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„Rügenwalder Mühle“: Wurstproduzent springt auf Veggie-Zug auf

Der Wurstproduzent „Rügenwalder Mühle“ macht bereits 40 Prozent seines Umsatzes mit fleischlosen Produkten. Nun fordert er sogar dazu auf, weniger Tiere zu essen.

Lange Zeit standen der Konsum von Wurst und Fleisch für Wohlstand. Seit einigen Jahren ist der zu hohe Konsum jedoch verpönt. Selbst der Wurstfabrikant „Rügenwalder Mühle“ sprach bei seinen Produkten von der „Zigarette der Zukunft“. Mittlerweile geht der Hersteller den Weg zu vegetarischen Produkten nicht nur mit, sondern treibt ihn bewusst voran.

Keine Currywurst aus Fleisch mehr

Pünktlich zum 01. September hat „Rügenwalder Mühle“ das Ende seiner Currywurst aus Fleisch besiegelt. Der Hersteller aus Bad Zwischenahn im Norden von Niedersachsen brauche mehr Platz für seine vegetarischen Produkte, bestätigte auch Firmenchef Godo Röben. Er sagte auch, dass es „an der Zeit ist, mal 50 Prozent weniger Tiere zu essen“. Mittlerweile macht sein Unternehmen fast 40 Prozent des Umsatzes mit vegetarischen Produkten.

Weltweit nimmt das Interesse an Fleischersatzprodukten zu. Die Tabaklobby wirbt heute mit Rauchentwöhnung und E-Zigaretten, die Fleischproduzenten setzen auf vegetarische und vegane Produkte. Sogar der CSU-Politiker Alexander Dobrindt schwärmte zum Börsengang des US-Start-Ups Beyond Meat von fleischlosen Burgern, die er im Silicon Valley kosten durfte. Selbst bei der Fastfood-Kette „Kentucky Fried Chicken“ experimentiert man bereits mit veganen Gerichten.

Kritik am Veggie-Trend bleibt nicht aus

Allerdings bleibt auch Kritik am Veggie-Trend nicht aus. Bei der „Rügenwalder Mühle“ konnte man zu Beginn der vegetarischen Produktion nicht jeden überzeugen. Röben bestätigte, dass es zu Beginn der Produktion vor fünf Jahren große Widerstände gab. Schließlich galt der Vegetarier lange Zeit als „der natürliche Feind des Fleisch- und Wurstherstellers“. Allerdings betonte Röben weiter, dass das bisherige Geschäftsmodell nicht mehr zukunftsfähig gewesen sei. Erst 2014 führte die „Rügenwalder Mühle“ die Currywurst ein, jetzt wird sie wieder aus dem Programm genommen – auch weil die Vermarktung sich als schwierig erwies.

Röben erklärt, dass es drei große Probleme bei der Wurstherstellung gibt: Gesundheit, Klimawandel und Tierleid. In den letzten Jahren habe die Branche es übertrieben, vor allem Tierwohl und Klimaschutz sind demnach auf der Strecke geblieben. Zudem sei bereits absehbar gewesen, dass sich die Massentierhaltung aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung nicht verringern werde.

Trotzdem stößt der Veggie-Trend auch heute noch auf Widerstand. 2013 forderten etwa Grünen-Politiker einen „Veggie-Day“. Damals sprach man von Bevormundung. Christian Schmidt, der vor drei Jahren als Agrarminister tätig war, verlangte ein Verbot von Produktnamen wie „vegetarisches Schnitzel“ oder „vegane Currywurst“. Die Begriffe seien „irreführend“ und würden den Verbraucher verunsichern, hieß es in der Begründung. Mittlerweile diskutiert man dagegen über eine Fleischsteuer oder gar einen höheren Mehrwertsteuersatz für Fleisch. Mit den Mehreinnahmen sollen die Haltungsbedingungen der Tiere verbessert und die CO2-Emissionen gesenkt werden.

Doch unabhängig von den politischen Debatten – bei der „Rügenwalder Mühle“ lösen vegetarische Produkte mittlerweile nach und nach die klassischen Produkte aus Fleisch ab. In den letzten vier Jahren ist die Fleischproduktion im Schnitt um drei Prozent zurückgegangen. Trotzdem ist sich Röben sicher: „Den Menschen vorzuschreiben, was sie essen sollen, funktioniert nicht“. Er will ihnen deshalb Alternativen anbieten, sie aber nicht bevormunden.

Quelle: dpa

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