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SAP lässt Mitarbeitern freie Wahl – Homeoffice oder Büro?

Viele Unternehmen sprechen vom Homeoffice, doch die meisten setzen weiterhin auf die Anwesenheitspflicht im Büro. Anders bei SAP. Dort gibt es jetzt eine Vereinbarung, die auf einen Homeoffice-Anspruch für alle 22.000 Mitarbeiter hinausläuft.

Personalchef Cawa Younosi erklärte, dass Betriebsrat und Unternehmen eine Vereinbarung getroffen haben, nach der die Mitarbeiter weitestgehend frei entscheiden können, von wo aus sie ihre Arbeit erledigen. Sie können also wie gehabt ins Büro kommen, aber genauso vom Café, dem Schwimmbad oder zu Hause aus arbeiten. Es gibt nur eine Einschränkung: Die Wünsche nach dem Arbeitsort müssen mit dem Vorgesetzten abgestimmt werden. Younosi erklärte, dass eine formlose Einigung via Mail, SMS oder Kalendereintrag ausreiche.

Bereits seit 2016 testet SAP dieses Arbeitsplatzkonzept bei der Vertriebstochter in Deutschland und weitet es jetzt aus. SAP erklärt dazu, dass es auch in der Vergangenheit möglich gewesen sei, dass sich Mitarbeiter mit ihren Chefs auf die mobile Arbeit verständigen konnten, allerdings sei es mit der Neuregelung jetzt generell erwünscht.

Komplettes Homeoffice ist nicht erwünscht

Trotzdem wünscht sich SAP von seinen Mitarbeitern keine 100-prozentige Arbeit aus dem Homeoffice. Es müsste stets eine Balance zwischen den Interessen beider Parteien gefunden werden. Younosi erklärte, dass man deshalb auf Vorgaben zum Umfang der Heimarbeit zunächst verzichtet habe, nur die Einschränkung, dass 100 Prozent von zu Hause gearbeitet wird, habe man erlassen.

Klaus Merx, Vorsitzender des Betriebsrats bei SAP erklärte in diesem Zusammenhang auch, dass niemand zur Mobilarbeit gezwungen werden dürfe. Jeder Mitarbeiter müsse deshalb auch seinen festen Büroarbeitsplatz behalten. Der Betriebsrat will darauf ebenso achten, wie darauf, dass die Anforderungen an die Verfügbarkeit nicht zulasten der Arbeitszeitregeln gehen.

SAP gilt als Spitzenreiter, was die Arbeitszeitmodelle angeht. Der größte Softwarehersteller in Europa hat schon im letzten Jahr die befristete Teilzeit für seine Mitarbeiter eingeführt. Gut 400 Mitarbeiter haben das Angebot alleine seit Juni 2017 angenommen. 1.500 Mitarbeiter waren Ende 2017 in unbefristeter Teilzeit beschäftigt.

hMobilarbeit nicht überall möglich

SAP folgte mit seiner jetzigen Vereinbarung dem Branchenriesen Microsoft. Seit gut vier Jahren hat die deutsche Tochter von Microsoft eine ähnliche Betriebsvereinbarung. Allerdings betrifft sie lediglich 2.700 Mitarbeiter in Deutschland und damit gerade einmal ein Zehntel der Mitarbeiterzahl von SAP.

Für die Mobilarbeit eignet sich natürlich die IT-Branche besonders gut. Der größte Teil der Arbeit findet auf Computern statt. Allerdings bleibt auch hier fraglich, wie Meetings am besten organisiert werden. Die Zuschaltung per Telefon oder Live-Video reicht eben doch nicht immer aus. Diese Tatsache macht die Mobilarbeit teilweise sehr umstritten, weshalb der Konzern IBM seine Heimarbeit seit dem letzten Jahr auch wieder zurückfährt.

Kritiker am Homeoffice fürchten zudem, dass die Trennung zwischen Beruf und Privatleben durch das Homeoffice immer schwieriger wird, was für zusätzlichen Stress bei den Mitarbeitern sorgen dürfte. Deshalb hat Microsoft etwa einen Leitfaden für Arbeitnehmer und –geber entwickelt, mit dessen Hilfe es gelingen soll, die dezentrale Arbeit zu erleichtern.

Quelle: dpa

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