten Umweltschutz die Bürger, das Land und die Lebensgrundlage der Einwohner vor einer unsicheren Zukunft schützen.

US-Umweltschutzorganisation THC arbeitete mit Seychellen zusammen

Dass die jetzige Lösung überhaupt möglich wurde, ist auch der US-Umweltschutzorganisation The Nature Conservancy (THC) zu verdanken. Schon 2016 hatten sich die Seychellen mit der Umweltschutzorganisation sowie ihren Gläubigern aus Belgien, Italien, Frankreich und Großbritannien darüber ausgetauscht, dass die Umweltschutzorganisation einen Teil der Schulden des Landes übernimmt. Insgesamt ging es nun um 22 Millionen US-Dollar.

Die Seychellen sind deshalb jedoch nicht schuldenfrei, sondern müssen die Schulden auch weiterhin abtragen – und zwar bei einer von der THC neu eingerichteten Stiftung. Allerdings fallen die Zinsen deutlich niedriger aus und auch die Laufzeiten wurden nach oben korrigiert. Durch diese Maßnahme seien zusätzlich zwölf Millionen Dollar in den kommenden 20 Jahren frei geworden, die in Arten-, Meeres- und Umweltschutzprojekte fließen können.

Einen Teil der Schulden zahlte THC direkt ab, wofür man Spenden in Höhe von insgesamt fünf Millionen US-Dollar einsammelte. Alleine eine Million Dollar kam von der Stiftung von Leonardo DiCaprio. Der Schauspieler erklärte laut BBC, dass mit der Anstrengung den Bürgern der Seychellen geholfen werden könne, ihren Ozean für die zukünftigen Generationen zu schützen. Gleichzeitig könnte die jetzige Maßnahme als Modell für weitere Projekte weltweit gelten.

Zusätzlicher Vertrag der Seychellen mit der Weltbank angepeilt

Die Seychellen waren in den späten 2000er Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Schuldenkrise angekommen und galten zu jener Zeit als eines der am meisten verschuldeten Länder der Welt. Zwischenzeitlich kam der Inselstaat auf Staatsschulden von fast einer Milliarde US-Dollar. Mittlerweile seien sie auf weniger als die Hälfte gefallen, so das Finanzministerium.

Bereits jetzt profitiert die Regierung von dem Schuldentausch und man steht kurz davor, einen neuen Darlehensvertrag mit der Weltbank abzuschließen. Mit dem daraus gewonnenen Geld soll unter anderem der Übergang zur nachhaltigen Fischerei finanziert werden. Wie ein Mitarbeiter der Weltbank bestätigte, sind die Seychellen klarer „Vorreiter im umweltverträglichen Umgang mit ihren Meeresgewässern“. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen zu dem riesigen Meeresschutzgebiet. Diese gehen davon aus, dass es vielen Menschen, insbesondere den Fischern, die Lebensgrundlage entziehen oder diese zumindest stark einschränken könnte.

Quelle: AP

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