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Ryanair streicht massenhaft Flüge

Offenbar führen die Turbulenzen bei Air Berlin auch bei der Konkurrenz, wie Billigflieger Ryanair, zu Problemen. Die irische Billigfluglinie hat jetzt eine Liste veröffentlicht, aus der die Flüge hervorgehen, die in den kommenden Wochen gestrichen werden. Die Airline versprach, betroffene Kunden per E-Mail zu informieren.

Welche Ryanair-Flüge fallen aus?

Alleine am heutigen Dienstag werden sechs Flüge von und nach Deutschland gestrichen. Darunter sind die Strecken Nürnberg-Mailand, Berlin-Dublin und Köln-Mailand. Im Internet können sich Kunden von Ryanair über die kurzfristig gestrichenen Flüge informieren. Vor dem Wochenende hatte das Unternehmen bereits überraschend angekündigt, bis Ende Oktober täglich bis zu 50 der insgesamt 2.500 Flüge ausfallen zu lassen. Hochgerechnet wären das über 2.000 Verbindungen.

Vom Unternehmen hieß es aber weiter, dass der Ausfall der Flüge weniger als zwei Prozent der Kunden betreffen werde. Eigenen Angaben zufolge will Ryanair mit der Maßnahme die eigene Pünktlichkeit verbessern. Gleichzeitig müssten die Urlaubsansprüche der Crews beachtet werden.

Bereitet sich Ryanair auf Air Berlin Aus vor?

Andere Hintergründe sehen Branchenkenner in der aktuellen Situation. Sie gehen davon aus, dass sich Ryanair mit der jetzigen Aktion auf ein Betriebsende von Air Berlin vorbereiten will. Dieser Meinung schließt sich auch Gerald Wissel, Luftverkehrsexperte der Beratungsgesellschaft Airborne an.

Sollte es zum vorzeitigen „Grounding“ von Air Berlin kommen, muss der zuständige Koordinator der Bundesrepublik die Start- und Landerechte von Air Berlin unverzüglich neu vergeben, so Wissel weiter. Das kann aber nur an eine Fluggesellschaft erfolgen, die auch die Kapazitäten hat, die entsprechenden Strecken zu bedienen. Daher geht Wissel davon aus, dass Ryanair für diesen Fall ein paar Maschinen in der Hinterhand haben will.

Zehn Verbindungen von Ryanair fallen täglich aus

Ryanair hat jetzt damit begonnen, die Flugverbindungen zu veröffentlichen, die bis zum 31. Oktober ausfallen sollen. Darunter sind zehn Verbindungen, die sogar täglich ausfallen sollen. Sie betreffen die Verbindungen nach

  • London (zwei Verbindungen), nach
  • Barcelona,
  • Mailand,
  • Rom,
  • Brüssel,
  • Dublin,
  • Madrid,
  • Lissabon und
  • Porto.

Ryanair teilt auf der eigenen Webseite mit, dass die Flüge der Passagiere wie geplant starten, wenn diese nicht zuvor eine E-Mail erhalten haben. Die Liste hat die Airline aber erst veröffentlicht, nachdem die EU und die britische Regierung das Unternehmen dazu gedrängt hatten.

Ryanair-Kunden, die von den Streichungen betroffen sind, sollen nach Unternehmensangaben zwischen einer Erstattung des Ticketpreises oder einer kostenlosen Umbuchung wählen können. Für beide Varianten stünden einfache Online-Formulare zur Verfügung. Allerdings erbat sich das Unternehmen eine Bearbeitungsdauer von „ca. sieben Werktagen“ für die Erstattungen der Ticketpreise.

Das „heillose Durcheinander“ bei der aktuellen Lage räumte auch Ryanair-Chef O’Leary ein. Zunächst hatte das Unternehmen nämlich nur die gestrichenen Flüge für wenige Tage im Voraus veröffentlicht. Daraufhin hatten sich Ryanair-Kunden in sozialen Netzwerken beschwert, sie wüssten nicht, ob sie von ihrem Urlaubsziel wieder zurückkommen würden. In der Folge schaltete sich EU-Kommissarin Violeta Bulc ein und forderte Ryanair auf, die Kundenrechte „in vollem Umfang“ zu respektieren. Gleichzeitig sprach Bulc von Entschädigungen, die Passagieren bei Verspätungen und Flugausfällen zustünden.

O’Leary erklärte, dass man derzeit die Urlaubsplanung bei Ryanair von einer Neun-Monats-Planung auf eine Jahresplanung umstelle. Daher müssten viele Mitarbeiter ihren Jahresurlaub in den kommenden sechs Wochen nehmen. Ab November 2017 mit dem Start des Winterflugplans werde sich die Lage aber wieder entspannen, so O’Leary weiter. Insgesamt würden die Flugausfälle mit 25 Millionen Euro bei Ryanair zu Buche schlagen, 20 Millionen Euro gingen davon als Entschädigungen an die Kunden.

Laufen Ryanair Piloten davon?

Möglicherweise sind die vielen Flugausfälle aber auch auf einen Pilotenmangel zurückzuführen. Die norwegische Airline Norwegian Air bestätigte, dass alleine in diesem Jahr bereits 140 Piloten von Ryanair zu Norwegian Air gewechselt seien. Derzeit rekrutiere man weitere Piloten für den in Dublin geplanten Standort.

O’Leary hält dagegen, es gäbe keinen Pilotenmangel bei Ryanair. Im Gegenteil, der Sommerflugplan von Juni bis August sei mit voller Besatzung durchgeführt worden. Anders sieht es die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Ryanair-Mitarbeiter hätten gesagt, dass viele Flüge gestrichen werden müssten, weil der Airline die Piloten davonlaufen. Die personelle Fluktuation bei der Airline sei enorm, zumal sie niedrigere Gehälter als die Konkurrenz zahle, so Markus Wahl, Cockpit-Sprecher, der „Mitteldeutschen Zeitung“ gegenüber.

Quelle: dpa

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