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Neuer Rekord bei Kindeswohlgefährdungen

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Die Jugendämter in Deutschland haben für das vergangene Jahr einen neuen Höchstwert bei Kindeswohlgefährdungen vermeldet.

Fast 62.300 Kinder sind demnach betroffen. Die Kindeswohlgefährdung startet bei der Vernachlässigung, geht über psychische und körperliche bis hin zu sexueller Gewalt. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 2.300 Fälle bzw. vier Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.

Erzieherischer Hilfebedarf gestiegen

In weiteren 68.900 Fällen lag zwar keine Kindeswohlgefährdung vor, allerdings ein erzieherischer Hilfebedarf. Auch hier gab es einen Anstieg um zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Den Angaben zufolge stieg ebenfalls die Zahl der im Vorfeld geprüften Hinweismeldungen zu einem Verdacht über eine mögliche Gefährdung. Die Zahl kletterte um drei Prozent auf 203.700 Fälle.

Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen hat sich auch langfristig erhöht. So stieg sie um 24.000 Fälle von 2012 bis 2022 an. Das entspricht einem Plus von 63 Prozent. Besonders deutlich stiegen die Fallzahlen von 2017 bis 2020. Damals betrugen die Steigerungsraten neun bis zehn Prozent pro Jahr. 2021 sanken sie dann wieder.

Den Angaben zufolge waren vier von fünf Kindern unter 14 Jahre, gut die Hälfte sogar jünger als acht Jahre. Fast die Hälfte der betroffenen Kinder (47 Prozent) nahm bereits eine Leistung der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch, als die Gefährdungseinschätzung erfolgte.

Was ist eine Kindeswohlgefährdung?

Der Staat spricht von Kindeswohlgefährdung, wenn erhebliche Schädigungen des körperlichen, geistigen und seelischen Wohls eines Kindes drohen oder bereits eingetreten sind. Die Jugendämter sind auch in Verdachtsfällen dazu verpflichtet, das Gefährdungsrisiko sowie den Hilfebedarf abzuschätzen. Das heißt, ein Hausbesuch sowie die Erörterung der Problemsituation mit Kind und Sorgeberechtigten ist vonnöten – zumindest solange, wie dies nicht dem Kinderschutz entgegensteht.

Obwohl die Zahlen erschreckend sind, kann der Kinderschutzbund Baden-Württemberg ihnen auch etwas Positives abgewinnen. Jeder aufgedeckte Fall ist demnach gut. Die Zahlen stehen für Menschen, die genau hinschauen und Verdachtsfälle konsequent melden. Eine deutlich gestiegene Sensibilität für das Thema sieht der Kinderschutzbund an Kitas und Schulen. Barbara Becker, eine der beiden Geschäftsführerinnen des Kinderschutzbundes Baden-Württemberg erklärte dazu, dass Kindergärten verpflichtet sind, beim Verdacht auf Kindeswohlgefährdung das Gespräch mit den Eltern zu suchen und tätig zu werden.

Auch beim Kinderschutzbund gehen immer wieder Anfragen und Telefonate von verunsicherten Eltern oder Nachbarn ein. Sie wissen nicht, wie sie sich beim Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung verhalten sollen. Laut Becker ist es am schlimmsten, gar nichts zu tun.

Wie aus den Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht, ist ein Drittel der Hinweise an die Jugendämter im letzten Jahr von der Polizei oder den Justizbehörden gekommen. Gut ein Viertel der Hinweise stammten von Verwandten, Bekannten, Nachbarn oder auch anonym.

Quelle: dpa

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