Tagtäglich gibt es weltweit mehr oder weniger heftige Erdbeben. Das derzeit noch bestehende Problem ist, dass nicht überall Frühwarnsysteme verfügbar sind. Sie wären aber wichtig, um den Menschen in den betroffenen Regionen die Sekunden Vorsprung zu verschaffen, in denen sie beispielsweise Gebäude und Aufzüge verlassen oder sich von den Stellen entfernen können, an denen die Gefahr schwerer Verletzungen durch herabstürzende Dachziegel oder Fassadenteile besteht. Inzwischen ist es Forschern gelungen, handelsübliche Smartphones mit einer speziellen App zu einem Erdbebenfrühwarnsystem zu machen.
Wie funktioniert das Smartphone als Erdbebenwarner?
Einsetzbar ist die neue Technologie bei den Smartphones, die über einen Beschleunigungssensor verfügen. Dass das wirklich funktioniert, haben die Wissenschaftler der Berkeley University mit verschiedenen Modellen über ein Jahr hinweg getestet. Inzwischen haben sie eine App zur Erfassung der Bebenwellen entwickelt, die unter dem Namen MyShake ab sofort in Google Play App-Store kostenlos herunter geladen werden kann. Momentan ist die App MyShake jedoch nur in einer Version für das Betriebssystem Android verfügbar.
Die App zeichnet Bewegungen auf, die dann entstehen, wenn das Smartphone selbst irgendwo abgelegt ist. Das Zielt ist, die von der App gelieferten Daten an einer zentralen Stelle zu sammeln. Dafür ist momentan die US Geological Survey, kurz USGS, zuständig. Mit 300 mit der App bestückten Smartphones lässt sich eine Fläche von bis zu 12.000 Quadratkilometern überwachen. Der Vorteil dabei ist, dass die Erfassung damit auch an den Stellen möglich ist, an denen keine Seismographen installiert wurden. Die Wissenschaftler der Berkeley University konnten in ihren Testreihen mit der App MyShake eine Treffergenauigkeit von 93 Prozent nachweisen.
Warum sind Erdbebenfrühwarnsysteme wichtig?
Welche immensen Schäden und Opferzahlen durch ein Erdbeben verursacht werden können, zeigte das Sumatra-Erdbeben im Jahr 2004. Bei dem Beben der Stärke 9,1 fanden 230.000 Menschen durch den anschließenden Tsunami den Tod. Mehr als 70.000 Todesopfer waren beim Erdbeben im italienischen Messina im Jahr 1908 zu beklagen. Vor allem die Opferzahlen der durch Erdbeben verursachten Tsunamis könnten durch ein flächendeckendes Frühwarnsystem deutlich gesenkt werden, denn nicht immer treffen die Wellen wie beim „Karfreitagsbeben“ im Jahr 1964 auf dünn besiedeltes Gebiet. Damals traf der Tsunami stellenweise mit einer Höhe von bis zu 67 Metern auf die Küsten des Prinz-William-Sunds.
Die Häufigkeit der Erdbeben darf ebenfalls nicht unterschätzt werden, wie ein Blick auf die aktuellen Zahlen beweist. Vom Mittag des 12. Februar bis zum Mittag des 13. Februar 2016 gibt die offizielle USGS-Statistik weltweit fast 140 Erdbeben an, von denen rund zwei Dutzend eine Stärke von mehr als 2,5 auf der nach oben offenen Richterskala hatten. Für die gesamte zweite Februarwoche 2016 weist USGS knapp siebzig Erdbeben mit einer Stärke von mehr als 4,5 aus. Von Mitte Januar bis Mitte Februar 2016 wurden acht Erdbeben mit einer Stärke von 6.3 und mehr erfasst. Sie fanden in Indonesien, Chile, Papua Neuguinea, Taiwan, Russland, Marokko, Alaska und Mexiko statt. Das beweist: Die Gefahr von schweren Erdbeben ist immer und überall gegenwärtig. Wer sich die App MyShake holt und auf seinem Smartphone installiert, trägt dazu bei, ein weltweites Frühwarnsystem aufzubauen.
Quelle: USGS, Heise
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